Seite - 469 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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Wbradovic Gbradovir
Lande ihn vor Allem die Schönheit der
Frauenzimmer bezauberte, welche er
ebenso kurz als treffend charakterisirt:
,es gibt auch in anderen Ländern Schön«
heiten, aber sie wissen, daß sie es find,
während die Engländerinen sich weder
darum zu kümmern, noch zu denken oder
zu wissen scheinen, daß
sie schön
sind
wie
Engel". I n London quartirte sich O.
bei einem Schulmeister ein und blieb dei
ihm drei Monate, bis die zunehmende
Ebbe seines Beutels ihn an die Rückreise
mahnte. Da hatte er das Glück, am
Tage vor seiner Abreise mit Mr. Liv ie,
einem englischen Gentlemen alten Kerns,
bekannt zu werden. Dieser nahm O.
gastlich in scin Haus auf und lehrte ihn
zu gleicher Zeit englisch. Die Gattin,
welche das Griechische verstand, ließ ihn
zur Uebung Aesop's Fabeln in's Eng.
lische übersetzen. Dann las er mit Hilfe
seines englischen GönnerS Aodison,
Swi f t , Pope und andere englische
Schriftsteller und endlich nach sechs«
monatlichem Aufenthalte kehrte er. von
dem berühmten Medicus Fo rdyce mit
ciner kleinen englischen Bibliothek, von
seinen übrigen Wohlthätern mit Guineen
auf- die großmüthigst? Weise beschenkt,
über Hamburg, Leipzig nach Wien
zurück, wo es zunächst galt, dem durch
die Reise erschöpften Beutel neuen Zufiuß
zu verschaffen. Im Jahre 4788 ließ er
bei Brei tkopf in Leipzig sein nächstes
Werk drucken, nämlich 160 äsopische
Fabeln aus verschiedenen Sprachen, mit
ausführlichen, wie Kopi tar schreibt, die
reinste Tugendliebe und glühenden Pa-
triotistnus athmenden Epimythien, nebst
einem Anhange von Briefen als Fort»
setzung seiner Biographie bis zu obge-
nanntem Jahre 4788. Bisher war
Obradovio' Selbstbiographie in deut»
schen Werken die Quelle der Nachrichten über sein Leben. Ueber seine folgenden
Schicksale gibt sein Neffe Gregor Obra»
dovi6, walachisch-illyrischer Schuloi«
rector im Banato. nähere Auskunft.
Von Wien begab sich O. nach Liefland,
wo er sich bei dem General Zor i6 ,
auch einer seiner Mäcene. längere Zeit
aufhielt. Aus Liefland kehrte er nach
Wien zurück und ließ dort ein serbisches
Gedicht auf die Befreiung seines Vater»
landes bei Gelegenheit der Ginnahme
von Belgrad drucken, ferner im Jahre
1793 eine Sammlung moralischer Schuf»
ten, darunter Uebersetzungen aus M a r-
m o nie l's Oont^L 1u.0r6a.11x u. A. Von
1788 bis 1802 scheint O. fortwährend
in Wien fich aufgehalten zu haben, wel«
ches er erst im letztgenannten Jahre
verließ, nachdem die illyrische Druckerei
nach Ofen verkauft worden war. Zunächst
begab er sich nach Venedig, wo ihm
serbische Kaufleute ein Iahrgehalt von
2000 st. aussetzten, daß er mit Muße
für sein Volk arbeiten könne. Dort ließ
er nun im Jahre 1894 durch seinen
Schüler Paul. Solar ic ein Handbuch
der Geographie nach Gaspar i her»
ausgeben; dort soll er ferner die grie»
chische Postille und Predigtensammlung
(x'^i-cxoö^s/.^) deS Moskauer Erz«
bischofs The 0 t 0 ki. welche die Gebrüder
Zosima in Moskau im Jahre 1796
(4".) drucken und unentgeltlich an alle
griechischen Kirchen vertheilen ließen,
übersetzt haben. Als im Jahre 1803
Venedig von Frankreich abgetreten
wurde, begab sich O. zunächst nach
Karlowitz. wanderte aber von dort im
September 1807 nach Belgrad aus, wo
er seine letzten vier Lebensjahre — etwas
spät heimgesucht von Ehren und Würden
— zubrachte. Damals meldeten die
deutschen politischen und literarifchen
Zeitungen von einem griechischen Philo«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon