Seite - 465 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - O'Donnel-Perényi, Band 21
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Perxzel 463 Perczel
kischbecse am 25.; bei Iankofid und
Elemsr am 29. und bei Nagybccskerek
am 30., so daß er mit Bsm und
Vöcsey, die im Banate operirten, die
völlige Verbindung hergestellt hatte. Nun
wurde in Folge der glücklichen Operativ'
nen Bem's der Feind aus Tomaszovacz
vertrieben, bei Uzdin aufs Haupt ge-
schlagen, worauf am 10. Mai in Pan»
csowa der Einzug stattfand. So hatte
P. innerhalb weniger Wochen die ganze
Bacska siegreich durchzogen — aber doch
nicht bezwungen. Die Kriegsgeschichte
halt P. für solchen Nichterfolg nach
den vorerwähnten Siegeszügen ein star«
kes Sündenregister vor. Das Ganze
concenirirt sich jedoch nur in der einen
Thatsache: Perczel konnte mit sei«
nem unansehnlichen Eorps, das er zu
Muth und Kampf zu entstammen ver»
stand, wohl Alles, was stch vor ihm zum
Widerstände stellte. niederwerfen. die
besiegten Ortschaften und Gegenden aber
konnte er nicht, wie es strategisch ge«
doten war, auch nicht mit ganz kleinen
Abtheilungen seines ohnehin schwachen
Corps, besetzen und so deren Besitz sichern.
Die errungenen Vortheile waren nur
Erfolge seines Muthes und Ungestüms,
aber seine Siege waren verloren, sobald
er den Rücken wendcte. Während er
in's Banat zog, hatten die Naihen in
der Bäcska sich wieder erhoben, und was
er im April und Mai gewonnen, war im
Juni — und am geringsten durch seine
Schuld, wohl aber durch jene, die ihm
keine Verstärkungen hatten zukommen
lassen — wieder verloren. So mußte
denn P., da der Banus, der von Pesth
herabgekommen, inzwischen bedeutende
Verstärkungen an sich gezogen, am
4. Juni Titel räumen und sich in die
Mmerschanzen zurückziehen, nach einer
Niederlage bei Perlaß (20. Juni) über
o. Wurzbach, biogr. Lerikon XX?. den Bega»Canal gehen, wo er eine neue
Schlappe bei Altbecse erlitt, so daß er
über die Theiß zu gehen gezwungen war.
Die also erst gewonnene Bacska war dem»
nach wieder verloren. Aber diese Miß«
erfolge, über welche es zwischen dem Ge«
neral und der Nationalregierung zu
einem Briefwechsel kam, in welchem
Ersterer eine Grobheit entwickelte, die
oft die äußersten Grenzen des Erlaubten
überschritt, hatten P. nicht entmuthigt,
jedoch wurde er auf allgemeines Drängen
von der Südarmee abberufen. Als aber
die russische Intervention mit Macht her«
einbrach, konnte man keine Kraft, am we«
nigsten eine von Perczel's Bedeutung,
länger missen. In wenigen Tagen warb
cr wieder ein Corps von 8000—10.000
Mann. I n den ersten Tagen des Juli
stieß er mit seinem Corps bei Czegläd zu
der unter Wysocki's Befehl stehenden
Nordarmee, wo er auch den Oberbefehl
über die vereinten Armeen übernahm.
Die Nordarmee, welche vergeblich ver«
sucht hatte, sich mit Görgey zu vereini»
gen, mußte, von der österreichisch'russi«
scheu Hauptmacht gedrängt, bis nach
Szcgedin
sich zurückziehen. Hier sollte nun
die Hauptschlacht geschlagen werden; ehe
man sich aber dafür entscheiden konnte,
war die Obercommandantenfrage zu lösen.
Perczel sprach sich in heftiger Weise
nicht nur gegen die Ernennung Gör»
g e y's, den er längst offen des Verrathes
bezichtigte, sondern auch gegen jene von
Dembinski und M 6 s; ä. roS aus, und
ließ es dabei nicht an schweren und schar«
fen Angriffen gegen die Regierung selbst
fehlen. Die Folge dieses Verhaltens war,
daß in einem Ministerrathe vom 29.Juli
seine Enthebung vom Commando der
ihm anvertrauten Truppen beschlossen
wurde. Am 30. Juli gab ihm der Kriegs«
minister diesen Beschluß bekannt, P. über«
>.28. Februar 1870.) 30
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon