Seite - 278 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
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Pietsch 278 Piehnigg
welchem neuen Wirkungskreise er dem
Staate die nützlichsten Dienste leistete, die
von Kranken überfüllten Spitäler uner<
müdlich visitirte, vielem Unfuge steuerte
uud der Verschleppung des baaren Gel
deS nach Preußen, der schlechten Einquar
tierimg des Militärs und der Uebertheue-
rung der Lebensmittel Einhalt that. Nach
dem Preßburger Frieden trat P< wieder
in den Ruhestand zurück. Gern hatte er
den Befreiungskrieg 48l3 und 1844
mitgekämpft; aber sein hohes Alter stand
seiner Wiederanstellung im Wege. Er
starb zu Wien. beinahe 99 Jahre alt.
Oesterreichische militärisch eZeitschrift,
herausg. vonSchels (Wien. 8°.) Jahrg. l841,
Bd. I , S. 203. — Noch ist eines gebornen
Böhmen, Namens Neinhold Pietsch, zu
gedenken, der ohne sein Zuthun in die Reihe
jener „Napoleoniden" gestellt wurde, die
als illegitime Nachkommen des großen Kai»
fers oder seiner Brüder. Verwandten. Schwä«
ger von Zeit zu Zeit auftauchen, und nach
vergeblichen Versuchen, ihre vermeintlichen
Rechte zur Geltung zu bringen, spurlos wie«
der verschwinden. Besagter Reinhold P. ist
ein Sohn des verstorbenen IohannPietsch,
Sägenschmides aus Ober-Einsiedel bei Rum»
bürg in Böhmen. Rein hold wendete sich
dem Lehrfache zu und bekleidete im Jahre
1868 die Stelle eines katholischen Lehrers zu
Hubertusburg in nächster Nähe von Werms-
dorf in Sachsen. Als sich auf einmal die
Nachricht von der Aufsindung eines neuen
Napoleoniden in der Oeffentlichkeit verbrei»
tete und als solcher der genannte Ne in hold
Pietsch ausdrücklich bezeichnet wurde, trat
derselbe mit einem Schreiben diesem Gerüchte
entgegen, in welchem er die Entstehung
desselben aufklärt. Das Schreiben lautet:
„. . . In meinem ganzen Leben ist es mir
noch niemals eingefallen, mich für den Prm»
zen Eugen Joseph Napoleon Bona»
varte auszugeben oder mit diesem Namen
Schriftstücke zu unterzeichnen, oder irgendwie
mit der sächsischen Gesandtschaft in Verbin«
düng mich zu sehen. Ich besitze meinen Tauf-
^ schein schon sehr lange und bin stolz auf meine
. guten braven Eltern. Die geehrte Redaction
sieht daraus, daß ihr Artikel, „Bohemia"
1868, Nr. 130, von einem Napoleoniden gänzlich falsch ist, und daß Sie unbewußt
und nrihümlich den guten Ruf und die Wirk.
samkeit als Lehrer eines Unschuldigen ganz
erheblich gefährdet haben, indem Alle, die mich
nur kennen, für meinen gesunde« Verstand
fürchten muffen. Ich bin nur froh. bei allem
Verdruß und den gehabten Fatalitäten die
geehrte Redaction über das Wie und Woher
dk'ses Irrthums aufklären zu können. Ein-
von dieser fixen Idee befallener Schneider«
gesell, Karl Gustav Ludwig, wohnhaft in
Würzen, den ich oberflächlich kenne und der
mir seine vermeintlichen Ansprüche und Ideen
über seine hohe Geburt mittheilte, hat meine
Freundlichkeit und Nachsicht, die man doch
gern solchen Geisteskranken schenkt, wobei ich
auch nichts unterlassen habe. um ihn von
seiner siren Idee ztl heilen, mißbraucht, und
ohne mein Wissen und meinen Wil«
l en sich erlaubt, mit der bewußten ominösen
Unterschrift zu erhaltende Antworten von der
Gesandtschaft unter meiner Adresse erbeten.
Mit festem Vertrauen auf die edle Gesinnung
der Redaction, bitte ich um Berichtigung in
Ihrem Blatte, welche Bitte Sie mir gewiß
nicht versagen, da es sich um die gefährdete
Ehre und Wirksamkeit eines unbemittelten
kathol. Lehrers handelt, dessen Menschen«
freundlichkeit und Mitleid mit einem Geistes»
kranken Ursache zu großen Fatalitäten ge»
worden sind; denn nicht bloß Ihr Blatt,
sondern auch die „Sächsische Zeitung" aui
Leipzig in Nr. «46 und die „Dresdner Nach.
richten" in Nr. i8l haben Ihren Artikel be.
reits aufgenommen. Hubcrtusburg.den 29. Juni
1868. Reinhold Pietsch. Lehrer an der ka<
thol. Schule zu Hubertuöburg bei Werms»
dorf in Sachsen." l^ohemia (Prager polit.
und belletrist. Blatt, 4<>.) 15K8, Nr. l57.
S. 2033. — Fremden «Blatt. Herausge»
geben von Gust. Ritter v. Heine (Wien,
40^ ) 1868, Nr. 18l.)
PietzlUgg, Franz (Schriftsteller,
geb. im Jahre 4802 in Kämthen, gest.
zu Wien 3. Jänner 1856). Der Sohn
mittelloser Eltern, der bereits in den
Studienjahren auf sich selbst angewiesen
war und durch Nnterrichteriheilen mühe-
uoll seinen Lebensunterhalt bestritt. Als
er spater nach Wien kam, wurde er von
dem Freiherrn von Erstenberg als
Erzieher für den damaligen Erbprinzen,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon