Seite - 36 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - O'Donnel-Perényi, Band 21
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Oettl 36 Vettl
bruckS, lautet der Paragraph, hat meinen
Vater, der, obgleich arm, durch und
durch ein Ehrenmann war, als solchen
gekannt und geachtet. Ihm zu Liebe,
deffen Sohn zu sein ich stolz bin, wird
die Stadt Innsbruck es nicht verschmä-
hen, die nachfolgende Widmung in ihre
Obsorge zu nehmen; in seinem Namen,
der ohne Klage sich den Biffen Brot
vom Munde absparte, um mich auf seine
Kosten studiren zu lassen, bitte ich die
Stadt, die Gabe des armen Handwerker-
sohnes anzunehmen. Ich bestimme näm«
lich, daß nach dem Ableben meiner Frau.
ein die jährliche Rente von 200 st.
abwerfender Betrag in öffentlichen oder
sichergestellten Privatobligationen der
Stadtgemeinde Innsbruck zu Handen
deS städtischen
Ausschuffes zu dem Ende
zur Verfügung gestellt werde, daß auS
dieser Rente arme Studirende aus dem
niederen Gewerbsstande, die sich durch
Sittsamkeit, Fleiß und Fähigkeit aus«
zeichnen, mit jährlichen Unterstützungen
betheilt werden." Inhalt und Fassung
dieses Paragraphen kennzeichnen den
wackeren Mann, dem sein einstiger Unter-
gebener hiermit sein Opfer dankbarer
Erinnerung darbringt.
InnsbruckerTagblat t , XI . Jahrg. (l860),
Nr. 137. S. 604 ^au5 der Schrift des ehe,
maligen Gouverneurs von Oesterreich ob der
Enno, Dr. Alois Fischer, „Aus nieinem
Amtsleben". — Er innerung anOett l .
>Mn lithographirter Bogen, der nach Oett l 's
Tod? an seine Freunde und näheren Bekann,
ten vertheilt wurde und unter anderem einen
Auszug aus Oett l 's Testamente enthalt.)
Oettl, Ulrich (gelehrter Benedicti.
ner, geb. zu Achleithen in Nieder«,
österreich 12. Mai 1731, gest. zu Krems-
Münster 24. October 1793). In der
Taufe erhielt er die Namen Johann
Friedrich, welche er bei seinem Ein«
tritte in's Kloster mit dem Namen Ul- rich (UdalricuS) vertauschte. Er war
der Sohn adeliger Eltern und seine
Mutter Mar ia Anna eine geborne
Kugler von Au egg und Seckau.
Der Sohn kam nach Kremsmünster, wo
er im Stifte die Studien beendete und
dann in Salzburg an der von den Vene»
dictinern geleiteten Hochschule die Rechts»
wiffenschaften hörte. Nun kehrte er in das
Stift Kremsmünster zurück, übernahm
ein Lehramt am Gymnasium daselbst,
aber schon in ein paar Jahren, 1761,
erhielt er den Auftrag, über die Insti-
tutionen des Iustinian zu lesen und ver>
sah dieses Lehramt bis zum Jahre 1791.
Zugleich mit dieser Beschäftigung ver>
band er als zweiter Bibliothekar Arbei«
ten an der Bibliothek, wurde dann im
Jahre 1773 Subregens des adeligen
Convictes und PräseS der religiösen
Kongregationen. Nach Fixlmil lner'S
M . IV, S. 261) Tode übernahm er
als Decan die Leitung der Studien und
später auch der Hauptschule. die er bis
zu seinem im Alter von 64 Jahren
erfolgten Tode behielt. Oett l war ein
tüchtiger Nechtsgelehrter und Rechts-
lehrer. Im Drucke sind von ihm
erschienen: „Azs?o?'«a /«T'l's 6ii???e's«
(It^ras 1769, klenkkrät, 8".); —
„^N6^?^20NS6 '^«T-is NV^/s", towUL I
ot II (ibiä. 1770 6t 1771, §o.). Ein
drittes Werk Oett l 's: „iQLtiwtioues
illixkrialiuni" ^ blieb, wie Theodorich
Hagn indem in den Quellen bezeichne-
ten Werke schreibt, ungeachtet des von
der Censur erlangten Imprimatur gewis-
ser Verhältnisse wegen ungedruckt. Auch
war eS ?at6i Ulrich, der bald nach
Auflösung der Ritterschule (1789) —
denn das gegenwärtige k. k. Obergym«
nasium des Stiftes Kremsmünster war
ursprünglich eine k. k. adelige Akademie
oder Ritterschule — die Sitte wieder
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon