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daß die 63 Jahre alte Dame, welcher ich von
der „Leonore" und dem „Agathokles" erzählen
durfte, noch sehr rüstig und munter aussah).
III. Porträte. 1) (C. Putz se.) Halbfigur (8°.).
— 2) Holzschnitt in der Leipz. Illustr. Zeitung
1843, S. l?0. — 3) Kriehuber xwx.. Bene,
detti so. — 4) Pöhacker äsi., Dav. Weiß
so. Wien.
IV. Sandschrift. Adolph Henze in: „Die Hand
schriften der deutschen Dichter und Dichterinen"
(Leipzig 1833, i2°.) charakterisirt die Hand'
schrift der Pichler mit folgenden Worten:
„Frauenspiegel, hell und unoergoldet".
V. Grabmal der Frau Karaline Pichler. Die
Dichterin ist auf dem Wähnnger Friedhofe
bestattet. Auf einem einfachen Sockel erhebt
sich ein vergoldetes Kreuz. Im Postament sind
folgende Worte eingegraben.- «Hier ruht in
Gott Karoline Pichler, geborne von Grei-
ner, geb. den 7. September 1769, gest. den
9. Juli 1843. Gleich groß und verehrungs»
würdig als Frau und Dichterin, von ihrer
dankbaren Tochter und ihren Enkeln gesetzt.
Friede ihrer Asche." Orank l , SonntagLvlät'
ter 1843. S. 1106.)
VI. Urtheile der wichtigeren deutschen Literatur-
Historiker über Karoline Pichler. Karl Fried-
rich Armin Guden in seinen „Chronologi-
schen Tabellen zur Geschichte der deutschen
Sprache und National.Iiteratm" (Leipzig
1831, Fleischer, 4<>.) schreibt im I I I . Theile,
S. 178 u. 179: „Tiefes Gemüth, Gefühl
für alles Edle und Gute, klarer Verstand
und ein ruhiger Styl zeichnen fast alle ihre
Schriften aus, der Agathokles ist am vollen»
detsten". — Wolfgang Menzel in seinem
Werke: „Die deutsche Literatur" (Stuttgart
1836, Hallberger. kl. 8") Zweite oerm. Aufl.
Bd. IV, S. 274, bemerkt über sie, nachdem
er über Feßler schreibt: daß seine declama«
torischen und sentimentalen Romane, in wel-
chen er, wie im Leben des Aristides, Marc
Aurel, Attila, die antike Welt zu schildern
anfing. uns kalt lassen, „weit Übertrossen
wurden, von dem zwar auch etwas durch
Sentimentalität modernisirten, doch weit
wärmer und lebendiger aufgefaßten „Aga-
thokles" der Frau Karoline Pichler, eines
Romanes, der von einem echt poetischen
Standpuncte aus die Contraste des Christ-
lichen und Heidnischen, Nordischen, Antiken
und Orientalischen in den ersten Iahrhunder»
ten des Christenthums auffaßte. Dieselbe
Dame hat spater einige patriotische Romane:
«Die Schweden in Prag" und „Friedrich der Streitbare", geschrieben". — Laube in
seiner „Geschichte der deutschen Literatur"
(Stuttgart 1840, Hallberge, gr. 8") Bd. IH ,
S. 2 l l . widmet Frau Pichler folgende
Bemerkungen.- „Um des Agathokles willen,
der das Publicum mit dem römischen Kai«
serstoffe einer Diocletianzeit lockte, kann Ka«
roline Pichler neben denjenigen genannt
werden, die mit romantischer Zunge nach
alter Zeit und Sitte des Südens hinabrufen.
Der Ruf ist aber freilich so ungenügend ver-
blieben, wie die übrige Verwandtschaft dieser
Dame mit classisch'romantischer Durchdrin-
gung. Das Interesse . .. dieser Frau be»
schränkt sich auf eine Damenunterhaltung,
welche Conflicte des Frauenlebens roman«
haft anzulegen, weit auszuspinnen und im
großen Geleise der bürgerlich sanctionirten
Sittlichkeit zu erhalten weiß. Sie hat sehr viel
und immer in großer Ausbreitung geschrie-
ben, auch den vorzugsweise österreichisch-
historischen Roman fleißig angebaut, v. Hor-
mayr hatte durch seinen „Oesterreichischen
Plutarch", den er in der Zeit des Franzosen-
drucks zur Aufreizung patriotischen Sinnes
herausgab, nach dieser Seite hin lebhaften
Anstoß gegeben." — Gottschall in seinem
Werke.- „Die deutsche National'Literatur in
der ersten Hälfte des neunzehnten Iahrhun-
dertb" (Breslau l86i, Trawendt, 8«.) Zweite
Aufl. Bd. I I I , S. 356, nennt sie „die Se-
niorin des geschichtlichen Romans in Deutsch-
land", die wohl in einzelnen treuen und
lebendigen Schilderungen aus der vaterlän-
dischen Geschichte, in dem einfach gehaltenen
Style, dem ein classisch gemessener Ausdruck
eigenthümlich ist, ein nicht geringes Talent epi-
scher Darstellung bekundet hat,- aber es fehlt
ihr doch die Energie historischer Dichtung, da
ihr Interesse mehr auf das bunte Costum, als
auf ein Gesammtbild von geschichtlicher Wahr»
heit gerichtet ist. Bedeutender als ihre patrio,
tischen Romane aus der Geschichte Oester»
reichs ist ihr Agathokles. ein Roman in
Briefen aus den Zeiten Diocletianö, ein
Tendenzroman, in welchem sie dem Historiker
Gibbon wegen der zwischen den Zeilen her«
vorschimmernden Unchristlichkeit seiner Welt-
anschauung den Fehdehandschuh hinwirft und
einen ähnlichen Stoff, wieChateaubriands
„zlart^rL-l, aus jener Epoche, in welcher im
heidnisch.römischen Weltreiche das Christen-
thum aufdämmerte, mit der ausgesprochenen
Absicht hehandelt, die Segnungen der neu
auftauchenden Religion zu verherrlichen. Hier
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon