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Petöst
die ihn ebenso dauernd umgibt, wie der
Glorienschein seines Dichterruhmes. Daß
P. trotz aller Gerüchte, er sei noch am
Leben, nach Ginigen in Sibirien, nach
Anderen in den tiefsten Katakomben
eines Festungskerkers — von allen Ver>
nünftigen für todt gehalten wird, dafür
gibt die zweite Heirath seiner Frau, die
jedoch vor Kurzem auch ihrem ersten
Gatten in'S Jenseits nachgefolgt, den
besten Beleg. Ein paar Jahre, nach
dem alle Zweifel an sein Ableben ge-
schwunden, hatte sich nämlich seine
Witwe mit dem Professor ^.rpä.d Hor«
väth >vergl. die Quellen S. 97: VI. Ein«
zelnheiten: Petöfi 'S Gattin^ vermalt.
Was Petof i 's fernere im Drucke er-
schienene Dichtungen betrifft, so ist Fol.
gendes zu bemerken: den zwei Bänden
seiner bei Lebzeiten noch erschienenen,
schon erwähnten sämmtlichen Dichtungen
(?6töü 088268 I^öltsru.äQT'Oi) folgte
nach seinem Tode ein 3. und 4. Band
(Pesth 1830); für eine von Arany und
Vörösmar ty veranstaltete Sammlung
von Uebersetzungen der Dramen Shake-
speare'S vollendete er jene des Corio«
lan, die im Jahre 1843 im Drucke er«
schien; von seinen zahlreichen Revolu«
tionsliedern wurde eine besondere Aus-
gäbe veranstaltet und dieselbe unter dem
Titel: „ÄanFoK a 5nnNöA" (Leipzig
1830, Keil) herausgegeben, eine deutsche
Uebertragung davon aber in den „Natio-
nal.Liedern der Magyaren" (Braun«
schweig 1853) veröffentlicht. Viele Jahre
spater sammelte der berühmte ungarische
Literator und Kritiker Paul Gyula i
sBd. VI) S. 83^ die verschiedenen, hie
und da zerstreut gedruckten und im
Nachlasse vorgefundenen Arbeiten Pe-
tof i 's und gab sie in drei Bänden
unter dem Titel: „^s?A5 /3anc?o?' vse/l/sz
d. c. Aleran- 1 Petöfi
der Petöfi's vermischte Schriften. Aus
den Jahren 1838—1849, 3 Bände
(Pesth 1863, E. Pfeiffer, I : 223; I I :
339, u. I I I : 320 S., 8".), heraus. Von
seinem Roman „Der Strick deS Henkers«
0 Kokn kötolo) hat Hart leben in
Pesth im Jahre 1863 einen neuen Ab-
druck veranstaltet; und eine Auswahl
seiner Dichtungen in Miniaturausgabe
Gustav Emich in Pesth im Jahre 1867
unter d. Tit.:
auf den Markt gebracht. Nur 27 Jahre
hatte der Dichter gelebt, und viel, wie
unendlich viel hatte er in dieser Spanne
Zeit geschrieben! Innerhalb der fünf
Jahre seiner eigentlichen literarischen
Thätigkeit, 1844—1849. hat er über
3000 Gedichte, theils Lieder, theils grö.
ßere epische Dicktungen, einen Roman,
zwei Dramen, sechs Novellen (diese
sämmtlich in belletristischen Blättern ab«
gedruckt) veröffentlicht, ungerechnet seine
Tagebuchblatter und eine große Menge
von Briefen. Treffend schreibt sein Ueber«
seher. der es sich zur Lebensaufgabe ge»
macht zu haben schien, Petöf i bei der
deutschen Nation einzubürgern: ,Sohn
eines armen Fleischers, während der ersten
zwanzig Jahre seines Lebens Gassenjunge,
Vagabund, Student, gemeiner Soldat,
herumziehender Comödiant, oft dem Hun-
gertode nah. fast aufgezehrt von Elend,
Noth und Ehrgeiz, und während der
nächstfolgenden fünf Jahre Liebling der
Nation, ihr größter Dichter, populär wie
nie Einer vor ihm, Umbildner und Be«
fruchter der Sprache. Schöpfer ganz
neuer Elemente in der heimischen Poesie,
vom einfachsten Liede bis zur höchsten
Dichtungsgattung gleich gewandt und
genial, vielseitig und fruchtbar wie We»
nige seines Gleichen in der Weltliteratur,
dazu im bürgerlichen Leben in behag»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon