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Pichler 286 Pichler
des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahr,
Hunderts, war Büchsenmacher von Passeier
und ein trefflicher Schütze. Seine merkwür>
digen Schüsse leben noch heute im Munde
der Tiroler Schützen. Als über Tirol die
furchtbaren, ewig denkwürdigen Tasse der
Franzosen, und Bayern-Noth hereinbrachen
und als die Ersteren bei Passeier von den
Passeirer Schützen gehörig gedroschen wurden,
dann bei dem Uebergange über den Jausen
Schläge einheimsten, die zwar nicht in der
französischen Kriegsgeschichte, die nur von
Siegen berichtet, wohl aber im Munde jedes
Tirolers leben, als dann den Bayern bei
Sterzing auf Duis die Passeirer an den Leib
rückten, da that Andre Pichler manchen
Meisterschuß, von dem noch heute erzählt
wird. Sein Stutzen, „ein langes starkes Rohr
mit einem uralten großen Schlosse, mit einem
mittelhochdeutschen Schafte und ganz tress«
lichem Schneller", wird noch aufbewahrt.
Mehrere ganz eigene Geschichten von diesem
berühmten Schützen erzählt die unten ange«
gebene Quelle. Bekannter war Andre Pich'
ler unter dem Namen Mörrer Anderle.
sTirolerSchützeN'Zeitung (Innsbruck,
4°.) VI . Jahrg. (1834). Nr. 92 u. 101: „Be.
rühmte Schützen und Landesvertheidiger auS
Passeier".^l — 3. Andreas Eugen Pichler
(Humanist, geb. zu Wien im Jahre 1764,
gest. zu Baden bei Wien <7. September i838).
Bürgerssohn, der in Wien seine Schulbildung
bei den Plansten erhielt, in deren Orden er
auch trat, ihn aber nach vier Jahren verließ,
um sich an der Wiener Hochschule für den
Staatsdienst auszubilden. Im Jahre 1783
betrat er unter Sonnenfels als Kanzlei-
Praktikant bei der vereinigten Hofkanzlei den
Staatsdienst und wurde l796 Secretär bei
der niederösterr. Landesregierung, wo er zuletzt
ältester Rath und Kanzleidirector war. Sein
ganzes Leben ist, wie sein Biograph meldet,
eine Kette philantropischer Bestrebungen.
Schon bei dem allgemeinen Aufgebote, 1797,
that P. sich besonders hervor, dann als Mit»
glied der Wohlfeilhcits'Commission, in welcher
Eigenschaft er, um die Noth der Armen zu
lindern, ganz Oesterreich bereiste. Als er im
Jahre 13U2 Rath geworden war, übernahm
er das Referat über die weltlichen Stiftun»
gen, die Wohlthätigkeits- und Humanitäts«
Anstalten, das Versatzamt, das allgemeine
Kranken«, Waisen« und Findelhaus, das Straf»
und Arbeitshaus. Nun war es sein Haupt«
augenmerk, der finanziellen Beschränkung jener Institute aufzuhelfen, was ihm durch
Auffindung bisher unbenutzter Hilfsquellen
auch gelang. Um dem in den Strafanstalten
herrschenden Sittenuerderbnisse zu steuern,
leitete er in denselben den Unterricht in ver.
schiedenen Arbeiten ein. welchem „Segen der
Arbeit" die Rettung manches verwahrlosten
Menschengemüthes zu danken. Er war seit
13t3 Mitglied des Vereins zur Unterstützung
der Militär« und Landwehrfamilien, und ruar
auch bei der Gesellschaft adeliger Frauen.
Baden insbesondere tierdankt ihm die jetzige
Einrichtung seines Wohlihätigkeitshauses und
die Erbauung des, der ärmeren Volksclasse
gewidmeten, Franzensbades. ^Oesterreichs
scher Zuschauer, herausg. von I . S.
Ebersberg (Wien, 8".) Jahrgang 1838.
Bd. I I I , S. 1132, im „Rückblick in die Ver.
gangenheit".) — 4. Anton Pichler, Offi«
cier im Kaiser<Iäger»Regimente, hat sich im
letzten italienischen Feldzuge (1866) in der
Schlacht bei Custozza durch seine Bravour
hervorgethan. Sie wurde am 24. Juni 1866
mit siegreicher Entscheidung von Seite unserer
Südarmee geschlagen. Um 3 Uhr Nachmittags
rückte das dritte Bataillon des Kaiser-Iäger-
Regiments, das bereits !2 Stunden in Marsch-
bewegung war, in Divisionsmassen zur Erstür-
mung des Cypressenhügels bei Custozza vor.
800 Schritte vor demselben wurde eS von
dem mörderischen Geschütz» und Kleingewehr«
feuer des zum äußersten Widerstände entschlos«
senen Gegners empfangen. Als es nur mehr
80 Schritte vor einem vor dem Höhenkamme
gelegenen Hause angelangt war, krachten aus
demselben mörderische Salven in das vor-
rückende Bataillon. Auch fuhr im nämlichen
Augenblicke ein Geschütz auf dem Kamme auf,
das sein Feuer eben auf Pichler's Schaar
richtete. Der Oberlieutenant P., die Wichtig«
keir der Situation erfassend, eilte, durch sein
Beispiel die ihm Folgenden ermunternd, mit
lautem Hurrah und so rasch voran, daß die
Seinen ihm kaum zu folgen vermochten. Mit
hochgefchwungenem Säbel dringt er auf die
Bedeckungsmannschaft ein, als ihn eine Kugel
aus dem Revolver eines feindlichen Officiers
in den Bauch trifft. Pichler stürzt zusam«
men, der feindliche Ofsicicr. springt auf ihn
zu, um ihn mit einem Säbelhieb über den
Kopf zu todten. Pichler aber varirt glück«
lich denselben mit dem linken Oberarm, in-
dessen sind seine Leute angelangt und haben
den Schwerverwundeten gerettet. P. erhielt
später das Militär-Veroienstkreuz mit der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon