Seite - 42 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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42 Nagy
jungen Jahren war N. in die kaiserliche
Armee getreten, welche er später als
penfionirter Rittmeister wieder verließ.
Die Bewegung deS IahreS 1848 riß
ihn jedoch bald aus seiner Unthätigkeit.
Das ungarische Ministerium ernanute
ihn nämlich anfänglich zum Major und
Commandanten der berittenen National»
garde des Pesther ComitateS. I n dieser
Eigenschaft führte er eine Abtheilung
seiner Reiter gegen die Raitzen. als am
13. October 1848 plötzlich die Nachricht
eintraf, daß ein etwa anderthalb Tausend
Mann starker raitziger Heerhaufen gegen
Großkikinda im Anmärsche sei — denn
im Süden hatte der die ungarische Re»
volution besudelnde Racenkampf bereits
begonnen. Nagy hatte ganz trefflich
seine Dispositionen getroffen, nur eS
unterlassen, den Commandanten jener
Truppen, welche eben Nagy's Verstär«
kung sehnsüchtig erwarteten, seinen An»
griffsplan, der aber in einer Umgehung
der Raitzen bestand, wissen zu lassen. So
geschah es, daß die Ungarn, als sie die
Verstärkung von einer Seite kommen
sahen, von welcher nach gewöhnlicher Be-
rechnung nur der Feind anrücken konnte,
Nagy's Leute mit Gewehr» und Geschütz-
feuer empfingen. — Kurze Zeit darnach
cückte Nagy zum Oberstlieutenant vor.
Am6. November führte er mit siegreichem
Erfolge den Ueberfall bei Großtacsa aus,
wo er eine Abtheilung Schwarzenberg.
Uhlanen und ein Detachement Infan-
lerie, welche gerade im genannten Orte
die Entwaffnung vornahmen, angriff und
aus dem Orte jagte. Nun wurde er Oberst
und bewahrte sich in allen Kämpfen, die
zwischen der Revolutionsarmee und den
Kaiserlichen statthatten, als ein ungcmein
tapferer Soldat. Am 6. April 1849
wurde er zum General ernannt und
commandirte selbststandig ein Armee- corps. Mit demselben schlug er sich
zwischm dem Mocsonok. und Waagstuffe
hartnäckig und meist mit Glück gegen
überlegene feindliche Streitkraft?. Nun
wohnte er der Belagerung und Ein-
nahme Ofens bei, an welch letzterer ein
wesentlicher Antheil ihm gebührt. Näh-
rend der ganzen Belagerung war N.
unausgesetzt thatig, und betheiligte sich
am 16. Mai bei der versuchten und am
21. Mai- bei der erfolgten Erstürmung
der Festung. Beide Male leitete er den
Sturm persönlich und war am 21. Mai
auch der Erste in der Festung, waS ihn
und seine Untercommandanten zu Helden
des Tages machte. Während der Be-
lagerung Ofens soll
sich zwischen Görgey
und Nagy ein feindseliges Verhältniß
entwickelt haben, in welchem von einigen
Geschichtsschreibern dieser unheilvollen
Zeit die Ursache von Nagy's nachmalt«
gem tragischen Ende gefunden wird. Noch
ist es nicht an der Zeit, noch sind nicht
alle Faden deS Intriguengewebes, welche
jene unheilvollen Kampfe herbeigeführt,
aufgewickelt, noch gibt es zu viele Par-
teistimmen. welche eine unbefangene Prü«
fuug des Für und Wider geradezu un»
möglich machen, es muß also auch hier von
Ursache und Wirkung abgesehen und nur
die einfache. wenngleich traurige That«
sache erzählt werden. Nach der Einnahme
von Ofen operirte Nagy noch einige
Zeit an der Waag. bis er am 16. Juni
bei Sempte von den Oesterreichern ange»
griffen wurde und nach einer tapferen
Gegenwehr eine entschiedene Niederlage
erlitt. Mit namhaftem Verluste, wobei
ihm vier Geschütze abgenommen wurden,
mußte er den Rückzug antreten. Görgey
stand indessen mit dem Gros der Armee
in Komorn, immer noch mit dem Ab«
marsche zögernd, als er aber endlich den»
selben am ^l3. Juli antrat, schloß sich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon