Seite - 212 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
Bild der Seite - 212 -
Text der Seite - 212 -
Phillipps 212 Phillipps
der Kunst nie vom Wege des scharfen
und consequenten Denkens, obgleich sie
ihr bildendes Element an ihm bewähr«
ten. Ein höchst glückliches Gedächtniß
erleichterte ihm sein wissenschaftliches Ar>
betten." Er entschied sich für das Stu>
dium und die Pflege der historischen
Jurisprudenz und bezog im Jahre 4822.
48 Jahre alt. die Universität Berlin,
dann Göttingen, wo er im Jahre 4825
die juridische Doctorwürde erlangte. S a-
vigny und Eichhorn waren seine
Lieblingslehrer, die von ihnen vertretene
historische Schule sagte seinen eigenen
Ansichten am meisten zu. und insbeson«
dere war es das germanische öffentliche
wie Privatrecht, sowie die Geschichte und
die Entwickelung der Institute desselben,
die ihn vor allem anderen fesselten. Der
Versuch einer Darstellung deS angelsäch.
fischen Rechts sdie bibliographische Ueber»
sicht sämmtlicher Werke folgt auf S. 213
u. f.^, war auch die erste Schrift, mit wel«
cher P. in die Oeffentlichkeit trat. Diese
Arbeit fand in Fachkreisen eine günstige
Aufnahme. Dieß spornte P. zu weiteren
Forschungen an, und er begab sich nach
England, um die englischen Rechtsalter,
thümer zu siudiren. Er war ein fleißiger
Besucher des britischen Museums, dessen
Schätze er in der von ihm gewählten Rich.
tungdurchforschte.Auch besuchte erwährend
seiner Anwesenheit im Stammlande seiner
Familie die dort noch lebenden Verwand»
ten. Nach mehrmonatlichem Aufenthalte
kehrte er zu Ostern 1826 nach Deutsch-
land zurück. Er habilitirte sich
zunächst auf
der Universität zu Berlin und über Ver>
Wendung des damaligen DirectorS im
Unterrichtsministerium, von Kamptz,
eines in den Annalen der deutschen Poli«
zei der Dreißiger.Iahre oft genannten
Mannes, erhielt P. in sehr kurzer Zeit
eine außerordentliche Professur. Um jene Zeit erschien, als Ergebniß seiner For.
schungen auf englischem Boden seine eng.
tische Reichs« und Rechtsgeschichte. Bei
seinen weiteren Forschungen und Studien
gelangte er zur Reformationszeit und
lernte diese merkwürdige Periode der
deutschen Geschichte aus den Quellen
kennen, die ihm ein anderes Bild dar.
boten, als gewöhnlich von dieser Zeit
entworfen zu werden pflegt. Bald dar-
auf. am 24. Mai 1828 — P. war da-
mals etwas über 24 Jahre alt — trat
er mit seiner Gemalin Charlotte, ge>
bornen Housselle, welche er im Herbste
1827 geheirathet hatte, in der Hedwigg.
kirche zu Berlin zum Katholicismus über.
Die meisten Biographien über Phi l ipps
bringen diesen Glaubenswechsel mit
freundschaftlichen Beziehungen, welche
zwischen Iarcke I M . X, S. 93) und
Phi l ipps bestanden, in Verbindung.
P.'s jüngster Biograph Rosenthal
in den „Convertitenbildern" bemerkt
aus diesem Anlasse, daß ein Einfluß
Iarcke's auf diese Converfion und eine
Verwandtschaft der Gattinen beider Con»
vertiten. von denen allenthalben gefabelt
wird, nicht stattgefunden habe. Wie»
herholte beklagenswerthe Ausgange von
Personen aus nahe befreundeten Kreisen,
die aus Mangel an kirchlichem Halte zu
Grunde gegangen waren, sowie eine
merkwürdige Erfahrung bei einer Abend«
mahlfeier, in der seine durch jene Erleb-
nisse gebeugte Seele Aufrichtung gesucht
hatte, veranlaßten P., der bis dahin per-
sönlich, sich weniger um Religion geküm»
mert, in sich selbst tiefe Blicke zu thun
und die Unterschiede der katholischen und
protestantischen Glaubenslehren zu stu»
diren. P. ist bei diesem Schritte ganz
selbstständig den Weg eigener Forschung
und unbeeinflußter Willensbestirnmung
gegangen. Mit dem Religionswechsel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon