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Pichler 227 Pichler
entlegenen Winkel Tirols ohne Angab
deS Ortes gedruckt und gar nicht für den
Buchhandel bestimmt, wie der Dichter
in einer Vorbemerkung ausdrücklich
sichert; auch bilden sie überdieß den inte«
grirenden Theil einer größeren, damals
für den Druck nicht geeigneten, nur
Freunden und Bekannten zugänglichen
Sammlung von Elegien und Epigrain
inen; — „Allerlei GlZHichren aus »Tirol"
(Jena 1867. Fr. Frommann. 8°.),
eine Folge anziehend erzählter Dorfge>
schichten, die in jüngster Zeit gegen den
Vorwurf: Nachahmung Auerbach'scher
Dorfgeschichten zu sein gar heftig in
Schuh genommen wurden, als wenn es
ein Frevel wäre, etwas Gutes gut nach
zuahmen; — „Zn Pieke nnd Hass. Glrgicn
und Epigramme ans den Alpen" (Gera 1869,
E. Amthar, 8".). wahrscheinlich jene gro
ßere Sammlung Elegien und Epigramme,
deren bereits oben Erwähnung geschah;
sie zerfällt in die Abtheilungen: Jugend
und Liebe. Natur und Heimat, Literatur
und Kunst, Splitter und Spähne, und
Kampf und Ende. Pichler's streng«
wissenschaftliche Arbeiten theilen sich in
zwei Richtungen, die l i terar-cultur«
historische und die natur wissen«
schaftliche. Schon während seiner
Studienzeit auf der Universität beschäf»
tigte sich P. mit der alteren deutschen
Literatur, zu einer Zeit, in der dieses
Studium in Oesterreich nur Wenigen zu«
gänglich war. Mitschülern trug er das
Nibelungenlied in der Ursprache vor und
erläuterte es denselben. Als Lehrer am
Gymnasium zu Innsbruck führte ihm
der Zufall ein Convolut alter Hand«
schriften aus dem Sterzinger Archiv in
die Hände und auf diese gründete er sein
schon erwähntes Buch: „Das Drama
des Mittelalters in Tirol". Zahlreiche
Handschriften von Bauernspielen, welche ihm seine Schüler einlieferten und die
er nachträglich dem Museum zuwandte,
wo
sie
den Grundstock einer einschlägigen
Sammlung bilden, gaben ihm den Stoff
zu einem Effay über „Das Bauernspiel
in Tirol", welcher im Jahre 1834 in
Nr. 32, 34 und 36 der Oesterreich!-
schen Blätter für Li teratur und
Kunst, einer Beilage der Wiener Z ei«
tung, abgedruckt war. Als er nach«
träglich noch mehreres handschriftlich von
Passionsspielen aus verschiedenen Gegen»
den des Landes erhielt, bearbeitete er
dasselbe zu einem umfassenden Aufsatze
in der Oesterrei ch
ischen Revue
(V- Jahrg. j M 7 ) , 6. Heft, S. 97).
Dabei muß hier ausdrücklich bemerkt
werden, daß obige Schrift: „Das Drama
des Mittelalters in Tirol" älter als
Devrient's Schrift über das Passions-
spiel in Oberammergau ist, und daß
Pichler darin, wenn auch nicht gerade
das PassionSfpiel, so doch daS geistliche
Drama behandelt. Aesthetische und kri«
tische Aufsätze aus seiner Feder brachten
auch verschiedene in- und ausländische
Zeitschriften, u. a. die „Augsburger Zei-
tung", in welchen er auch über die Werke
tirolischer Künstler berichtet. MehrereS
hat Adolph P. druckfertig im Pulte
liegen, so einen Band Gedichte, darunter
ein dramatisches Fragment, die Habs»
burger, das den Kaiser Albrecht be»
handelt; einen Band Erzählungen, ahn»
ich den „Allerlei Geschichten aus Tirol",
und zwei Bande Aufzeichnungen: „Zu
meiner Zeit", seine Erlebnisse mit steter
Beziehung auf die geistigen, sittlichen
und politischen Zustande im Allgemeinen
und Tirols insbesondere schildernd. Neben
iesen Arbeiten beschäftigte er sich aber
auch ernstlich mit Naturwissenschaften.
Schon während er gegen seinen Willen
ie Rechte studirte, zerlegte er Pflanzen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon