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der Förderung der Reformation zu, die ihm
vor Allem zur Verstärkung seines Anhanges
behilflich sein sollte. Er trat nunmehr offen
als Beschützer der Reformation auf. Auf sei.
nen Besitzungen in Ujhely und dann in Patak
predigten. 1332, die ersten Reformatoren, an
letzterem Orte ließ er durch Vermittlung sein«
Lehrer und Hofprediger Stephan Kopächy
und Michael Sztäry eine reformirte Kirche
erbauen und errichtete zugleich eine Sckule.
Nun knüpfte er mit So l im an zur Neali»
snuna seiner Pläne Unterhandlungen an. ging
diesem, um persönlich noch wirksamer zu
unterhandeln, bis nach Mohacs entgegen.
Dort aber wurde er, nachdem er am ersten
Tage in ehrenvoller Weise empfangen wor»
den. am folgenden gewaltsam verhaftet (Juli
1532) und später von So l i man an Z a-
polya ausgeliefert, dem der Sultan sagen
ließ: er möge mit ibm nach Belieben ver-
fahren, dock ihm seinen Beschluß vor dessen
Ausführung mittheilen. Der älteste Sohn
Per6nyi'S. Franz. blieb aber als Geißel
in den Händen des Sultans, kam später nach
Constantinopel, wurde dort beschnitten und
in den Lehren des Islams aufgezogen. Durch
Fürbitte seiner Freunde und reiche Geschenke
an Zapolya's nächste Umgebung war es
aber Per6nyi endlich gelungen, von Za»
polya wieder die Freiheit zu erlangen.. I n
der ersteren Zeit nach wiedererlangter Freiheit
hielt auch P. treu zu Zapolya's Partei,
bestand mit wechselndem Glücke mehrere
Kämpfe gegen die kaiserlichen Generäle Leon«
hard von Fels (iäolonna) und v. Oppers»
dorf, endlich aber gelang es den Einflüsse«
rungen und den glänzenden, im Namen des
Königs Ferdinand geinachten Versprechun«
gen Kaspar Seredi 's, Persny i für die
österreichische Partei zu gewinnen. So lange
Zapolya lebte, trat wohl P. mit semen
Vlänen nicht offen hervor. Aber nach dessen
Tode hieli er sich nicht mehr zurück, gewann
auch den bisher Zapolya ergebenen. Ka»
locsaer Erzbischof Frangipan für die öster»
reichische Partei und suchte noch die Sieben«
dürger für Oesterreich zu stimmen. Mit Za>
p o lya'S Witwe hatte er dann Utlterhandlun.
firn eröffnet, durch welche sie bestimmt wurde,
unter gewissen Bedingungen Ofen und das
Reich an König Ferdinand zu übertragen.
Die Kampfe mit den Türken drängten für
den nächsten Augenblick die diplomatischen Ver»
Handlungen in den Hintergrund. Auch in die.
sen rettete P. bei mehreren Anlässen die Ehre der christlichen Waffen. Zu entscheidenden
Thaten kam es aber cwch da nicht. Da er«
- folgte. als sich P. zu einer Berathung nach
Gran begeben hatte, plötzlich seine auf kai-
serlichen Befehl ausgeführte Verhaftung. Man
beschuldigte ihn, daß er selbst nach der Krone
strebe und durch den Sultan, unter dessen
Oberherrlichkeit er
stehen wolle, die Erreichung
seiner Absichten betreibe. Die geringen Was,
fenerfolge gegen die Türken, woran aber zu<
nächst das eigenthümliche Verhalten des Chur-
fürsten von Brandenburg die Ursache war,
balfen diese Anschuldigungen bestärken, und
Persnyi 's offene Unterstützung der Refor-
mation trug eben auch nicht bei, ihn im mil.
deren Lichte erscheinen zu lassen. Von Gran
wurde V. zunächst nach Wien, von da nach
Wiener-'Neustaot gebracht. Heimliche Neider
und Gegner — und unter diesen, wie es
schien, vor Allen der schon erwähnte Kalocsaer
Erzbischof Frangipan — mochten auch
Persnyi 's Haft benützt haben, um daraus
Münze für ihren Vortheil zu schlafen. Aber
es fehlte ihm auch nicht an mächtigen Freun-
den, die theils offen den Act seiner Gefangen»
nähme verurtheilten. theils zu seinen Gunsten
sich auf das Ernstlichste verwendeten. Fange
dauerte die Untersuchung. Während der Haft
erlitt P. in seinem Vermögen durch die Tür<
ken. welche seine Schloff« Walpo und Siklos
genommen hatten, nroße Schädigung. Er -
selbst beschäftigte sich im Gefängnisse mit Lectüre
und litecarifcher Arbeit, unter anderen mit
der Uebertragung der wichtigeren biblischen
Erzählungen in ungarische Verse. Viele Jahre
nach seinem Tode wurde diese Uebersetzung,
mit Abbildungen ausgestattet, im Drucke her»
ausgegeben. Indessen war es gelungen, die
Beweise von Perünyi 's Sckuldlosigkeit zu
schaffen; P. wurde von Neustadt nach Wien
gebracht, um dann, wenn er gewisse Bedin«
gungen, die ihm gestellt wordcn, erfüllt hätte,
ganz in Freiheit gesetzt zu werden. Aber P.
kani so leidend in Wien an, daß er dort schon
wenige Tage darnach seinen Geist aufgab.
Während de6 Vaters Haft war sein oberwähn»
ter. zum Islam gezwungener Sohn Franz
aus Constantinoprl entflohen und nach Sie»
bendürgen gekommen, und diese Flucht seines
Sohnes wurde benützt, um den Vater des
engsten Einverständnisses mit den Türken zu
beschuldigen. Franz, im väterlichen Hause
ein Fremdling, ja als Moslem ein Gegen-
stand des Abscheues, soll, wie, ein Schriftstel«
ler des 17. Jahrhunderts. Wolfgang Beth«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon