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Niembsch 331 Aiemösch
bat hier. Diese Verbindung, wie sehr
der Dichter sie anstrebte, kam nicht zu
Stande. Indessen arbeitete N. rastlos
fort. Seine Gedichte. mehrmals mit
köstlichen Zugaben bereichert, erschienen
unter seinen Augen in sieben Auflagen;
die Frucht seiner dichterischen und mensch«
lichen Lebenserfahrungen, Faust, die
seiner inneren religiösen Kampfe, S a-
vonarola. die Frucht der Zeitideen in
Philosophie und Politik, die Albigen,
ser, traten theils erneuert, theils neu
an's Licht, zwei Jahrgange des „Früh-
lingsalmanachs" wurden von ihm mit
gewissenhafter Genauigkeit bis zur Cor-
rectur, die er sich stets persönlich vorbe-
hielt, besorgt, ein episch.lyrisches Gedicht:
„Ziäka" begonnen und im Sommer
1844 ein anderes lyrisches Epos: „Don
Juan" nahezu vollendet. DaS aufge-
regte Dichterleben, das unstäte Wandern,
das viele Nachtwachen, verbunden mit
geistiger Anstrengung, der Mangel einer
jeden geordneten körperlichen Pflege, an
deren Stelle nervenzerstörende Reizmittel
von ihm angewendet wurden, dieß Alles
mußte endlich den Körper zerstören und
mächtig sein Bedürfniß nach Ruhe wecken.
Unter solchen Umstanden war daS Jahr
1844 herangekommen. Den Winter hatte
er mit Vollendung mehrerer poetischer
Arbeiten leidlich zugebracht. Ende März
reiste er nach Stuttgart, wo seiner viel
Arbeit harrte: die Durchsteht der sieben-
ten Auflage seiner „Gedichte", der zwei»
ten seines „Savonarola" und der „Al>
bigenser". Auch feilte er steißig und in
fast fieberhafter Hast an seinem lyrischen
Epos „Don Juan", das er — wenig-
stenS in den Hauptzügen — nahezu
vollendet hat. Die Herausgabe dieser
Dichtung verdankt man nach Lenau's
Tode der Sorgfalt seines Freundes und
Sangsgenoffen Anastasius Grün. der sich in dem der Dichtung vorangeschickten
Vorworte näher über dieselbe ausspricht
und bezüglich des Schlusses der Dichtung
die Bemerkung macht: „mag immerhin
in dieser Beziehung der vorfindige Ge»
dichtschluß als ein vielleicht nur „provi»
sorisches Nothdach" gelten, so wird doch
das cyklopische Mauerwerk seines mächti-
gen Unterbaues, als Zeuge einer gewal-
tigen Kraft und ungewöhnlicher Kühn-
heit, noch die spätesten Beschauer mit
Ehrfurcht und Bewunderung erfüllen
müssen". Nach so übermaßigen geistigen
und körperlichen Anstrengungen ging
Niembsch im Juli nach Baden-Baden
und wollte von dort ein Seebad — Sche-
veningen — besuchen. Eine Ahnung seiner
gebrochenen Kräfte möchte man in seiner
Aeußerung: „es geht mit beschleunigter
Geschwindigkeit holpernd und stürzend
thalab" erkennen. In Baden traf ihn
schmerzlich die Nachricht von dem Tode
seines innigen Freundes Alexander
Grafen Würt temberg, aber ebenda
machte er auch die Bekanntschaft einer
jungen liebenswürdigen Dame, Marie
Behrends aus Frankfurt a. M., deren
reine sanfte Seele sich in der anmuthig»
sten Gestalt spiegelte. Die Hoffnung
eines endlichen festen Lebensglückes er»
wachte in seinem auf den Wogen der
Dichtung hin und hergetriebenen Geiste
um so sehnlicher, als er täglich mehr das
Bedürfniß desselben fühlte und in fast
überraschender Eile feierte er das Glück
der erwiederten Neigung mit einer schnei«
len Verlobung. Bald darauf reiste er
nach Wien und an seinem Geburtstage —
13. August 1844. damals 42 Jahre alt
— überraschte er feine Freunde und Be>
kannten mit der Bestätigung dieser Nach-
richt, die sich mittlerweile schon allent-
halben verbreitet hatte. Aber wie erfreu-
lich einerseits die Thatsache war. so
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon