Seite - 467 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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Dbradomc 467 Obradovic
Mitglied des Klosters aufgenommen, bei
welcher Gelegenheit er seinen, bisherigen
Namen Demeter mit Dositheus
vertauschte, welchen er nun auch bleibend
führte. Nun brachte ihn sein Guardian
nach Karlowitz, wo ihn der Erzbischof
Nenadovic zum Diacon weihte. O.
blieb nun so lange in Hopovo, bis sein
Guardian von dem Metropoliten nach
Zisatovac relegirt wurde. Da ihn fortan
nichts mehr an das Kloster in Hopovo
band, floh er init fünfzehn Ducaten,
einem Geschenke seines bisherigen klöster»
lichen Wohlthateis, mit einem croatischen
Novizen heimlich nach Agram, wo er
einige Zeit verweilte und sich mit dem
Studium der lateinischen Grammatik
beschäftigte. Da sich seine Hoffnung, mit
einem illyrischen Felocavlcm als dessen
Diakon nach Schlesien — es war zur
Zeit dcs siebenjährigen Krieges — zu
gehen, nickt verwirklichte, begab er sich
auf den Rath eines Bischofs nach Dal»
matien, wo er so lange zu bleiben ge-
dachte, bis er sich die zu einer Neise
nach Kiew, wornach die Sehnsucht ihm
von seinem ehemaligen Hopovoer Guar»
dian geweckt worden war, erforderliche
Summe erspart haben würde. I n Dal-
matien brachte O. drei Jahre als Kin«
derlchrer zu. Als er in dieser Zeit erfuhr,
daß auf dem Berge Athos ein berühmter
Mönche. Eugenios Bu lgar is , der sich
auf deutschen Hochschulen gebildet, lebe
und griechischen Unterricht ertheile, be«
scbloß er. vorerst sich dahin zu begeben.
Mit hundert ersparten venetianischen
Duccnen begab er sich zunächst nach
Cüttaw, um sich von dort aus nach dem
ageischen Meere einzuschiffen. Als er
aber in Cattaro ankam, erkrankte er am
Fieber und mußte längere Zeit dort ver»
weilen. Zu Cattaro weihte ihn auch der
Montenegriner Bischof Basi l ius zum Popen (Priester) und dann kehrte er,,
um sich zu erholen, nach Dalmatien
zurück. I n dieser Zeit übersetzte er die
Homilien über die Apostelgeschichte des h.
Johannes aus dem Kirchenslavischeri in's
heutige Serbische, welche Uebersetzung in
tausend und mehr Abschriften unter dem
Namen: „Büchlein des Dosithej" die
Runde durch ganz Dalmatien machte.
Es war dieß der erste gelungene Versuch,
das Serbische als Büchersprache zu uer«
wenden, für welche bis dahin nur das
Kirchenslavische, ein südslavischer Dialekt
des neunten Jahrhunderts, in Anwen«
düng kam. Auch andere priesterliche
Functionen, wie z. B. das Beichthören,
übte O. jetzt aus, nicht wenig entzückt
über die Sittenunschuld der Dalmatiner,
deren größte Sünden darin bestanden,
daß sie am Mittwoch oder Freitag einen
Krebs oder Fisolen mit Oel gegessen,
oder gar ein unfolgsames Schaf aus»
geflucht hatten. Nun endlich schiffte sich
O. nach Athos ein. welches Ziel er fest
im Auge behalten hatte. Die Fahrt ging
zuerst nach Corfü, von dort nach Morea,
welche Halbinsel er wahrend zwei Mo-
naten zu Fuß durchwanderte. Von Nau«
plia kam er auf Athoä an, mußte aber
dort zu seinem Leidwesen vernehmen,
daß der gelehrte Professor Eugenios
durch Mönchöcabalen vertrieben worden
sei. So war denn seine Reise umsonst
gewesen. Als er nun erfuhr, daß auf der
Insel Patmos auch eine Schule sei, wollte
er über Smyrna dahin, fand aber in
Smyrna selbst eine von etwa 30 Schü«
lern besuchte Unterrichtsanstalt, welche
ein Priester Hierotheos leitete und
in dessen Hause O. unentgeltlich Kost
und Wohnung fand. „An dieses Sokra«
tes Seite verlebte O. , wie er selbst
berichtet, drei selige Jahre und hätte noch
einmal so viele verleben können und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon