Seite - 106 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
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Petrasch 106 Petrasch
armee deckte. Im Jahre 17<8 ernannte Prinz
Eugen den mittlerweile zum General«Feld<
Wachtmeister beförderten Petrasch zum kai-
serlichen Commissär für die Grenzscheidung
die Save entlang bis Belgrad und übertrug
ihm auch, da Petrasch ein ausgezeichneter
Grenzofsicier war. den die Soldaten liebten,
der das Land, die Sitten und Brauche der
Bewohner kannte, ihre Sprache verstand und
überhaupt bei der Bevölkerung in nicht ge.
ringem Ansehen stand, das Commando der
Festung Effea, um welches sich der Renegat
Bonneval ^Bd. H, S. 54) beworben hatte,
der für diese Zurücksetzung sich in den gehäs«
sigsten Angrissen gegen Eugen 3uft machte.
Im Jahre i722 hatte P. zugleich mit seinem
Bruder Ernst Anton von der Kaiserin das
ungarische Baronat und Indigenat erhalten,
und war bald darauf in den böhmischen Her-
renstcind aufgenommen worden. Er rückte noch
zum kais. Feldmarschall-Lieutenant vor, Kriegs»
strapazen und zahlreiche Verwundungen aber
hatten seinen Körper so sehr geschwächt, daß er
sich auf sein Gut Fürstenau im Breslau'schen
zurückzog, wo er nach mehrwöchentlichen schwe«
ren Ieiden im Alter von 36 Jahren starb.
Aus seiner Ehe mit Mar ia Anna gebornen
Gräsin von Beckers hatte P. einen Sohn,
den berühmten Freiherrn Joseph, dessen
Lebensskizze nachfolgend mitgetheilt steht.
sSinapius. Schlesische Kuriositäten (Leip«
zig t728). Bd. I I , S. 397. — Arneth (Al-
fred von). Prinz Eugen von Savoyen (Wien,
Braumüller, gr. 8".) Bd. I I , S. 412—414.
4i9, 42l, 422. 44t, 434; Bd. I I I , S. l50.)
Petrasch, Joseph Freiherr von (Ge<
lehrter. geb. zu Brod in Slavonien
49. October 1714, gest. auf seinem Gute
Neu schloß in Mähren 13. Mai 4772).
Ein Sohn deS berühmten Generals
Max imi l ian Freiherrn von P. ^s. d.
Qu. S. t03^j aus dessen Ehe mitMar ia
Anna geb. Grafin Beckers. Erhielt
von früher Jugend an eine sorgfältige
Erziehung, ein Domherr aus Tyrnau,
Mathias Schupanschik, brachte ihm
die ersten Elemente der lateinischen
Sprache, der Poetik und Rhetorik bei; ein
Oberstlieutenant NamenS Hayß unter»
lichtete ihn in den mathematischen Wissen- schaften, in der spanischen und italienischen
Sprache; dann kam er. wahrscheinlich weil
sein Vater eine Stellung in Mähren er«
halten sollte, nach Olmüh, wo er im
IesuiteN'Collegium die philosophischen
Studien beendete und die philosophische
Doctorwürde erlangte. Erst sechzehn
Jahre alt, begann er bereits das Stu«
dium der Rechtswiffenschaften und begab
sich zu deren Beendigung nach Löwen,
wo er auf der dortigen Hochschule ein
Jahr lang den Studien oblag. Nun
schickten ihn die Eltern auf Reisen, auf
welchen er Holland, England, Schott»
land, Irland. Frankreich und die Schweiz
besuchte, die verschiedenen gelehrten An« -
stalten, Bibliotheken in Augenschein
nahm, sich mit kenntnißreichen und her-
vorragenden Männern der Wissenschaft
befreundete und den Grund zu jener
Richtung legte, welche er spater einschlug.
Nach seiner Rückkehr, kaum 20 Jahre
alt, trat er in das kaiserliche Heer und
machte als Adjutant des Prinzen Eugen
einige Feldzüge am Rhein mit. Spater
erhielt er eine Compagnie im Daun'schen
Regimente. Nachdem aber zwischen Oester«
reich und Frankreich Friede geschloffen
worden, verließ er die Armee, begab sich
wieder auf Reisen, und dieses Mal waren
es die deutschen Universitäten, denen er
seine ganze Aufmerksamkeit zuwendete.
Die schwere Krankheit seiner Mutter rief
ihn in die Heimat zurück, wo drei Tage
nach seiner Ankunft in Olmüh selbe
starb. Der Vater war bereits früher (im
Jahre 1724) gestorben; so sah sich P.
mit einem Male im Besitze eines ansehn»
licken Vermögens und sich selbst noch im
Jünglingsalter. Seine Liebe zu den Wif<
senschaften, durch eine gute Erziehung
begründet, durch Reisen und Verkehr
mit kentltnißreichen, bedeutenden Man-
nern der Wissenschaften geläutert, wirkte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon