Seite - 304 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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Haase's Söhnen in Prag aufgefordert,
seine Feder dem neubegründeten „Con>
stirutionellen Blatte aus Böhmen" unter
Freund Klutschak's Redaction zuzu>
wenden. Dort sind auch seine Beiträge
zu einer Geschichte des Reichstages 1848,
der Octobertage und der Vorbereitungen
zum Kremfierer Parlamente abgedruckt.
Während desselben wurden „Politische
Briefe" als Wochenschrift in Prag her-
ausgegeben, welche die nahende Reaction
scharf markirten und deßhalb auch vom
Kriegsgericht unterdrückt wurden. Auch
die Zeitschrift für jüdische Interessen
unter dem Namen „Wiener Blatter",
welche N. hierauf edirte, wurde, ohne
jede Angabe eines Motivs, ohne Proceß
und ohne Anklage, verboten. Wieder fand
auf Ordre des Kriegsgerichtes eine Haus
durchsuchung und Schriftenconsiscation
Statt, und endlich berief der Wiener
Polizeidirector den Schriftsteller N. in
sein Bureau und decretirte, derselbe
habe binnen acht Tagen die Stadt zu
verlassen. Gründe wurden natürlich keine
angegeben, aber später erfuhr man doch,
daß die „politischen Briefe" mit ihrem
brennenden Inhalt den nächsten Anlaß
zu dieser Maßregel gaben. Der ausge»
wiesene N. fuhr 1832 nach Trieft, wo
ihn Baron Brück mit den Worten
begrüßte: „sie haben uns beide jchon
fortgeschickt, macht nicht's, sie werden
uns wieder brauchen". Nach einem Fluge
durch Italien vermittelten Baron Brück
und der damalige Ministerialrath Dr.
Karl Hock, daß N. eine Reife nach der
Levante mit Aufträgen für den Lloyd
und zum Studium der HandelSverhalt«
niffe der Hafenplähe der Türkei machen
konnte. Die mehrmonatliche Reise wurde
bis Kairo, nach Jerusalem und in die
Stapelplätze des schwarzen MeereS aus-
gedehnt. Die Relationen über diese Reise kamen direct in die Hände des Freiherrn
von Brück und die dabei gesammelten
Erfahrungen kamen zum Theile auch dem
Dichter 3. A. Frankl zu Gute, als er
wegen der Herz»3ämel'schen Stiftung
sich nach Jerusalem begab, und spater dem
Schriftsteller Dr. Karl Linder, als er
diese Tour machte. Im Jahre 1854 reiste
N. nach England und Frankreich und
kehrte hierauf wieder nach Wien zurück,
wo wenigstens die Polizeiwillkür ihr
Ende erreicht hatte, und betheiligte sich
an Wertheimer's Wiener Geschäfts,
bericht. Mit der Niederberufung B ruck's
in's Ministerium begann N. eine neue
journalistische Thätigkeit, zumeist für
ausländische Blätter, wie „Augsburger
Allgemeine Zeitung". „Berliner Natio»
nalzeitung" u. a. m. DaS finanzielle und
national'ökonomische Gebiet war hiebei
vorwaltend. Nachdem der Reichsrath auf
Grund der Februarverfassung berufen
war, übernahm N. das Eigenthum und
die Redaction der „Oesterreichischen Zei«
tung", das Programm des Clubbs der
Unionisten vertretend. Nicht bloß bedeu»
tende publicistische Federn, Mitglieder
deS Abgeordneten» und Herrenhauses
und Fachbeamte der verschiedenen Res-
sorts , sondern auch leitende Staats»
manner legten während dieser Periode
hre Ideen in dieser Zeitung nieder, die
mit unerschütterlicher Confequenz an dem
aufgestellten Principe festhielt. Um so
begreiflicher, daß das Sistirungsministe»
rium in der „Oefterreichischen Zeitung"
gleich bei seinem Antritte der Geschäfte mit
der heftigsten Opposition begrüßt wurde,
und N. bald darauf die Redaction ab«
gab und das Eigenthum veräußerte.
Sich vollständig den finanziellen und
national'ökonomischen Studien widmend,
veröffentlicht seitdem N. bezügliche Arti«
kel im Volkswirth, Actionar u. a. Blät.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon