Seite - 86 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
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Petöfi 86 Pötösi
als Mohrenprinz in Shakespeare'S
„Kaufmann von Venedig" sich gehörig
auslachen. Trotzdem blieb er vorderhand
bei diesem Stande seiner Wahl und gab
das Schauspielleben erst auf, als er so
sehr erkrankte, daß an ein ferneres Auf<
treten nicht zu denken war. Leidend,
iu den ärmlichsten Verhältnissen, von
Noth und Krankheit wechselweist gepei«
nigt, verlebte er einen schweren Winter
in Debreczin, und das wesentlichste Er«
gebniß dieser traurigen Epoche seines Le«
benS war die Erlernung der französischen
Sprache. Da erreicht ihn ein wahrer
Retwngsruf, Frankenburg's M . I V ,
S. 332) Einladung als regelmäßiger
Mitarbeiter seiner Zeitschrift „Hißtkspok"
(Lebensbilder) nach Pesth zu kommen.
In Debreczin hatte Petöf i bisher nur
von der Hilfe eines alten Freundes aus
der Oedenburger Schule, des nach»
maligen Journalisten Albert Pakh ^s. d.
Bd. XXI, S. 177) sein Leben gefristet.
Der Ruf nach Pesth kam demnach
unter den geschilderten Umstanden zu
sehr gelegener Zeit. „Dieser junge
Mann", schreibt sein Biograph und Ver«
breiter seines Ruhmes außerhalb der
Grenzen seines Vaterlandes, „ebenzwan«
zig Jahre alt, ging nun aus, die Welt
zu erobern. Mit drei Silberzwanzigern
in der Tasche, das Manuscript seiner
Gedichte unterm Hemd, die Stiefel mit
Stroh auswattirt. einen Knittel in Hän«
den, so machte stch Petäf i im December
1843 auf die Reise von Debreczin nach
der Hauptstadt deS LandeS zu Fuß,
33 Meilen vor sich, den Kopf voll von
großen Planen. So nahte der Genius
der ungarischen Poesie dem Sitze der
ungarischen Intelligenz." Die Theißüber«
schwemmungen und Pußtenverwehungen
hatten jedoch seine Ankunft in Pefth um
ein Betrachtliches verzögert. Er war ge- zwungen, den großen Umweg über Er«
lau zu nehmen, wo er bei Tarkä.ny
freundliche Aufnahme fand. und so langte
er denn erst im Frühjahre 1844 in Pesth
an, wo ihm ein gutherziger Schneider
gratis Quartier gab. I n Pesth begab
sich P. zunächst zu Ungarns damals
gefeiertstem. Dichter Vörösmarty, wo
aber der noch unbekannte und äußerlich
unscheinbare Poet im Anbeginn kühle
Aufnahme fand, die aber sofort in
wohlthuende Wärme umschlug, nach«
dem ihm Petöf i einige Gedichte vor«
gelesen. Der Dichter Vörösmarty
rief in bewunderungswürdiger Selbst«
losigkeit dem nach seinem Urtheile lech»
zendm Jünger zu: „Sie sind, mich
mit eingeschlossen, der einzige wirkliche
Lyriker, den Ungarn je hatte-, für Sie
muß gesorgt werden". Von diesem
Augenblicke an war das Verhältniß P e«
tofi 's zu Vörösmarty und blieb eS
ferner, das eines Sohnes zu seinem Vater.
Vörösmarty führte P. zunächst in den
National'Verein ein und dieser bestritt
vor allem die Druckkosten des ersten
Bandes von Petöfi'S Gedichten, wel«
cher unter dem Titel: „^6?H/i Hän^o?«
V67«s62. 2<342—7<344", d. i. Gedichte von
Alexander Petäsi (Vuäa 1844). erschien.
Die Wirkung in den maßgebenden Krei«
sen ließ nicht lange auf sich warten, und
Emerich Vahot, damals Redacteur des
„?H3ti vivatlap«, lud P., der Erste,
ein, als Mitarbeiter seines Blattes ein«
zutreten. Einladungen von Redactionen
der eisten belletristischen Journale folg»
ten. Jetzt, da er für seine Bedürfnisse
nicht mehr zu sorgen hatte, jetzt arbeitete
P. mit einem Eifer und entwickelte eine
geradezu Staunen erregende Fruchtbar«
keit. Das nächste, was er herausgab,
war ein komisches Epos in vier Gesän«
gen. betitelt: „
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon