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Natorp 93 Natorp
Deutschland zurück, sang auf den ersten
Bühnen, längere Zeit in Dresden, Ham«
bürg und Berlin, und begab sich nun
nach Kopenhagen und Stockholm. So
feierte sie durch 14 Jahre Triumphe auf
verschiedenen Bühnen im Norden und
Süden, bis sie im Jahre l833 nach
Deutschland zurückkehrte. Aber schon
hatte das Alter — sie zählte bereits
63 Jahre — ihre Stimme gebrochen,
und indem sie im Jahre 1836 zum letzten
Male in Hamburg als Pygmal ion in
der gleichnamigen Oper auftrat, zog sie
sich nun gänzlich von der Bühne zurück.
Sie hatte nun zunächst die Absicht, in ihr
Vaterland Italien zurückzukehren und sich
in Florenz bleibend niederzulassen. Aber
indem sie vorher noch nach Berlin ging,
gelang es dort, sie als Lehrerin zu fesseln,
und sie gab dort noch einige Jahre
Unterricht in der Musik, manches jugend«
liche Talent ausbildend. Von Berlin
begab sie sich zuletzt nach Wien. wo sie
mit zwei ihrer Schwestern den Rest ihres
Lebens zubrachte und daselbst auch im
Alter von 77 Jahren starb. Marianne
Natorp, oder, wie sie auch sonst ge»
nannt erscheint, Nato rp'Stzssi. war
eine der größten Bravour-Sangerinen
ihrer Zeit. Mit seltenem Wohlklange
ihrer Stimme vereinte sie eine staunenä-
werthe Kraftfülle. Bewunderungswürdig
war sie in der Koloratur, in der Reinheit
ihrer Passagen, in denen sie die größten
Schwierigkeiten mit seltener Leichtigkeit
überwand. Dabei war sie in declamato»
rischer Beziehung ausgezeichnet und ver»
lieh ihren Partien auch dramatischer
Seits eine künstlerische Vollendung hohen
Grades. Von ihren Schwestern über«
lebten sie zwei; V ic tor ia , vermalte
Alexander, und Anna Mar ia , ver<
malte Neu mann; diese letztere war
selbst eine große Sängerin gewesen und hatte sich bis zum Jahre 4823 in der-
Gunst deS Publicums behauptet, dann
aber durch Krankheit ihre Stimme ver«
loren und sich ganzlich in's Privatleben
zurückgezogen. — Der obengenann»
ten Mar ia Anna Natorp'Sessi
ebenbürtig in den Gesangsmitteln, aber
durch einen frühen Tod der Kunst ent»
riffen war ihre dritte Schwester Impera«
trice^ welche ungeachtet ihrer nur kurzem
Laufbahn sich als Gesangskünstlerin einen
großm Ruf erworben hat. Sie war an
den Bruder ihres Schwagers Natorp,
an den k. k. Major von Natorp, ver«
heirathet und hieß also auch Natorp«
Sessi, und nur durch die Versetzung
ihrer beiden Namen unterschieden sich die
zwei Schwestern. Die erstere, deren Le«
bensskizze schon im Eingänge mitgetheilt
worden, nannte sich Natorp und-
N a t o r p . S e s s i , I m p e r a t r i c e
aber, ihren Familiennamen voranstellend,
Sessi« Natorp. Ungeachtet dessen wer-
<den doch beide Künstlerinen öftere Male
verwechselt, und es gibt Einige, die,
wenn von dem Schwesternpaare gespro»
chen wird, die Schwester Imperatr ice
als die eigentliche berühmte Sängerin
Sessi bezeichnen. Auch Imperatr ice
(im Jahre 1784 geboren) war mit ihrem
Vater im Jahre 1793 nach Wien gekom-
men, hatte sich daselbst in ihrer Kunst
ausgebildet und im Jahre 1804 zum
ersten Male die Bühne betreten, also zu
einer Zeit, nachdem ihre Schwester M a^
ria Anna bereits zehn Jahre öffentlich
gesungen und schon einen großen Namen
als Sängerin erworben hatte. Impe»
ratrice hat nur wenige Jahre gesungen.
Ein Jahr nach ihrem ersten Auftreten,
1303, heirathete sie den oberwahnten
Bruder des Gemals ihrer Schwester, den
Major von Natorp, sehte auch nach
ihrer Vermalung die betretene Künstler
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon