Seite - 102 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
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Petrasch 102 Petrasch
nach 11 Jahren zu einer OfficierSstelle
emporzuschwingen vermochte. Mit seinem
Bruder Max imi l ian kämpfte er im
Jahre 1693 unter dem Oberfeldherrn
Feldmarschall Grafen Friedrich Vete«
ran i . der sich mit sieben Reiter-Regi-
mentern, etwa 6300 Mann und mit
800 Mann Fußvolk, vor Lugos im
Hazeker Thale festsehte. Sultan Mu«
st ap ho. I I . rückte mit einer Armee von
über 83.000 Mann, bestehend aus
28.000 Ianitscharen. 27.000 Spahis
und 30.000 Tartaren, gegen ihn an.
Zweimal wurden die Türken auf dem
rechten Flügel mit Verlust zurückgetrie«
ben, dennoch gewannen, ungeachtet des
heldenmütigsten Widerstandes von Seite
Veterani 's und seiner Truppen, die
Türken Oberhand. Veterani starb
einen gräßlichen Tod auf dem Schlacht«
felde. Mit Aufopferung seines eigenen
Lebens hatte Ernst P. den geliebten
Feldherrn zu retten versucht, aber er wie
fein Bruder Max wurden verwundet und
konnten sich selbst nur mit aller Mühe der
Gefangenschaft entziehen. Nach dem Ab»
schluffe deS Karlowitzer Friedens (26.Jan-
ner 1699) war Ernst P. mit dem kais.
Botschafter GrafOett ingen nach Con«
stantinopel und von da nach Smyrna
gegangen. Von Reiselust getrieben, be>
suchte er die Barbareskenstaaten und be«
gab sich über die Insel Sardinien nach
Frankreich. AuS Paris, als der spanische
Successionskrieg, 1703, ausbrach, eilte
er zu dem kaiserlichen Heere und trat in
ein kaiserliches Kürassier-Regiment, bei
welchem er früher schon gedient hatte,
ein. .Er ist ein braver Officier«, schrieb
Markgraf Ludwig von Baden eigen-
handig von ihm, „den ich zu Par»
teigängen brauche, hat schon schöne
Actiones gethan." Bis zu dem Grade
eines Oberstlieutenants im Regimente Schönborn vorgerückt, wurde P. dem
Feldmarschall.Lieutenant Grafen Mercy
zur Verfügung gestellt, der ihm den höchst
gefährlich auszuführenden Auftrag gab,
einen Provianttransport an dem türki«
schen Belgrad vorüber nach Pancsowa
zu bringen. Am Morgen des 16. April
1717 schiffte P. sich zu Peterwardein ein.
nachdem er zuvor die heil. Messe gehört,
die Sacramente empfangen, einer armen
Kirche 200 fi. geschenkt hatte und sammt
den Seinigen den Segen eineS Priesters
sich hatte ertheilen lassen. Es gelang ihm,
seinen Auftrag glücklich auszuführen und
Pancsowa wohlbehalten zu erreichen. Auf
dem Rückwege aber stieß er auf eine
Abtheilung der türkischen Donaustotte,
welche ihm weit überlegen war. I m Ge»
fechte, das sich nun entspann, entzündete
sich das Pulver in der Tschaike, m wel«
cher P. sich befand. Die Explosion töd.
tete die Mehrzahl seiner Leute, er selbst
wurde verwundet und gefangen. Nach
Belgrad gebracht, wurde P. Anfangs
von dem dortigen Pascha wohl behan«
delt (Petrasch berichtet so an Mercy
aus Belgrad ääo. 19. April 1717 im
Krkgsarchiv). Am 3. Tage aber schickte
man ihn nach Adrianopel. Dort schlug
man ihm einen eisernen Ring um den
Hals. belud seine Füße mit Fesseln und
schleppte ihn nach Constantinopel. Dort
in die sieben Thürme geworfen, fristete
er mit elenden Lebensmitteln kümmerlich
sein Dasein. Aber auch in dieser schreck»
lichen Lage verlor P. den Muth nicht.
Er wußte, daß sein Bruder Marimi«
l ian ihm nicht nur ein Rächer, sondern
auch ein Retter im Leben sei, dessen
eifriges Bestreben eü von nun an sein
werde, ihn aus der Gefangenschaft zu
erlösen. Nicht nur Mercy, sondern auch
Eugen von Savoyen empfand den
Verlust deS wackeren P. in schmerzlicher
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon