Seite - 450 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - O'Donnel-Perényi, Band 21
Bild der Seite - 450 -
Text der Seite - 450 -
Pendl 480 Pendl
des Frühergenannten, und hier lag er sei<
nem selbstgewählten Berufe auf das Eif>
rigste ob, aber in den stürm« und drang-
vollen Zeiten gab es wenig Bestellungen
und somit auch wenig Arbeit, was für ein
sich bildendes Talent eben nicht zuträg»
lich ist. Der mittlerweile in Tirol ausge<
brochene Aufstand brachte nebstdem schwe
res Weh über das Land, deffen Jugend
sich gegen den Druck der fremden Zwing
Herrn auflehnte und von diesen wieder
zur Verantwortung gezogen wurde. P,
entzog sich durch Flucht all diesem Iam>
mer, es war ihm gelungen, nach Oefter»
reich zu entkommen, aber es war eine
schwere Zeit des Kummers und unsäg»
licher Entbehrungen, denn wo er hinkam.
waren die Nachwehen des Krieges sicht-
bar und fühlbar, und Arbeit gab es nur
sehr wenig. Nach mannigfachen Bc.
schwerniffen und großen Drangsalen kam
P. endlich 1811 nach Wien, wo die Aus-
sichten auch nicht besser waren: die großen
Herrsä'llften hatten die Residenz verlas-
sen; tücdtige Künstler, wie Kießling
M . X I , S. 286^j und Klieber
Md. XU, S. 92) hatten keine Bestellun-
gen und die Akademie der Künste war
geschloffen. Nach vieler Mühe gelang es
ihm, ein paar Künstler aufzufinden, die
sich seiner annahmen, ihm Privatunter.
richt ertheilten, wie ihm denn auch durch
deren Vermittelung der Antikensaal der
Kunstakademie geöffnet wurde. So ar>
beitete nun P. zwei Jahre und etwas
darüber unter mancherlei Entbehrungen
auf das Fleißigste in Wien, und als im
Jahre 1813 der Rückkehr in sein Vater-
land nichts mehr im Wege stand, begab
er sich nach Tirol zurück. Von seinem
Geburtsorte, wo er sich nur kurze Zeit
aufgehalten, ging er, durch einen Brief
eingeladen, nach Meran. wo er gute
Aufnahme und bald auch hinlängliches Einkommen fand. Wohl mußte er sich
im Anbeginn mit Nebendingen beschäfti«
gen, die ebenso seineö Talentes unwür-
dig , als ihm nichts weniger als will«
kommen waren. Aber um seinen Lebens«
unterhalt zu bestreiten, bestand er auch
diese Prüfung und begann Fässer zu
malen, Modelle zu stechen, Zierathen zu
schnitzen und Bildnisse in Wachs und
Gyps auszuführen. Letzteres bildete seine
Haupterwerbsquelle. Bald jedoch, nach«
dem sein Talent erkannt und gewürdigt
worden, erhielt er auch ansehnlichere Be-
stellungen. So hatte er größere Crucifixe
mit Nebenstatuen für die Mariahilfkirche
in Lana und für das Kapuzinerkloster in
Meran auszuführen. Für die Kapuziner
m Botzm mußte er 38 Figuren zur
Weihnachtskrippe und Passionsvorstel-
lung schnitzen. Die Aufträge mehrten sick
und so kamen viele Kirchen von Nord«
und Südtirol in den Besitz eines und
des anderen Kunstwerkes aus Pendl 's
Hand. Den meisten Anwerth fanden
'eine Crucifixe, die bald außer Landes,
nack Deutschland und selbst nach Eng»
land, Rußland, ja nach Nordamerika
gingen. Man lernte die Kunstwerke des
bescheidenen, sonst ganz zurückgezogen
lebenden Künstlers immer hoher schätzen,
und in der That verdienten sie diese
Anerkennung um so mehr, als er, nur
sich selbst überlassen, ferne allen Kunst,
ammlungen und Kunstausstellungen, nur
die Natur, freilich aber in ihr die richtigste
Lehrmeisterin hatte. Wie dornenvoll aber
dieser Pfad der Autodidaktik für P. war,
erfahren wir aus einem seiner Briefe, den
er schon im höheren Alter an einen
Freund geschrieben und worin er das
Bekenntniß macht: „Je weniger ich noch
Einsicht und Praxis hatte, desto mehr
mußte ich mich plagen, um, fern aller
Hilfe, ein neues Werk in'S Dasein zu
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon