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Petöfi Petöfi
Gewissens nicht stören, kehrte zurück in die Ein,
öden. welche ihn verborgen hielten, um dort
seinem Schmerze und seiner Muse zu leben.
So erzählt, wie bemerkt, die Sage, und mehr
als dieĂź dĂĽrfte nach Allem, was bisher ĂĽber
Petöf i 's Ende bekannt geworden, das hier
Mitgetheilte wohl kaum sein. — Nicht un-
wichtig als Beitrag zu den Vermuthungen
über Petöf i 's Ende erscheint eine Stelle
aus Egressy's Tagebuch, datirt: Schäßburg
10. August 1859. Sie lautet: „Es sind schon
zehn Tage, daĂź mein Alexander dahin ist!
Entsetzlich! — Gefangen ist er nicht, denn
Bauer, den die Russen in Schäßburg ge-
fangen genommen hatten und der ihnen wie-
der entfloh, hat Alexander unter den Gefan«
genen weder gesehen, nach etwas von ihm
gehört! Gewiß ist er verloren! Entweder hat
ihn ein Kosak erstochen, oder die Walachen
haben ihn todtgeschlagen — Du hast Siebew
bürgen zum Land deiner Ruhe gewünscht —
siehe, es ist in ErfĂĽllung gegangen
Wie schnell hat ihn sein Fatum dahingerafft!
nur zwei Wochen!! — Und wenn ich be«
denke, wie strahlend die letzten Tage dieses
Genius waren!! — Das Schwanenlied seiner
Poesie, nachdem er sich von seinem Weibe
trennte; die Wildheit seiner Lust während
unseres ganzen Weges; seine funkensprĂĽhende
Laune: waren das nicht Vorboten eines her»
annähenden großen Momentes! Und plötzlich
verschwindet er vor unseren Augen, wie der
Glanz eines Planeten. Er verschwindet wie
Homer, damit Niemand sein Grab wisse!" —
Der „Non" erzählt in neuester Zeit Pe-
töfi 's Ende in folgender Weise: er sei als
Adjutant Bem's in der Schlacht bei Seges«
vär den Heldentod gestorben. Der Bericht«
erstatter, Honvsd-Officier, sah ihn schwer oer<
wundet, das Opfer einer Kartätschensalve,
welche die Reihen der Honvsd gelichtet. Ein
breiter Blutstrom entquoll seiner Brust, er
selbst erklärte, daß es aus mit ihm sei. Spa«
ter hörte der Honvsd'Officier, wie ein wohl.
gesinnter Postmeister sich rĂĽhmte, die Ver-
mundeten aus jener Schlacht lebendig begra-
ben zu haben. Auch der Dichter soll unter
jenen UnglĂĽcklichen gewesen sein, die noch mit
gefalteten Händen um Schonung ihres Lebens
gejammert, während der grausame Todten-
gräber die Erde^über sie schüttete!! „Nan"
bezweifelt die Richtigkeit dieser Mittheilung,
die auch ohne Nennung des Honvsd-Officiers
wenig Gewicht hat. Sie machte die Runde
durch die deutschen Journale, und auch die „Blätter für literarische Unterhaltung" 1867.
Bd. I I , S. 463. berichteten diese Version von
Petöf i 's Tod. — Debatte (Wienerpolit.
Blatt) 1867, Nr. 169, im Feuilleton.- „Ueber
Petöf i 's Ende". — Auch andere Blätter
gaben Varianten ĂĽber das Ableben des Dich-
ters, so z. B.: F remden»Bla t t (Wiener
polit. Journal, gr. 4".) Herausy. von Gustav
Heine, 1860, Nr. 289: „Alexander Petöfi's
Lebensende" ^aus den Mittheilungen der
Pesther illustrirten Blätter.- „Vkäärnaxi,
^'263"). — Magazin für die Literatur deS
Auslandes. Herausgegeben von 3 eh mann
(Leipzig, 4<>.) 4863, S. 138: „Das Ende des
Dichters Petöfi". — Mi l i tar«Ze i tung.
hrrausg. von I . Hir tenfeld (Wien, 40.)
XV. Jahrg. (1862). S. 616 Zuber Petöfi 's
Ende). — Pest-Ofner Zei tung 1861.
Nr. 48, in der Rubrik: Tagesneuigkeiten:
„Petöfi's Tod" ^Nachrichten darüber, wie es
in der Notiz heißt: „aus glaubwürdigster
Quelle", aus einem Schreiben aus F6legy-
h^a). — Pester Lloyd 1861. Nr. 30. in
der Rubrik: Tagesneuigkeiten ^Notiz, welche
allen Todesnachrichten Petöf i 's widerspricht,
da ein aus Kufstein entlassener Gefangener
behauptet, in den ersten Jahren seiner Ge.
fangenschaft in Kufstein mit Pe tö f i , der
auch dort gefangen war, gesprochen zu haben).
— Wald Heim's i l lustr irce B lä t t e r
(Wien, gr. 4°) 1865, Beilage S. 38: „Das
Ende des Dichters Petöfi". — Zei tung für
Norddeutschland 1862, Nr. 4194- „Pe-
töfy's Ende" ^aus dem Werke.- Der Sommer»
Feldzug des Revolutionskrieges in Sieben-
bürgen im Jahre 1849. Von einem österrei-
chischen Veteranen (Leipzig 1862)^.
lll. Uebcrsetzungen der Dichtungen Pctösi's (chro-
nologisch geordnet). ») Sclostständige. Aus-
gewählte Gedichte von Petöf i . Aus
dem Ungarischen ĂĽberseht von Adolph Dur.
(Wien 1847, bei Mörschner u. Bianchi;
neue Ausgabe Wien 1867, Capeller, 16".).
lDur ist der Erste, der Petöf i dem deut-
schen Publicum vorgefĂĽhrt hat. Das BĂĽch-
lein ist dem Dichter Ludwig August Fr an kl
gewidmet.) — „Gedichte von Alexander Pe»
töfi . Nebst Anhang, Lieder anderer ungari-
scher Dichter. Von Kertbeny." Heinrich
Heine gewidmet (Frankfurt am Main 1849,
Literar. Anstalt, 8"., XXI I u. 466 S.). lVor»
wort über Petö f i , dann Uebersetzungen von
170 Gedichten desselben, außerdem von Lie»
dern von A. Horoäth, V i tkov ics , Kis-
faludy, Czuczor .Vörösmar ty .Gaa l
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon