Seite - 156 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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hatte Graf Erwin, als er dem vom
Corpscommando am 43. Juli erhaltenen
Befehle, sofort über Darmstadt nach
Aschaffenburg sich zu begeben, nachkam,
nur die kaiserlich österreichische Brigade
unter seinem Commando, welche aus
3 Bataillonen Wernhardt Nr. 16. 1 Ba-
taillon Reischach Nr. 24. '1 Bataillon
Heß Nr. 40 und dem Bataillon Nobili
Nr. 74, sämmtliche Bataillone ä. 6 Com>
pagnien. ferner aus dem neuerrichteten
Iäger.BataillonNr. 35 a 4 Compagnien,
dann aus einer acht. und vierpfündigen
Batterie, jede zu 8 Geschützen, einer
Munitionsreserve, 3 bespannten Sani-
tätswagen und einer Proviantcolonne
bestand. Nebenbei gesagt, macht Oberst
Rüstow in feinem Werke über den
Sechsundsechziger Krieg in Deutschland
den — unabsichtlichen oder auch absichi>
lichen — Irrthum, daß er obige Batail-
lone sämmtlich in Regimenter umwan-
delt. Am 14. Juli bestand Graf Erwin
mit seinen Truppen das Gefecht bei
Aschaffenburg mit einem namentlich an
Cavallerie stark überlegenen Feinde, denn
die von Goldbach aus gegen Aschaffen>
bürg in drei Colonnen vorrückenden
Preußen bestanden aus den Brigaden
Wrangel und Kummer, dem 43.,
53.. 13. und 35. Infanterie-Regi-
mente, dem westphälischen Kürassier»
Regimente Nr. 4 und dem westphali»
schen Huszaren.Regimente Nr. 8, nebst
4 Batterien. Es standen also 7 In«
fanterie-Bataillone und 2 Batterien der
Unseren. 4 feindlichen Infanterie«. 2 Ca-
vallerie«Regimentern und 4 Geschützbat-
terien gegenüber. Der Feind war dem»
nach mindestens doppelt so stark. Ueber
den Ausgang dieses blutigen, beiderseits
mit der größten Tapferkeit geführten
Kampfes, der bei dem Rückzüge der
Oesterreicher mit einem hartnäckigen Slraßenkampfe in Aschaffenburg endete,
gibt Graf Erwin selbst ausführlichen
Bericht in einem, zuerst in der „Allge«
meinen Militär-Zeitung" veröffentlichten
Aufsatze: „Das Gefecht von Aschaffen,
bürg", der auch in der Zeitschrift „Der
Kamerad" 1867, Nr< 13, S. 111, abge-
druckt ist. Derselbe bildet einen lehr»
reichen Beitrag zu den mancherlei Uebel»
ständen, welche das Mißgeschick der öfter«
reichischen Armee im Jahre 1866 erklä.
ren, überdieß bildet diese Darstellung
eine interessante, aber entscheidende Evi>
sode aus der Geschichte des Bruderkrie«
ges 1866 überhaupt. Im Jahre 1867
wurde der Graf Commandant der
14. Division in Preßburg, in welcher
Stellung sein Name im Februar und
März 1868 anläßlich eines Balles viel
genannt wurde, den der Presiburger
Honvsd-Verein — ein humanitärer, die
Unterstützung der hinterlassenen Witwen
und Waisen Honv6ds bezweckender Ver«
ein — veranstaltete, und zu dem derselbe,
den commandirenden Grafen Neipperg
und das ihm unterstehende Officierscorps
einlud. Zum Verständnisse der Sachlage
sei bemerkt, daß die Honvöds, welche im
Jahre 1848 die eigentliche Revolutions«
.armee gebildet haben, nach dem im
'Jahre 4867 bewerkstelligten Ausgleiche
mit Ungarn von Sr.Majestat dem Kaiser
in Gnaden aufgenommen und daß der
Kampf der Honvöds gegen die Existenz
und Einheit des Reichs und der Dynastie
vergeben und vergessen worden. Das
erhabene Beispiel des Monarchen, der
neben Soldatentugenden auch Regenten»
pflichten üben muß, findet insbesondere
unter den erwähnten Umstanden nicht
immer und so leicht Nachahmung. Als
demnach die Honvöd-Deputation vor
dem Grafen Neipperg erschien, um
ihm ihre Einladung zu dem Balle vor-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon