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ber nach seiner heimatlichen Sternwart,
zurück, an welcher er nun mit neuem
Eifer seine astronomischen Beobachtuw
gen und Berechnungen fortsetzte. Unter
Studien und wissenschaftlichen Arbeiten
> kam das Jahr 1796 und mit ihm eine
ganz neue Ordnung der Dinge in Italien
heran. Der neue Gewalthaber, klug
genug, die Männer der Wissenschaft,
wenn fie ihm nicht geradezu Widerstand
leisteten, theils in ihrer Thätigkeit unge
stört zu lassen, theils sie für die Erfolge
derselben zu ehren und auszuzeichnen,
wendete auch O. seine Huld zu. der ihm
in einer sehr ernsten Angelegenheit mit
entschiedenem Freimuthe entgegengetre»
tön war. Bei den durch den Regierungs«
Wechsel entstandenen Veränderungen in
der Administration war es denn gesche«
hen. daß man auf die Besoldung der
Professoren der Universität Pavia und
anderer Lehranstalten vergessen hatte.
Or ian i , gebeten, in dieser für so Viele
wichtigen Angelegenheit das Vermittler«
amt zu übernehmen, begab sick nach
Livorno, wo eben damals Napoleon
sich befand, und brachte die Angelegenheit
dem Consul vor. worauf Napoleon
sofort Befehl erließ, das Versehen gut
zu machen. Indessen setzte O. seine
Studien fort, wurde von Napoleon
zum Präsidenten der Commission er-
nannt, welche mit der Regelung der
Maße und Gewichte beauftragt war;
reorganisirte die beiden Hochschulen
Pavia und Bologna, und als Napo»
leon das italienische Institut gründete,
ernannte er ihn zu dessen besoldeten Mit»
gliede. Da aber der berühmte Astronom
von Palermo, Gius. Piazzi, sich unter
der Zahl der Ernannten nicht befand,
bat Or ian i , an seiner Stelle Piazzi,
dem um die Astronomie so Hochverdienten,
seinen (Oriani's) Gehalt anzuweisen, da
u. Wurzdach,,biogr. Lerikon. XXI. ^Ged er ja dessen nicht bedürfe. Man ging auf
dieses Anerbieten Or iani 's nicht ein.
aber es hatte die Folge, daß die nächste
vacant gewordene Stelle im Institute
dem Entdecker der Ceres zuerkannt
wurde. Nach Einberufung der Consulta
nach Lyon befand sich unter den dahin
berufenen Gelehrten auck Or ian i .
Nach Errichtung deS Königreichs Italien
wurde O. zum Ritter der eisernen Krone,
zum Grafen und Senator ernannt. Das
ihm angebotene Ministerium des Unter«
richts und das Bisthum von Vigevano
hatte er abgelehnt; aber in seinem Eifer
für die Wissenschaft übernahm er die
Messung des Meridians für den Zenith
von Rimini und jenen von Rom. welchen
er in Gemeinschaft mit de Cesaris
auch ausführte. Nachdem die Lombardie
wieder in Oesterreichs Besitz gelangte,
blieb O. ungestört in -seinen bisherigen
Functionen und übte dieselben noch
lange nachher aus. als ihm Kaiser
Franz I. in Rücksicht seines hohen
Alters gestattete, sich in den Ruhestand
zurückzuziehen. So wirkte er an der
Sternwarte der Brera, die vornehmlich
ihm ihre eigentliche Bedeutung verdankt,
bis zu seinem im Alter von 80 Jahren
erfolgten Tode. Seine wissenschaftlichen
Arbeiten veröffentlichte er wahrend der
Jahre 180.6—1810 in den von dem
italienischen Institute herausgegebenen
Denkschriften, unter denen die „Niementi
cli 1i'iF0Qom6tria slsloläioZ." als eine
classische Arbeit von Fachmännern be>
ichnet wird; frühere wissenschaftliche
Arbeiten, mathematischen, physikalischen
und astronomischen Inhalts, sind in den
KsNsriäi" der Mailänder Stern»
warte in den Jahren 1778—1834.
also in einer Reihe von 33 Jahren,
abgedruckt, und fast alle in dieser
Periode erschienenen Bände enthalten
30. August 1869.) 7
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon