Seite - 463 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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Vberrauch 463 Oberrauch
Jahre 4766 wurde O. , nachdem die
Jesuiten von allen Lehrkanzeln entfernt
worden waren, öffentlicher Professor an
dcr Innsbrucker Hochsckule und trat am
22. November g. I . als vootor ^Iiko-
I0F1H6 sein öffentliches Lehramt an. Auf
demselben wirkte O. bis zum Jahre
1782, und es war dieß wohl die frucht-
barste Periode seiner rastlosen Thätig«
keit, in welcher er auf die moralische
und intellectuelle Bildung der studiren-
den Jugend sein stetes Augenmerk rich.
tete. Als im Jahre 1782 Kaiser Joseph
alle theologischen Bildungsanstalten in
den einzelnen Diöcesen aufhob, in Inns«
brück ein General-Seminar errichtete und
die Universität in ein Lyceum verwan«
delte. wurde O. bei der neuen Organi-
sirung der Lehrämter in Ruhestand ver<
setzt. Indeß war seine Beliebtheit bei der
studirenden Jugend so allgemein, daß er
auch jetzt noch von derselben immer
wieder aufgesucht und in zweifelhaften
Fallen zu Rathe gezogen wurde, was
der damals in Innsbruck herrschenden
Partei der Illuminaten ganz und gar
nicht zusagte. Mit Freude wurde daher
von dieser die Verfügung vernommen,
daß der Franziskanerconvent von Inns«
brück nach Lienz übersetzt sei, denn nun
sollten sie Ob er rauch's unliebsamer
Gegenwart enthoben werden. Aber es
kam nicht so, wie sie wünschten. Die seit
1781 in Innsbruck residirende Erzherzo»
gin Mar ia El isabeth, eine Tochter
der Kaiserin Mar ia Theresia, und
nachmalige Aebtissm. wünschte O., der
ihr Beichtvater war, in Innsbruck zu
behalten, und so blieb O. zum Verdruße
der Illuminaten in Innsbruck, als
Beichtvater der Erzherzogin und als
Missionär der Hauptstadt. Er versah letz«
teres Amt bis an seinen Tod, entwickelte
über innerhalb dieser ereignisreichen Periode nach verschiedenen Zeiten hin
eine einflußreiche Thätigkeit. So trug
er wesentlich dazu bei, daß, nachdem
Leopold I I . dcn Kaiserthron bestiegen,
die General.Seminanen im ganzen Reiche
wieder aufgehoben und die bischöflichen
Seminarien von Neuem eingesetzt wurden.
Als der auf den 22.Iuli 4790 einberufene
große Landtag in Innsbruck zusammen«
trat, auf welchem der Koiser die Be»
schwerden und Wünsche aller vier Stande
vernehmen wollte, war, wie seine Bio»
graphen melden, „Herkulan, der ein»
fache Franziskanermönch, das Orakel,
das die Abgeordneten, die fürstlichen
Hochstifte Trient und Brixen. die Aebte
und Pröpste, die meisten Deputirten vom
Herrenstande und noch mehr vom
Bauernstande besuchten und befragten".
Seine vaterländische Gesinnung bewährte
aber O. in den schweren Kriegsjahren
1793—4800. in welchen er Alles that
zur Erhaltung des patriotischen Gemein«
geisteS, wofür er natürlich von gegneri-
scher Seite manche Verschmähung und
Verunglimpfung einheimste. Vornehmlich,
im Jahre 1797 belebte er durch seine
Zusprüche die Anstalten zur Landes»
defenswn. war der Tröster und Rath»
geber fast aller südticolischm Familien,
die im genannten Jahre, vor denFranzo»
sen fliehend, nach Innsbruck gekommen
waren. So genoß Herkulan von allen
Classen der Bevölkerung unbegrenztes
Zutrauen. Als im Jahre 1805 die Erz-
Herzogin Mar ia Elisabeth Tirol
bleibend verließ, drang sie in Herku»
lan. ihr zu folgen. Aber der schon
hochbetagte Greis, der seine Tage gezählt
wähnte, mochte doch nicht in fremder
Erde ruhen und lehnte diesen gütigen
Antrag ab. Er blieb in Tirol, wo ohne-
hin die kriegerischen Ereignisse dieses
Jahres seinen Rath so nöthig machten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon