Seite - 110 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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bekannt. Auch die Symbolik Creuzer's
und selbst einige theologische Disciplinen
zog er in den Bereich seines Studiums.
Bis zu seinem Abgänge auf das Lew
meritzer Gymnasium, besaß er nur sehr
nothdürftige Kenntnisse der öechischen
Literatur, so kannte er z. B. die
Königinhofer Handschrift nur aus der
Uebersetzung Swoboda's, einige Ge»
dichte öelakowsky's M . I I , S. 345^
und Kollar's sBd. XII, S. 325^ aus
den Nachbildungen W enzig'S. I n Prag
aber, wo er die Bestrebungen der oechi»
schen Patrioten und mit denselben den
Geist und den Umfang der öechischen
Literatur kennen lernte, da holte er in
kurzer Zeit nach, was er bis dahin ver«
säumt hatte, und machte sich mit der Lite»
ratur seines Vaterlandes in allen ihren
Richtungen sorgfältig bekannt, ohne je-
doch darüber deutsche Wissenschaft und
Bildung, der er doch bis dahin Alles
verdankte, gering zu schätzen und zu
vernachlässigen. Nun begann er auch
selbst in seiner Muttersprache zu dichten,
und seine ersten metrischen Arbeiten er»
schienen in der öechischen Zeitschrift Tvst^
(d. i. die Blüthen), später, auch in der
Vöola (die Biene), im Viastinaii und im
Almanach Vsäns, (der Frühling). Nach»
dem er die philosophischen Jahrgänge
beendet, entschied er sich nicht sofort für
ein Fachstudium, sondern trieb vor der
Hand noch das Studium der damals
sogenannten Naturphilosophie Schel«
ling's, las dabei Oken und Schubert
und nachdem er sich mit den Hauptver»
tretern dieser Wissenschaft bekannt ge.
macht, wählte er das Studium der Me<
dicin. Er besuchte nun die Vortrage
Hyrt l 's IVd. IX, S. 464). der seit
4837 zum Professor der Anatomie an
der Prager Hochschule ernannt, dort den
Grund zu seiner europäischen Berühmt- heit legte, und hörte jene Redten,
bacher's über Chemie. Auch Johannes
Mueller. der berühmte Physiologe.
und Instus Liebig fesselten seine Auf.
merksamkeit. So zog er denn naturwis.
senschaftlicher Seits Alles in den Bereich
seines Studiums, was damals als groß
und bedeutend galt und sich auch später
als groß und bedeutend bewährte. Aber
für die praktische Medicin, für die Aus.
Übung des ärztlichen Berufes am Kran»
kenbette empfand er keinen Trieb in sich.
und so entschied er sich für eine Er»
zieherstelle in Wien, die er von 4843 bis
4846 versah uno sich während dieser Zeit
steißig mit Literatur beschäftigte. Das
Ergebniß dieses Studiums war eine
Folge von Forschungen über die ältesten
Denkmäler der Literatur überhaupt und
seiner heimischen insbesondere; sie erschie«
nen sämmtlich im öasoxis össkäko
UuLsull i) es find folgende: Tristram,
Alerandrcis. der Quacksalber. Bruchstücke
von Legenden, die Kindheit Jesu, der
Kampf der Seele mit dem Körper, die
Liebeslieder des Königs Wenzel, von den
sieben Märtyrern, die Waisenkinder, der
Mai-Traum, die Legende vom h. Alerius,
die Königinhofer Handschrift u. f. w.
Während seines Aufenthaltes in Wien
erschien auch selbftständig die Dichtung:
", d. i. Die Gegenfüßler, ein
lyrifch.didaktisches Gedicht (Prag 1844,
Pospischil, 8".), welches Professor Anton
Zavadzki bald darauf in's Polnische
übersetzte, Im Jahre 4846 kehrte N.
nach Prag zurück und übernahm eine Erzie-
herstelle im Hause des Ritters von Neu»
berg, welche er bis zum Jahre 1832
versah. In der Zwischenzeit, 1847, über-
gab ihm H avlisek^Bd. VII I , S. 98)
die Redaction der Biene (Vösla), welche
N. fast ausschließlich besorgte; in dersel"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon