Seite - 72 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - O'Donnel-Perényi, Band 21
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Kitzbühel und verrichtete bei der Ver-
theidigung eben desselben Passes Strub.
am 11. Mai, wahre Wunder der Tapfer«
keit. Der bayerische Divifionsgeneral
Wrede hatte von dem französischen
Marschall Lefevre am 10. Mai Befehl
erhalten, den Paß Strub an der Grenze
Tirols zu nehmen und in Tirol vorzu
dringen. Die Aufgabe schien nicht schwie
rig. denn Wrede commandirte ein
Corps von 10.000 Mann und die Be
festigungen des Paffes waren schon früher
von der bayerischen Regierung gänzlich
zerstört worden' überdieß war die Be>
satzung des Paffes unbedeutend. Sie
bestand aus zwei Landesschützen'Com«
pagnien — die eine aus Stadt Kitz»
bühel, geführt von Hauptmann Johann
Hochenberger, die andere von Joch«
berg, geführt von Hauptmann Anton
Oppacher — mit einer halben Com»
pagnie deS österr. Linien-Infanterie»
Regiments Hohenlohe.Bartenstein und
einer halben Compagnie Jäger nebst
zwei Sechspfündern. Am 11. Mai, am
Christi Himmelfahrtstage, begann der
Feind den Angriff, mit einer furchtbaren
Kanonade ihn eröffnend, dem dann ein
Sturm der feindlichen Infanterie folgte.
Dieser wurde von den Tirolern abge«
schlagen. Wrede zog frische Truppen
heran; auch diese wurden von den
Tirolern geworfen; indessen waren die
beiden Geschütze im Paffe verstummt,
ihre Kanoniere waren von den Bayern
theils getödtet, theils schwer verwundet
und eine Kanone unbrauchbar gemacht
worden. Die Bayern unternahmen nun
einen dritten Sturm. Hauptmann Op«
pacher munterte seine Schützen zu
entschlossenem Widerstände auf, losge«
laffene Steinblöcke und Baumstämme,
Alles, was beweglich war, wurde auf die
stürmenden Bayern herabgeworfen und schleuderte die Stürmer in Reihen nieder.
Schon hatte der Kampf mehrere Stun«
den gedauert, viele Tiroler lagen bereits
todt, theils schwer verwundet, der Rest
war durch den furchtbaren Kampf er-
schöpft. Da zog General Wrede Nach.
mittags drei frische Bataillons heran
und befahl einen neuen Sturm längs
der ganzen Ausdehnung deS PafseS.
Mit dieser Uebermacht gelang es dem
Feinde, den Paß zu umgehen. Aber
.Hauptmann Oppacher schlug sich mit
einem kleinen Theile feiner Kampfgenos-
sen durch den Feind und zog über die
Gebirge von Pillersen sich zurück. So
hatte ein kleines Häuflein Tiroler
Schützen und österreichischer Soldaten
einem zwanzigmal überlegenen Feinde
Stand gehalten. „Es war" , schrieb
Staf f ler treffend, „ein Kampf wie in
den Thernopylen, und Oppach er wäre
ein Leomdas gewesen, hätte er hier
seinen Tod gefunden". Mehrere Monate
später, am 18. October. bewährte O.
seinen Heldenmuth bei der Vertheidigung
deS Kniepaffes bei Lofer, wo er den
Posten nicht nur gegen den ungestümen
Angriff deS wieder bei weitem stärkeren
Feindes behauptete, sondern diesen voll-
ständig zurückwarf, bis Unken verfolgte
und 230 Mann nebst 18 Offici'eren zu
Gefangenen machte. Nach beendetem
Kriege kehrte O. zu dem WirthS-
geschäfte, das er betrieb, zurück. Als
ihm im Jahre 1810 von Rösch man
schrieb, Kaiser Franz habe ihm in"
Anerkennung seiner Tapferkeit und HiN'
gebung eine Belohnung von 2000 fi.
zuerkannt, um welches Geld Oppacher
Jemand schicken möge, schlug O. dieses
Anerbieten mit dem Bemerken aus, nicht
mehr als seine Schuldigkeit gethan zu
haben, überdieß habe her Kaiser jetzt
ohnedieß genug Fasten und Sorgen. Mit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon