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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
Seite - 211 -
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Seite - 211 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20

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Neftroy 21 l Neftroy einer Scenenreihe von die Grenze des Zu- lässigen erreichenden Conflicten zwischen Officieren und Nähterinen, und war reich mit den witzigsten Pointen ausgestattet. Bald nachdem er fie vollendet, erwachte in ihm selbst die Bedenklichkeit, fie zur Dar« stellung zu bringen, und schrieb er mit eigener Hand an den Rand des Manu« scriptes das Todesurtheil deS Stückes mit den Worten: „Ohne Zeugen hinge» richtet am 12. Jänner 1838". Später, als er seine Gastspiele bei Treumann begann, wollte er es dock damit ver« suchen und hatte es für jenes im Jahre 1862 bestimmt. Da stieg ihm aber das Bedenken auf, daß die für ihn geschrie» bene jugendliche Frauenrolle auf sein vorgerücktes Alter denn doch nicht mehr geeignet sei und so unterblieb aus diesem Grunde die Aufführung. Da es bereits der Direction des Quai.Theaters über» geben war, so sprach er nur noch den Wunsch aus. daß dieses Stück überhaupt gar nicht^zur Aufführung kommen möge, und in Folge dessen wurde es durch Nestroy's Erben von der Direction des Quai'Theaters zurückverlangt und befin- det sich zur Zeit im Besitze der Erben, welche beschlofsen haben, dem Wunsche des Verblichenen gemäß das Ltück nicht zur Aufführung gelangen zu lassen. Im Vorstehenden ist Nestroy's Lebenslauf und seine Thätigkeit als Buhn end ich« ter geschildert worden. — Nun möge Einiges über ihn als Schauspieler — und eben als solcher ist er von der höchsten Bedeutung — folgen. Lange blieb Nestroy, den später ein feiner Kritiker mit scharfem Kennerblicke den „Hogar th der 'Bühne" genannt, unbeachtet, als Baß« und Buffosänger war er auch trotz seiner guten Stimme und des komischen Elements, das er an sich trug, immer noch nicht an seinem Platze, er mußte sich erft selbst die Possen und in diesen die Rollen zurecht schreiben, um die unerschöpfliche Urkraft seiner grotesken Komik wirken zu las. sen. Bevor-Nestroy kam und tabula rgHg. machte mit den so lieblichen Feen» und Götterkomödien Raimund'S, da war noch der Wiener, , nicht das Wiener Publicum, sondern der Wiener überhaupt, zahm und gemüthlich, und darin steckt die bemerkenswerthe Kraft der Nestroy'schen Komik, daß ihre Wirkung nicht auf die Bühne beschränkt blieb, sondern daß sie dieselbe eigentlich recht erst außerhalb der Bühne, im öffentlichen Leben, vornehmlich aber im socialen Ver» kehre, ja selbst und nicht gerade zum Vor» theile, im Familienleben.äußerte. Alles Ideale mit den Siebenmeilenftiefeln seines groteskenHumors niedertretend,travestirte er Sitte wie Unsitte, Biederkeit wie Ver« lorenheit, und hielt, wie Emil Kuh sagt,, wenn er im Zuge war, seine ruchlos ko» mische Kraft ganz spielen zu lassen, nie inne mit seiner alles verwischenden Persiflage, und wenn er mitten im Spiele die Wirkung einer auf die Spitze gestellten Scene, eines Witzes, eines Couplets witterte, und sollte diese die Grenzscheide des Erlaubten über- schreiten, er hielt damit nicht mehr zurück, es juckte ihm in den Beinen, es kitzelte ihm in den Augen, bis er seine Abficht durchgeführt. Die grellsten Farben, da- mit sie auf die größte Entfernung wirk« ten, legte sich Nestroy für seine Palette zurecht, womit er dann die verkomme« nen Gestalten bemalte, die er in seiner zügellosen Phantasie schuf. Dazu gab er. auch noch eine besondere Würze, die bis- her in den Wiener Volksstücken kaum in Anwendung gekommen war: die Zote, und für diese Erfindung kann man ihm den mindesten Dank wissen. Unter ihm und besonders durch ihn entfaltete 14*
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Nabielak-Odelga, Band 20
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Nabielak-Odelga
Band
20
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1869
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
514
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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