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Petri
Erziehung geleitet. Frühzeitig betrieb er
das Studium der Naturwissenschaften,
für die er große Vorliebe zeigte. I n der
Folge begab er sich auf herzogliche Kosten
und mit Empfehlungsbriefen an höchste
Personen nach England, um sich in der
Landwirthschaft und in den mit derselben
in Verbindung stehenden Wissenszweigen
und Gewerben zu vervollkommnen, ins
besondere aber, um die in England auf
so hoher Stufe befindliche Gartenkunst
zu studiren. Er hatte freien Eintritt in
alle königlichen Anstalten und kam mit
den einstuß« und kenntnißreichsten Men
schen in Berührung. Nach einem vier>
jährigen Aufenthalte in Großbritannien
erfolgte seine Zurückberufung, und dieß
zunächst auS der Besorgniß, daß P. in
seinem Wissensdrangs seine Absicht mit
dem berühmten Sir Joseph Banks zu
wissenschaftlichen Zwecken eine Reise nach
derBotany'Bai unternehmen könnte. Mit
der Ordre seiner Zurückberufung war je>
doch die Erlaubniß zu einer längeren
Reise durch Frankreich. Holland, Belgien
und Deutschland verbunden, damit er
sich über den Zustand der Landwirth«
schaft in den genannten Landern durch
den Augenschein unterrichte. Nun kam
er heim und erhielt alsbald eine Stel-
lung im herzoglichen Dienste, in welcher
er rasch entscheidenden Einstuß auf alle
höheren ökonomischen Angelegenheiten
ausübte und die Hofgarten nach eng«
lischer Art einrichtete. Der AuSbruch der
französischen Revolution brachte aber
große Veränderungen in öffentlichen und
Privatuerhältnissen. Der Herzog Kar l
wurde aus seiner Residenz vertrieben
und P. stand mit einem Male diensilos
da. Nun begab er sich nach Oesterreich,
wo seine Gefchicklichkeit ihm bald Gön-
ner genug erwarb, zuerst richtete er die
Gärten mehrerer Herrschaften ein, dann berief ihn der Erzherzog-Palatin nach
Ungarn, wo er ahnliche Aufgaben zu lö-
sen hatte, bis er als bevollmächtigter Gü-
terdirector in die Dienste des regierenden
Fürsten Johann Liechtenstein trat.
In dieser Stellung organisirte er die
fürstlichen Güter nach seinen Grund,
sätzen mit unbeschränkter Vollmacht,
führte den Kleebau ein und rief vor
Allem eine ausgedehnte Viehzucht in'S
Leben. Da die Lage der Herrschaften
Loosdorf und Hagendorf besondere Eig.
nung für die Schafzucht zu bieten schien,
beschloß er die Einführung derselben und
unternahm im Auftrage des Fürsten eine
Reift nach Spanien, um dort Merino»
schafe einzukaufen und ihre Zucht nach
Deutschland zu verpflanzen. Mittler-
weile war aber der Verkauf von Me«
rino's in's Ausland von der spanischen
Regierung strenge untersagt worden und
alle Versuche P.'s. sich die Erlaubniß zur
Ausfuhr derselben zu erwirken, blieben,
ungeachtet er Empfehlungen von einfluß»
reichen Personen hatte, vergeblich. Um
jedoch nicht unverrichteter Dinge zurück«
zukehren, bewirkte er heimlich seine Ein«
kaufe und brachte l803 unter mancherlei
Gefahren zwei Herden, eine für den
Fürsten, eine für sich selbst aus Spanien
nach Oesterreich mit. Seine Reise nach
Spanien beschrieb Petr i in Briefen an
den Hofrath Andrs, welcher sie im
Jahrgange t812 der „Oekonomischen
Neuigkeiten" veröffentlichte. Mehrere
Jahre bewirthschaftete P. die fürstlichen
Güter mit dem glücklichsten Erfolge; auch
wurde über seine Veranlassung eine Zu«
sammenkunft zur Besprechung landwirth-
schaftlicher Gegenstände in Feldsberg ew-
berufen, welcher die Oekonomie», Bau«
und Forstbeamtm aller fürstlichen Herr-
schaften in Böhmen, Mahren und Oestec«
reich beiwohnen mußten, um systematische
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon