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seinen Unternehmungen nicht eben vom Glücke
begünstigt; im Hause jedoch und vornehmlich
aegen seine Gattin Helena, eine geborne
Orszagh, die Letzte ihres Geschlechtes, ein
Unhold sonder Gleichen. Anfänglich schlug er
sich in Erbitterung über des Vaters Schicksal
zur Partei Isabella's, der Witwe Zapo<
lya's, später aber ließ er sich für Ferdi»
nand gewinnen.' Noch sehr jung, kämpfte
er 1550 unter Bäthory gegen die Türken,
im folgenden Jahre wurde er mit einer Abthei«
lung Huszaren nach Genua geschickt, um den
König Mar im i l i an I I . und die Königin
bei ihrer Ankunft auS Spanten zu empfangen.
Den Entsatz der von den Türken 1553 hart-
bedrängten Feste Filek konnte er. „ruäis 1322»
7U2Y.HS bsM", wie ihn sein Geschichtschreiber
nennt, nicht bewirken und mußte die tapferen
Vertheidiger des Schlosses ihrem Schicksale
überlassen. Im Jahre 1354 wurde er HIkFistsr
lavenüeoruin und im Jahre 1355 Comman.
dant in den Comitaten diesseits der Theiß.
Eine erbitterte Fehde führte er gegen die
Dov6. welche zur königlichen Partei hielten
und als Erben der Paloczy die Herrschaft
Patak, welche Persnyi besaß, in Anspruch
nahmen. Aber er hatte in seinen Kämpfen
widrige Erfolge, entkam zu wiederholten
Malen mit genauer Noth der Gefahr, gefan»
gen zu werden, und er mußte es erleben, daß
sein Schloß Patak von seinen Gegnern auf
da6 Furchtbarste verwüstet wurde. Diese Miß«
erfolge schienen ihn bewogen zu haben, sein
ferneres Heil auf, Seite Ferdinand's zu
suchen. Durch des Erzbifchofs Olahi Ver-
mittlung suchte er in Gnaden bei König F er<
dinand aufgenommen zu werden. In der
That aelang eö auch den Bemühungen
Olähi 's und Andreas Bäthory's, daß ihn
König Ferdinand wieder in Gnaden auf»
nahm, aber die ibm von Zapo lya's Witwe
verliehene Würde eines ßsusraüs Oaviraneus
mußte er aufgeben. durfte aber die rincs
Kla^iLtsi' t^vernieornw. re^Hliun^ behalten.
Er fand sich nun am 3. September 1563 zur
Krönung Mar imi l ian 's in Preßburg mit
113 Reitern ein und trug dem Konige das
Schwert des h. Stephan vor; auch wurde er
zu einem der Commissarien ernannt, welche
das immer wiedrr. aber stets vergeblich ge»
stellte oium äbLiäsi-iuiv. der Grenzberichttgung
mit Polen zum Abschlüsse bringen sollten.
Noch führte er, als der kaiserliche General
S'chwendi sich ansckickte>. Tokaj zu belagern,
dem Heere desselben 400 Reiter un2 50U Fuß-
v. Wurzdach, biogr. 3erikon. XXI. ^Vcd ganger zu, und brachte auch am 11. Februar
t663 die Feste zum Falle. Den Rest seines
Lebens verlebte er — gichtischer Leiden wegen
— in Unthätigkeit, bis er. erst 33 Jahre alt,
starb, ohne von seiner Gattin Erben zu hin-
terlassen. Seine großen Güter sielen nun dem
Fiscus anheim, nur Terebes nicht, das er
seiner Gemalin Helena ^s. die Folg.) als
Witttyum verschrieben hatte. — 9. Helena
(gest. 1. Mai 1369), die wenig beneidend
werthe Gattin des Vorigen ist eine ge.
borne Orszägh. Sie war eine Schwester
Christoph's Orszägh de Guth. des letz-
ten Sprößlings dieser einst berühmten Fa-
milie. An der Seite ihres Gatten lebte sie
ein bedauerliches Dasein. An seiner Tafel
durfte sie mit keinem Manne sprechen, keinen
Mann ansehen, nicht aus den Fenstern des
Schlosses schauen, die jedesmal, wenn er das
Schloß verließ, sorgfältig verschlossen und von
ihm mit seinem Siegel versiegelt wurden.
Einmal während seiner Krankheit, als sie ihn
auf das Sorgfältigste pflegte, hatte sie zufäl-
liger Weise das Gewand seines adeligen Va«
fallen Stephan Sem sey berührt. Wüthend
vor Zorn, befahl er, sie sofort in den Kerker
zu sperren, wo sie Hungertodes sterben sollte.
Nur den dringendsten Vorstellungen seiner
Freunoe gab er endlich nach und nahm seinen
Befehl zurück, dafür aber wurde der junge
Sem sey eingekerkert und bald darauf ver<
giftet. Als Persnyi selbst schon dem Tode
nahe war, zwang er ihr das Versprechen ab,
nicht zum zweiten Male zu heirarhen. Sie bat
ihn, sich solcher unnützer Gedanken an die Zu-
kunft zu entschlagen. da sie an dergleichen bei
seinem Leiden nicht denke. Gabr ie l aber, von
seinem Argwohn, sie stehe in einer heimlichen
Verbindung, befangen, ließ seinen Leibarzt
Johannes Vi tus rufen und zwang denselben
unter Androhung augenblicklichen Todes zur
Bereitung eines wirksamen Giftes, das er mit
eigener Hand der arglosen Frau kredenzt haben
und dem sie wenige Tage nach seinem Tode
erlegen sein soll. Diese Darstellung des EndeS
der als tugendhafie und tadellose Hausfrau
geschilderten Helena, wie der Hofkanzler
und Bischof von Großwaroem Franz For»
gach im 17. Buche seiner „Nsi-uui kuuFüi-i-
gibt, ist falsch; wenigstens hat Helena den
Giftbecher nicht geleert, denn sie lebte noch
zwei Jahre nach Gabriel'S Tode zu Tere-
veö, wo sie am i. Mai !369 starb, wie
Magister Szikszay in ihrer zu Witttnberg
.28. Februar 1870.) 31
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon