Seite - 129 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
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Petrovic 129 Petrovic
nach Südamerika, wo er in Valparaiso und
Ehili längere Zeit verweilte. Nach Valparaiso
wurde an ihn auf Verlangen seines Vaters
und feiner Frau im Wege des österreichischen
Consulats geschrieben und dasselbe gebeten,
ihn zur Rückkehr nach Hause zu bereden. Ob
er diesem Verlangen nachgekommen, ist nicht
bekannt. Von ihm selbst waren Mittheilun
gen aus Hong-Kong in der serbischen Zeitung
(sro5ki nkroäni Ust) in den Jahren l346
und 1847 abgedruckt. ^u^«Asvl'c-HaH<?i?l
slovuik u. s. w.. S. 344.) — 13. Peter (I.)
Petrovich (neb. zu Negressi. einem Mon>
tcnegriner Dörfchen an den Grenzen Cat.
taro's um daö Jahr 1724, gest. im Jahre
1330). Tiefer merkwürdige Mann, der seiner
Zcit die Aufmerksamkeit von Europa auf sich
lenkte, war armer Eltern Kind, erhielt eine
mittelmäßige Erziehung, schwang sich aber
durch seine Talente und eine Schmicgsamkeit
sonder Gleichen im geistlichen Stande, den
er gewählt, im Jahre 1777 zum Bischof von
Karlowitz empor. Nun begab er sich nach
Wien, wo er bei Kaiser Joseph eine unge<
mein gnädige Aufnahme fand und reich be»
schenkt wurde. Von Wien reiste er nach St.
Petersburg, wo aber sein Verhalten und
Umgang mit zwei anderen landesoerrviesenen
Landslcuten, dem Abb<5 Dolce aus Cattaro
und dem Grafen Przimislau Zarovich aus
Albanien, ihn der Polizei verdächtig machte,
so daß er Petersburg bald verlassen mußte.
Die politischen Verhältnisse veranlaßten im
Jahre 1779 eine zweite Reise nach St. Pe.
teisdurg, die von besserem Erfolge begleitet
wnr als die erste. Petrooich machte sich
nämlich anheischig, mit seinem Bergvolke die
Türken anzugreifen und den Russen die Verg<
Pässe von Osruo ßora (Zlants nssro) zu
eröffnen. Die goldenen Medaillen, welche P.
den Seinen vom St. Petersburger Hofe mit,
brachte, der Bericht über seine Aufnahme dort
und in Wien, verfehlten auch ihre Wirkung
nicht und bald gewann P. einen solchen Einfluß
im Lande, daß er in weltlichen und geistlichen
Dingen Gesetze gab und unbeschränkt waltete.
Als im Jahre l?93 der Pascha von Scutari.
dcr den Bischof als Ursache seiner mißlunge»
nen Pläne, sich von der Oberhoheit des Sul»
tans zu befreien, tödtlich haßte, in'b Monte»
negriner Gebiet eindrang, um es dem Sultan
zu unterwerfen, da empfing ihn P. mit seinen
Gebirgshelden in ganz unerwarteter Weise.
Dcr Pascha wurde mit seinen 10.000 Mann
in die Bergschluchten von Cettinje gelockt und
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. XXII . s^Gedr dort fanden er und sein Corps vollständigen
Untergang. Diese Erfolge stärkten die Sym-
pathien des russischen Hofes für den einfluß.
reichen und in seinem kleinen Lande so mäch-
tigen Bischof. Der Friede von Camvo formio
hatte manche wichtige Veränderungen auf der
Karte Europa'S zur Folge gehabt, unter an-
deren war nach dem Falle der venetianischen
Republik das Ländchen Cattaro an Oester-
reich gekommen. Dieses Gebiet, durch die
unmittelbare Nähe des Meeres für den Han.
del wohl gelegen, erschien dem Bischof''Pe-
trooich eben recht, um sein Land und seine
Macht entsprechend zu stärken. Da Oesterreich
bisher noch gesäumt hatte'. daS ihm durch den
Frieden zugefallene Gebiet zu besetzen, stieg
Petrovich von seinen Bergen nieder und
nahm das Land m Besitz. Als aber später
General Nukawina erschien und das Land
im Namen Oesterreichs besetzte, zog sich Pe-
trovich zurück, sein Vorgehen damit ent-
schuldigknd, daß es ihm nur darum zu thun
gewesen, Anarchie und Unruhen zu verhüten.
Nun wendete sich P. gegen Ragusa, das die
Franzosen besetzt hielten, und wurde in seinen
Unternehmungen von den Russen ernstlich
unterstützt. Aber die Verstärkungen, welche die
Franzosen in Bälde erhielten, machten den
Unternehmungen des Bischofs für einige Zeit
ein Ende. Noch einmal versuchte P. seine
Eroberungspläne zu verwirklichen, und er
benutzte die Zeit, während 1813 der Wiener
Congreß sich unter Festlichkeiten berieth, die
neue Kürte Europa's festzustellen. Während
er mit dem Wiener Hofe Unterhandlungen
wegen der Unabhängigkeit Ragusa'S anknüpfte,
und die Berathungen dieserhalb schon begon-
nen hatten, siel er plötzlich mit seinen Berg«
Völkern in's Gebiet von Ragusa ein und pro-
clamirte die Unabhängigkeit der neuen Repu-
blik. Es scheint, daß er bei diesem Putsch
sich der Unterstützung der Pforte zu erfreuen
hatte. Aber auch dieser Erfotz war nicht von
Dauer. Oesterreich trieb den Eindringling aus
seinem Gebiete, der seitdem aus seinen schwar-
zen Bergen keinen weiteren Versuch unter-
nahm. — Sein Neffe Peter (II.) Petrovich
(geb. 1312, gest. 49. October 1831) folgte ihm
in der Negierung. — Cin dritter Peter Pe.
trovich war Präsident des montenegrinischen,
Senates und lebte, hochverräterischer Pläne
gegen seinen Neffen Dani lo wegen verbannt
aus seinem Vaierlande. in Cattaro, wo er
Anfang Februar 1824 starb. sSammler
(Wien. 4«.) Jahrg. 1809. Nr. 4, S. 13: „Bischof
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon