Seite - 468 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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Dbradovic 468 Gkradovic
wollen, bäite nickt der bevorstehende
russifch.türklsche Krieg ihn genöthigt, an
seine Sicherheit zu denken. So verließ er
denn Smyrna, kehrte über Korinth und
Patra nach Corfü zurück, machte einen
Ausflug zu den Albaniern nach Hormovo.
wo es ihm so gefiel, daß er ein Jahr
daselbst verweilte und in dieser Zeit daS
Albanesische erlernte. Von Hormovo
begab er sich wieder nach Corfü, betrieb
dort unter geschickten Meistern das
Studium der lateinischen und griechischen
Classiker und reiste dann über Venedig,
Dalmatien. Trieft nach Wien. Daselbst
machte er Halt und blieb volle sechs
Jahre, mit dem Unterrichte der serbischen
ilnd griechischen Jugend sich beschafti
geno. während er selbst eifrig das SW
dium der französischen, italienischen und
deutschen Sprache betrieb. Der damalige
österreichisch-serbische Grzbischof Vmcenz
Ivanovic-Vid i ik nahm O. zum
Puvatlehrer für seine Neffen auf, mit
ih.l^i sollte er nach zwei Jahren eine
Ä.'ise nach Deutschland machen. Als sich
dies«: Hoffnung nicht ei füllte, begab sichO.
nach Trieft und ertheilte daselbst wieder
Unterricht, zugleich emsig sparend, um
mit eigenen Mitteln die ersehnte Reise
nach Deutschland antreten zu können.
Statt dieser Reise machte er aber eine
zweite nach dem Orient, auf welcher ihn
ein russischer Archimandrit (Abt) mit-
nahm. der nur russisch und walachisch
verstand und dem die Begleitung des
sprachkundigen, kenntnißreichen O. sehr
willkommen war. Als sie aber nach
Constanlinopel gekommen waren, zeigte
sich daselbst die Pest. O. schiffte sich
demnach mit einem polnischen Prälaten,
der, um gefangene Christen auszulo«
sen, nach dem Orient gekommen war,
nach der Moldau ein, wo er vor der
Hand Halt machte, und wieder Schüler unterrichtete. (3in Jahr blieb O. da,
dann ging er in Gesellschaft moldauischer
Kaufleute über Lemberg nach Leipzig,
übernahm in Halle die Aufsicht über
zwei junge Moldauer, die dort studnten,
vertauschte die bisherige südslavische
Tracht mit der deutschen und schrieb sicl)
selbst zum Besuche der Kollegien ein.
Dort, wo fast jeder Tag ein neues Buch
brachte, an diesem reichen Born der
Wissenschaft fühlte sich der Wissens,
durstige, nach deutscher Bildung lechzende
junge vielgereiste und vielerfahrene
Pope ganz in seinem Elemente. Als er
vernahm, daß Bre i tkopf in Leipzig
auch russisch drucke, übersiedelte er mit
seinen beiden Zöglingen dahin und ließ
zuerst, 4783. in gemeinserbischer Sprache
mit russischen Lettern daS W^rk: „Men
und Schicksale des Nrmetriuö Obradamitsch,
s genannt, van ihm Zelbst
and herausgegeben" drucken, ein
Buch, gleich interessant durch Inhalt wie
Vortrag und worin in glücklicher Erkennt«
niß der veränderten Verhältnisse der Ver-
fasser seinen Landsleuten die Nothwendig«
keit nachwies, statt der so viclen Klöster
Unterrichtsanstalten zu gründen, da der
für das Mittelalter entsprechende klöster«
liche Geist der Leitung in diesen Anstalten
für die spätere Zeit überhaupt sich nicdt
mehr recht eigne. Dieser noch heute bei
den Serben dochgeschätzten Biographie
ließ O. ein anderes Werk folgen: „Nüth
der Vrrnnntt" (80vM 2ära.voF3.1-ll.2u.u22),
eine für den geistigen Culturzustand seiner
Landsleute bearbeitete Moralphilosophie'
dann übersetzte er im Jahre 1784 Zol«
likofer's Predigt üder Jacob 3. 2.,
betrieb nebenbei seine eigenen Studien
und, nachdem er in zwei Jahren sich
fünfzig Ducaten erspart, unternahm er
seine längst beschlossene Neise nach Frank«
reich und England, in welch letzterem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon