Seite - 115 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - O'Donnel-Perényi, Band 21
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C) Min ski Vssolinski
sich für den Civil» oder Militärdienst ii
einer Weise auszubilden. wie sie in
Oesterreich zur Erlangung von Anstellun
gen im Civil» oder Militärdienste gefor>
dert wurde. Ebenso fand über seine
Bemühungen die Errichtung einer 3ehr
kanzel der polnischen Sprache und Lite>
ratur an der Lemberger Hochschule Statt
Nachdem er nun seine Geschäfte als
Deputationsmitglied glücklich beendet,
wählte er im Hinblicke auf seine litera
rifchen Neigungen und auf den Umstand,
denselben in der Reichshauptstadt jede
erdenkliche Unterstützung zukommen zu
lassen, Wien zu seinem bleibenden Auf>
enthalte. Er wohnte auch daselbst biS
an seinen Tod, und zwar abwechselnd in
Baden und in Wien, selbstverständlich an
ersterem Orte den Sommer über. Sein
Haus war der Sammelplatz einheimischer
und fremder Gelehrten. Schon im Jahre
4794 hatte der Graf den Entschluß
gefaßt, eine Büchersammlung, .zunächst
für slavische Literatur anzulegen, dehnte
aber diese Absicht, als sich ihm bei dem
Verkaufe der Klosterbibliotheken, die nach
der Aufhebung der Klöster in Oesterreich
stattfand, Gelegenheit darbot, treffliche
und seltene Werke aller Fächer und zu
wohlfeilen Preiscn an sich zu bringen,
auf eine allgemeine Sammlung aus,
behielt jedoch die geschichtlich.literarische
Richtung in nächster Beziehung auf sein
engeres Vaterland Polen-Galizien scharf
im Auge. So entstand die nachmals so
berühmt gewordene und noch heute von
Gelehrten in Ehren gehaltene Osso-
liiiski'sche Bibliothek, die später nach
Lemberg kam, wo sie noch sich befindet.
Um die mit jedem Tage wachsende
Sammlung auch geißig zu verwerthen,
berief er den gelehrten Samuel Gottlieb
Linde Md. XV, S. 498) zu sich. um
als Bibliothekar diese reiche Sammlung zu ordnen, der neben dieser Arbeit noch
eine zweite, das seinen Namen tragende
und verewigende polnische Wörterbuch,
zu Stande brachte, wovon in Linde's
Biographie Ausführlicheres erzählt wurde.
Nach Linde's Abgang berief Graf O.
andere tüchtige Männer an seine Biblio»
thek, darunter Joseph Siegert, Oi-.
Karl Joseph von Hüttner sBd. IX,
S. 409^. Der Graf selbst, deffm ver-
dienstvolles Wirken auch in den höchsten
Kreisen nicht unbeachtet geblieben, wurde
im Jahre 4808 zum geheimen Rathe
und mit Decret vom 16. Februar 1809
zum Präfecten der Hofbibliothek ernannt.
Des Grafen Amtsthätigkeit an diesem
großartigen Institute fällt in die denk»
würdige Periode der Invasion der Fran-
zosen in Wien, in welcher der General»
Secretär der französischen Museen, Herr
v. Denon, eine systematische Beraubung
der kaiserlichen Sammlungen und also
auch der Bibliothek organisirte. Graf
Osfoli i)ski wahrte mit seinem ganzen
Einflüsse und allen ihm zu Gebote
stehenden Mitteln die ihm anvertrauten
Schatze,. und verfaßte in französischer
Sprache ein vollständiges Bild des har«
ten und rücksichtslosen Verfahrens der
französischen Regierung gegoi: die Biblio»
thek. Auch sonst wirkte der Graf während
der 17 Jahre, in welchen er die Biblia
thek leitete, auf das Verdienstlichste füt
dieselbe. Im Jahre 1817 zeichnete Kai-
ser Franz den Grafen mit dem Corn«
mandeurkreuze des St. Stephan«Ordens
aus. auch erhielt er im nämlichen Jahre
die ständische Würde eines Oberstland»
marschalls, wurde im Jahre 1823
Oberstlandhofmeister der Königreiche
Galizien und Lodomerien und schon seit
1808 bis 1823 bekleidete er die Curatel
des galizischen Landwirthschafts.Institu.
tutes in Wien. Immer aber behielt er,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon