Seite - 206 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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Eigenthümer, Baron Ruschofsky an
Pokorny, bisherigen Director des Io»
sephstädter Theaters, verkauft, der nun
als minder glücklicher Rivale Carl 's
mit seiner Iosephstädter Theatergesell,
schaft dort Vorstellungen gab. Im Leo«
polstädter Theater — oder, wie es nach
seinem im Jahre 1847 bewerkstelligten
Umbaue genannt wurde, Carl'Theater
— wirkten nun der Director Car l
>M. I, S. 327), Nestro y und Scholz,
denen sich im Jahre 1881 noch der von
DirectorCarl mit einer Iahresgage von
6000 fi. gewonnene Komiker Karl Treu»
mann zugesellte. Nestroy's Beliebtheit
als Komiker, auf das Glücklichste secundirt
von seinen Possen, in denen er sich die
Rollen, die eben nur er spielen konnte,
an den Leib schrieb, steigerte sich von
Jahr zu Jahr. Das Carl.Theater mit
seinen drei Komikern Nestroy, Scholz,
Treumann, denn Carl selbst spielte
nur mehr ausnahmsweise — war eine
europäische Sehenswürdigkeit. Die jähr«
lichen Ferien benutzte Nestroy zu Gast»
spielen. Im Juni 1854 befand er sich
eben auf einem solchen im Friedrich Wil-
helmstadter Theater in Berlin, wo er in
der Rolle des Kampl in der gleichnami»
gen, von ihm gedichteten Posse Furore
machte, als ihn der Zustand Carl's, der
schwer leidend nach Ischl gebracht wurde,
veranlaßte, sein Berliner Gastspiel zu
unterbrechen und nach Wien zurückzu»
kehren. Dort übernahm er. als Carl
am 14. August in Ischl seinem Leiden
erlag, provisorisch die Leitung des Leo»
poldstädter Theaters. Der letztwilligen
Verfügung Carl 's zu Folge durften
seine Erben das Theater nur ein halbes
Jahr fortführen; hatte bis dahin sich
kein Käufer oder Pächter gefunden, so
mußte das Theater in ein Zinshaus
umgebaut werden, zu welchem Zwecke Carl eine Summe von 160.000 st.
baar deponirt hatte, mit welcher der
Umbau nach einem Plane, den er selbst
noch bei seinen Lebzeiten hatte entwerfen
lassen, ausgeführt werden sollte. Noch
vor Ablauf der gegebenen Frist hatte
Nestroy sich bereit erklärt, die Di«
rection des Theaters zu übernehmen.
Am 2. October 1834 wurde mit den
Erben ein Pachtcontract auf zehn Jahre,
jedoch mit dem Vorbehalt geschlossen,
daß nach Ablauf von fünf Jahren es
jedem der beiden Contrahenten freistehe,
zu erklären, eS sei mit Ablauf des sechsten
Jahres der Contract zu Ende. Am 1. No«
vember 1854 übernahm Nestroy desini-
tiv die Bühnenleitung, dieselbe mit sei»
nem Stücke: „Mädel aus der Vorstadt"
eröffnend, bei welcher Gelegenheit die
neue, von Lehmann gemalte Courtine
mit den Bildnissen der verstorbenen Di«
rectoren und Dichter deS Leopoldstädter
Theaters zum ersten Male benützt wurde.
Mit Umsicht und von allen Parteien hoch.
gepriesener Humanität leitete Nestroy
seine Bühne; im Jahre 1837 erlitt er
durch, den am 6. October erfolgten Tod
seines vieljährigen Freundes und Colle«
gen Scholz einen herben Verlust. An«
fangs April 1838 eröffnete er mit
27 Personen seiner Gesellschaft in Trieft
im neuerbauten Armonia-Theater eine
Reihe von 12 Gastvorstellungen. Wie«
oerholte Antrage zu Gastspielen in Pesth,
wozu ihm Director Gundy einmal die
fabelhafte Summe von 8000 Gulden
angeboten, lehnte N. ob der damals
herrschenden politischen Stimmung ent«
schieden ab. Es blühte zu jener Zeit in
Pefth die Nationaltracht-Manie, mit der
Unsitte, den Trägern deutscher Hüte die»
selben „anzutreiben", und das Absingen
der Nationalhymne, des „82Ü2g.t"i war
an der Tagesordnung. Den ersten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon