Seite - 282 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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Neunwnn 282 Neumann
in der Zeit, als sie
mit ihrem zweiten Gatten
Neumann in Wien weilte, befreundet
hatte, die dĂĽsterste Periode ihres Lebens.
I n höheren Jahren, in beschränkten Ver-
mögensumständen, kränklich, von den
meisten ihrer Bekannten durch ihre Woh>
nung in einer einsamen Vorstadt ge>
trennt, verging ihr Leben in öder Ein«
förmigkeit und sie entbehrte des liebsten
Genusses, den sie kannte, des Umganges
mit unterrichteten Personen, sowie jeder
Erholung und Zerstreuung fast ganzlich,
da ihre Brustbeschwerden ihr nicht ein-
mal die Erheiterung eines Spazierganges
erlaubten. Dennoch hielt sie ihre kräftige
Seele aufrecht, und ihr heller Verstand,
ihre HerzensgĂĽte warfen auch auf dieses
farbenlose Dasein einige belebende Strah
len. Sie suchte auch jetzt noch zu nĂĽtzen
und wohlzuthun wie und wo sie konnte.
Sie beschäftigte sich mit der Sorge für
Arme, denen sie so viel als ihre Umstände
es erlaubten, mittheilte oder sie durch
Rath und Beistand unterstützte; sie ar«
beitete eifrig an KinderstrĂĽmpfen und
Kleidungsstücken für Kinderbewahr-An«
stalten, sie setzte, so viel es ihre Gesund»
heit erlaubte, den Unterricht befreundeter
Kinder oder junger Leute fort und so
gab sie ihrem einsamen, abgeschiede«
nen Leben Interesse und Gehalt. Am
liebsten blieb ihr aber doch die Beschäfti»
gung mit Lecture und eigenen literari»
schen Arbeiten. Was nun diese letzteren
betrifft, so wurde sie, wie schon oben
angedeutet, von ihren Freundinen und
vornehmlich von Therese Artner zu«
nächst dazu angeregt. Mit ihr zusam»
men, beide unter dem Pseudonym Nina
und Theo ne versteckt, gab sie „Feldbin,
men, unk ÄnglllN5 Fluren gesammelt uan Nina
und Ghlllm" (Jena 1800) heraus. Außer«
dem erschienen mehrere Beiträge von ihr
in dem von Wall ishausser in Wien herausgegebenen, durch Friedr. John's
treffliche Stiche verherrlichten Taschen»
buche „Aglaja". u. z. im Jahrg. 1815:
„Nie Familie Mallberg ader der Page. Gine Gr-
Zahlung"; — „Nie drei Fackeln. Gedicht"; —
1816: „Martin und Suse, oder der Nerggrist
des Karstes. Erzählung"; — „Nes Aitters
Grab. Gedicht"; — 1817: „Karl uan sa-
lernn. Gedicht in zwei Gesängen"; — 1818:
„Gnglnie Verengn"; — „Grat Andalph nun
Habslmrg. Smei Gedichte"; — 1819: „Ml-
Helm Herjllg nan Oesterreich. Orzählung";
dann in der „Morav ia" vom Jahre
1818 sMd nicht, wie eS bei Schindel
heißt, in der „Minerva"^, in den bei
Gerold im Jahre 1816 zum Besten
der Hausarmen in Wien herausgegebe»
nen „Abendunterhaltungen" und in der
zuerst von Schickh, später von Wit»
thauer redigirten „Wiener Zeitschrift
fĂĽr Kunst, Literatur. Theater und Mode"
mehrere Aufsätze, Erzählungen und Ge»
dichte. Auch versuchte sie sich — aber
nur einmal — im Dramatischen, und
ihr kleines Lustspiel: „Nie Elllllnie" wurde
im Hofburg'Theater, doch ohne Angabe
ihreS Namens, aufgefĂĽhrt. Alle diese
Arbeiten tragen nach dem AuSspruche
einer darin comvetenten Frau, nämlich
der Frau Karoline Pichler, den Stem«
pel eineS richtigen Verstandes, eines
gebildeten Geschmackes und einer würdi«
gen Denkart; sie sind ebenso correct als
flieĂźend 'geschrieben. Ueberhaupt war sie,
wie ihre Freundin sie schildert, eine Frau
von seltenen Geistesgaben, ausgezeichne»
ten Kenntnissen, echter Frömmigkeit und
hoher sittlicher WĂĽrde, welche sie antrieb
nicht bloĂź ihre Pflichten gegen Gemal,
Hauswesen, Freunde u. s. w. zu erfĂĽllen,
sondern sich selbst, als diese zum Theile
aufgehört hatten, freiwillig andere auf«
zuerlegen, um nicht nutzlos und selbstisch
durch das Leben zu gehen. Mar ianne
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon