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Niembsch 326 Niembsch
„silbernem Kaffeehause" und spielte mit
Meisterschaft Billard, dichtete wobl auch,
suchte heitere Gesellschaft, die ihm vor
Allem Bedürfniß war; „er brauchte",
schreibt Schurz, „äußere Hilfsgenossen
gegen den inneren Feind. Wäre er ein
zchn Hofnarren neben einander gehalten".
So waren drei Jahre mit dem juridischen
Studium vergangen, als er es auch auf«
gab und mit einem Male — Medicin zu
studiren begann. Er machte es damit
wie mit jenem der Rechte. „Randweise",
wie Schurz es treffend nennt, trieb er
es mit ganzem Ernste, namentlich wenn
es gegen die Prüfung ging, die er dann
jedesmal mit ausgezeichnetem Erfolge
bestand. Von 1827 bis 1830 hatte er
den medicinischen Studien obgelegen, in
der Zwischenzeit aber einen herben Ver«
lust erlitten, im October 1829 war seine
Mutter gestorben, die ihn über Alles zart-
lich liebte. Nach dem Tode seiner Mutter
wohnte N. längere Zcit gemeinschaftlich
mit einem jungen galizischen Edelmanne.
Namens Nikolaus Boloz von Anto»
niewicz, der wahrscheinlich ein Bruder
des Dichters und berühmten Kanzelred,
ners Karl Boloz von Antoniewicz
^Bd. I, S. 48 j^ war. Dieser Freund war
selbst ein Dichter und N. übersetzte auch
dessen Gedicht: „Abschied von Galizien",
das sich in Lenau's Gedichten befindet,
aus dem Polnischen. Diese freundschaft-
liche Verbindung, wie der um diese Zeit
ausgebrochene Polenaufstand, den Alles,
was ein Herz hatte, im Geiste mit-
kämpfte und dabei stets auf der Seite
der Unterdrückten stand, gab Veranlas-
sung zu den vier in seiner Gedichten-
sammlung enthaltenen herrlichen Polen-
liedern, zu denen außer dem Vorgenann»
ten noch die drei: „Der Polenflüchtling",
„ In der Schenke" und „Der Masken. ball" gehören. Im Juni 1830 hatte N.
wieder zwei medicinische Prüfungen ab-
gelegt und es fehlte ihm nur noch eine,
auf welche er sich nun auch mit dem
angestrengtesten Fleiße vorbereitete, als
ihn, wohl zunächst in Folge der Ueber-
anstrengung, ein heftiges Fieber packte
und auf's Krankenlager warf. I n den
letzten Tagen des Juli sollte er auch die
letzte Prüfung machen, statt dessen fesselte
ihn Krankheit an's Zimmer und daS
Gramen mußte aufgeschoben werden. N.
machte es nie. Um sich zu erholen, mußte
er sofort Wien verlassen und in starken«
derGebirgsluft sollten dem angegriffenen
Körper und Geiste wieder ihre Rechte
werden. Mit Schurz zusammen reiste
er zu dem gemeinschaftlichen Freunde,
dem Dichter Schleifer, der am Traun-
see in Oberösterreich in einer wunderbar
schönen, von den herrlichsten Reizen der
Natur geschmückten Gegend wohnte.
„Ich halte mir mit der Linken die
Rechte", schreibt S churz. „damit diese
nicht in eine Schilderung unserer Wonne»
wochen zu Ort sich ergehe". Ort ist
nämlich der Name der Gegend, wo
Schleifer am Traunsee wohnte. Der
August war rasch dahingegangen und
N. zu vollen Kräften gekommen. An»
fangs September kehrte er vollkommen
gestärkt nach Wien zurück, wo kurze Zeit
darauf sein Schicksal für Lebenszeit eine
entscbiedene Wendung nahm. Seine
Großmutter, die Gemalin des schon
erwähnten Obersten Niembsch, eine
geborne Freiin von Kellersperg. war
im hohen Alter von 86 Jahren gestorben
und vererbte ein maßiges Vermögen an
ihre zwei Enkel Nikolaus Niembsch und
Therese Schurz. Mit dieser Erbschaft
gab sich N. zufrieden und ließ alles
fernere Studiren sein. Vergebeng war
das Zureden seiner Freunde, das Docto-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon