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Antrag schllig Nestroy aus mit derl
Entschuldigung: er könne nicht kommen,
da er fick soeben einen neuen „Cylinder"
gekauft; den zweiten mit einem Wortspiele
auf das „ä2Ü2Ht") „er wolle nicht mehr
gastspiel'n, er hab's ja a so,satt". Wit
verdientem Erfolge hatte Nestroy sein
Theater dirigirt und schon anfangs Fe»
bruar 4857 erklärt, daß er am 3l. Octo»
der 4860 seine Wirksamkeit sowohl als
Director wie als Schauspieler deschlie-
ßen und in's Privatleben sich zurück«
ziehen wolle, war er ja doch schon den
Sechzigen nahe und hatte das Komödie»
spielen wirklich „so satt". I n der That
hatte er aber während seiner sechsjähri«
gen Direction Erstaunliches als Director
und Schauspieler geleistet. Jedoch muß
hier ausdrücklich bemerkt werden, daß an
Nestroy's Theater» Directorium seine
langjährige Freundin Marie Weiler
einen nicht unwesentlichen Antheil in
der Geschäftsführung und eigentlichen
Bühnenleitung hatte. I n den 2074
Vorstellungen, welche unter seiner Di-
rection stattgefunden hatten. war er
selbst 1421 Mal aufgetreten. Zur anbe-
räumten Frist legte er seine Direction
nieder und zog sich nack Gratz zurück,
wo er sich in der Elisabethstraße ein
Haus gekauft und in demselben, den
Sommer über aber in Ischl, wohnte. Zu
Wohlthätigkeitsvorstellungen trat er noch
manchmal auf und auch seinem ehemals
gen Collegen Treu mann, der sich in<
Wien amDonau'Quai einHolzthcater ge»
baut, versagte er den Liebesdienst, in zwei
längeren Gastspielen mitzuwirken, nicht.
Das erstere eröffnete Nestroy am 4. Fe«
bruar 1861 und schloß es am 23. März
d. I . ; das zweite begann er am 4. De«
cember 1861 und schloß es am 4. März
1862. In Grah spielte er nach seiner
Rückkehr noch einmal am 29. April 1862 zu einem wohlthätigen Zwecke in seiner
eigenen Posse. „Umsonst" und schloß mit
den letzten, von der Bühne gesprochenen
Worten: „AlleS umsonst" seine theatra.
tische Laufbahn. Kaum vier Wochen dar-
nack. am 23. Mai Vormittags um
1()s/4 Uhr traf ihn der Nervenschlag,
dem er auch nach längerem Todeskampfe,
nich: volle 60 Jahre alt. erlag. Im Vor«
stehenden ist Nestroy's Laufbahn als
Schauspieler und Theaterdireo
tor in kurzen Umrissen gezeichnet. — Als
Possendichter begann N. in einigen
Jahren, nachdem er sich der Bühne zuge«
wendet, und zwar zum ersten Male im
I . 1827, in welchem er für das Gratzer
Theater „Nie Verbannung uns dem Zauber-
reiche, uder ilreissig Jahre ans deln Beben
eines Pumpen" schrieb. Ein Kapellmeister,
Namens Kinsky, sollte die Musik dazu
componiren, brachte sie aber nicht zu
Stande. Nestroy's Verlegenheit wuchs
mit jedem Tage und in seiner Noth wen»
dete sick N. an den mit ihm zugleich an
der Gratzer Bühne engagirten Ro t t ,
der glücklicher Weise Musik verstand und-
in aller Eile eine gefällige Musik zu dem
Stücke schrieb, von dem daS „Lumpen«
lied" noch bis heute im Volksmunde sich
erhalten hat. Später componirte Capell«
meister Adolph Mül ler ss. d. Bd. XIX,
S. 328. Nr. 2). der durck eine Reihe von
Jahren zu den meisten Possen Nestroy's
die Musik componirt, eine neue zu dem
Stücke. Das nächste Stück, welches nun
Nestroy schrieb, war das im Jahre-
1329 zur Aufführung gelangte: „Her
Goil am Hochzeitstage". Nach einer drei^
jährigen Pause und indem er bereits bei
Carl am Theater an der Wien engagirt
war, folgte im Jahre 1832 die große-
Ausstattungsparodie: „Zergetnhllllllle Ker-
kermeister, oder Adelheid, die uertalgte Wittib",
mit Musik von Adolph Mül ler , wozu
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon