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Nesselthaler 497 NejseUhaler
nach Rom zu gehen und sich dort ganz
dem Studium der Kunst hinzugeben.
Sein Gönner Maulbertsch war ihm
zur Realisirung dieses löblichen Wunsches
in aller Weise behilflich, er gab ihm selbst
oder verschaffte ihm Arbeit von Anderen,
wodurch N. bei seinem rastlosen Fleiße
in den Stand geseht wurde, nach und
nach das nöthige Reisegeld zurückzu«
legen und nun die Reise auf eigene Kosten
anzutreten. I m Jahre 1779 machte sich
N. endlich auf den Weg nach dem Ziele
seiner Sehnsucht. Ueber Trieft, Vene«
dig, Bologna. Florenz kam er in Rom
an. Anfangs hatte er viele Schwierig«
keiten zu überwinden, um festen Fuß zu
fassen, aber endlich fand er bei dem be«
rühmten Maler Unterbergerd auernde
Beschäftigung. Dieser letztere hatte
nämlich den Auftrag, für den russischen
Hof die herrlichen Loggien Raphael 's
zu verfertigen. Unterberger nahm
Nesselthaler als AushilfSarbeiter auf
und anderthalb Jahre arbeitete er bei
Unterberger. Durch den Grafen
Lamberg erhielt er nun einen Ruf an
den königlichen Hof in Neapel. Die
Königin wünschte in ihrem Palaste zu
Caserta daS Bibliothekszimmer mit alle«
gorischen Fresken ausgeschmückt. Maler
Füger ^Bd. V, S. l^ j hatte bereits die
Zeichnungen entworfen und sich als Ge-
Hilfen zu seiner Arbeit unsern Nessel-
thaler erbeten. MitFüger in Gemein«
schaft vollendete N. diese Fresken zur
vollen Zufriedenheit dcr Königin, die. den
Künstler reich beschenkte. Von Neapel
kehrte N. nach Rom zurück, um dort
seine Kunststudien fortzusetzen. Um diese
Zeit beschäftigte man sich in Rom mit
Versuchen der bereits von den Alten
geübten, aber später verloren gegange«
nen Enkaustik. Diese Versuche, daS alte
Geheimniß wieder zu entdecken, wurden um so eifriger von Seite der Künstler
betrieben, als eS galt, für die russische
Kaiserin ein enkaustisches Cadinet darzu«
stellen. Auch Nesselthaler machte sich
daran und lieferte ein paar Probestücke,
die so günstig ausfielen, daß er den Auf«
trag erhielt, drei historische Gemälde in
dieser Weise auszuführen, diese Gemälde
wcrren: „Nie üldobrandinische Hochzeit"; —
„Alexander und Alliane", nach Raphael,
— und „Amur und Psyche in einer Vllnd-
schalt"; außerdem arbeitete er noch zehn
kleinere Stücke in Cameenart, die Figu»
ren weiß auf schwarzem oder dunkelblau«
nem Grunde. Die Arbeiten fielen zur
Zufriedenheit aus und N. war in AuS«
fühnmg anderer enkaustischer Gemälde
so glücklich, daß er die ganze Zeit seines
ferneren Aufenthalts in Rom mit Aus«
führung von Auftragen solcher Bilder
beschäftigt war. Indessen war diese an«
strengende Beschäftigung feiner Gesund«
heit nachtheilig geworden, und auf Rath
der Aerzte mußte er Rom verlassen, um
sich in der heimatlichen Luft zu erholen.
Nachdem er eine unter vortheilhaften
Bedingungen ihm angebotenen Einla»
düng nach St. Petersburg abgelehnt
halte, nahm er einen Ruf nach Salzburg
an, wo ihn Erzbischof Hieronymus
in seine Dienste nahm, und zwar mit der
Bedingung, für den Hof allein zu arbei«
ten. Im Jahre 1789 schlug nun N. in
Salzburg seinen bleibenden Wohnsitz auf,
es spater nur dann und wann, um Auf.
trage an anderen Orten auszuführen, ver«
lassend. Von den in Salzburg ausge«
führten Arbeiten N.'s sind anzuführen
zwei historische Stücke aus der Geschichte
der Deutschen, und zwar: „HerVann's Vnnd
gegen die Aömer" und eine „Kömische Ge-
2llMLchütt, die llon den Alemannen Frieden
erkantt". Beide Gemälde hatten den
vollen Beifall des Fürsterzbischofs gefun-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon