Seite - 22 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
Bild der Seite - 22 -
Text der Seite - 22 -
Mdasdy 22 NadaSdy
der nun folgenden stürmischen Periode
lebte er zurückgezogen, ohne einen öffent-
lichen Dienst zu bekleiden, bis er im
Jahre 4831 aus seiner Unthätigkeit her-
ausgeriffen und mit der Einführung einer
ordentlichen Gerichtspstege in Sieben«
bürgen betraut wurde. Auf diesem
Posten wirkte der Graf mit einer für das
große Ganze wohlthuenden, den Einzel»
nen, welche für die alten verrotteten
Zustände zu schwärmen liebten, freilich
mißliebigen Energie. In die Zeit seiner
AmtSwirksamkeit fallen die Verhandlun»
gen über die Einführung der wichtigsten
Gesetze, als z. B. das bürgerliche Gesetz-
buch, die Aufhebung der Avicität u. s. w.
Später wurde der Graf OherlandeSge^
richts'Präfident in Ungarn, stand dann
eine Zeit hindurch an der Spitze des
obersten UrbarialgerichtshofeS und über-
nahm am 18. Mai 1837 an Stelle des
Freiherrn Karl von Krauß ^Bd. XI I I ,
S. 149^ das Ministerium der Justiz.
Nahezu vier Jahre verwaltete der Graf
dieses Amt, während der ganzen Periode
des mit den kais. Verordnungen vom
3. März 1860 verstärkten und einberufe-
nen Reichsrathes, in welchem er mit der
Stelle eines Vice-Präsidenten betraut
wurde. Im verstärkten Reichsrathe selbst
nahm er mehrmal daS Wort. und zwar
anläßlich der Grundbuchsordnung, deS
Voranschlages für daS Justizministerium,
mehrerer Reformen in der Justiz, als
Einführung der Oeffentlichkeit und Münd»
lichkeit bei den Handels« und Seegerich,
ten, Einsetzung von Ortsgerickten in
Ungarn, Croatien, Slavonien, Wojwod
schaft und Banai zur Beilegung von
Bagatellstreitigkeiten. Entwurf eines Ge-
setzeS für Verlaffenschafts» und Kuratel-
angelegenheiten; ferner über Anlegung
von Waisencapitalien und in der Spra-
chenfrage. M. vertrat in den Debatten nicht den specifisch-ungarischen, sondern
den österreichischen Standpunct, wofür
ihm das Pamphlet: „Siebenbürgen in
den letzten vier Jahren" den „verhaßteren
Ungar" zu nennen beliebte, ein Titel,
den der Graf als Dank für seine Be»
mühungen Ungarn und Siebenbürgen-
von dem lästigen Drucke der Rechtslosig»
keit und mittelalterlichen Verationen zu
befreien, ansah und, staatsmännisch
genug, als eine Auszeichnung entgegen»
nahm. Nachdem der Graf am 20. Octo»
bcr 1860 das Portefeuille der Justiz
niedergelegt und gleichzeitig seine Wirk»
samkeit auf diesem Felde allerhöchst durch
Verleihung des Großkreuzes des Leopold-
Ordens anerkannt wurde, erfolgte am
4. Februar 1861 seine Ernennung zum
Präsidenten des verstärkten Reichsrathes.
I n dieser Eigenschaft ader thätig zu sein,
ward ihm keine Gelegenheit mehr gebo-
ten, da schon ein kaiserliches Patent vom
26. Februar d. I . einen aus zwei Hau«
sern bestehenden Reichsrath an die Stelle
des verstärkten Reichsrathes einsetzte.
Graf Nädasdy wurde in Folge dessen
für einige Zeit disponibel, trat jedoch
schon am 7. November 1861 als sieben«
bürgischer Hofkanzler — mit Minister«
rang — wieder in Verwendung. I n die-
ser Stellung blieb er bis zum 26. Juni
1865, an welchem Tage er zugleich mit
dem ungarischen Hofkanzler, Grafen
Zichy, auS dem Ministerium schied.
I n der Zwischenzeit wurde er — am
4. October 1863 — als lebenslängliches
Mitglied in das Herrenhaus des öster«
reichischen ReichsratheS berufen, an dessen
Berathungen er jedoch bei der Sonder»
ftellung Ungarns gegenüber den anderen
Kronländern deS Kaiserstaates begreif-
licher Weise nicht Theil nimmt. Ueber-
dieß ist der Graf Mitglied der ungarischen
Magnatentafel, seit 1824 Kämmerer, seit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon