Seite - 283 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
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Pilat 283 Pilat
Pi lat , eine vom Herzen wohlwollende
Natur, hatte eS langst, ehe die Leiden«
schaften zu Tage traten, erkannt, daß die
inneren Fehden für die Kirche äußerst
bedenklich seien und suchte deßhalb durch
freundschaftlichen Contact der Betreffen«
den in seinem Hause die Divergenzen zum
Ausgleiche zu bringen. Was ihm aber
nicht immer gelang, darf doch ihm nicht
zur Last gelegt werden. Im Uebrigen, wer
ihn persönlich kannte, nahm den ange-
nehmften Eindruck seiner gutmüthigen
Freundlichkeit, seines feinen Witzes und
stets heiteren Sinnes als wahren Gewinn
mit. Was seine Stellung zu Metier»
nich anbelangt, so ging man so weit,
ihm seine Treue für den Staatsmann,
dem er diente, zum Vorwurfe zu machen!
Und wahrhaftig. P. war einer der treue«
sten Diener seines Herrn, und daß er sich
stets und immer dem Willen und der
Meinung Metternich'S unterordnete,
war wohl jene Eigenschaft, die ihm eben
dem Staatskanzler am meisten werth
machte. WaS seine Stellung als Re-
dacteur des einst in politischen Kreisen
als maßgebend angesehenen „Beobach«
ters" betrifft, so wird von einer Seite
bemerkt, daß sein Redacteursantheil bei
dem Blatte lange nicht so groß gewesen,
als man überhaupt anzunehmen beliebt,
denn er mußte dem Fürsten Metternich
jedcs Blatt, bevor es erschien, vorlegen
und der Fürst strich weg, sehte'hinzu und
änderte nach Belieben, schrieb auch wohl
sein Urtheil über das gelieferte Manu»
fcript an den Rand deS Bürstenabzuges,
wie denn Marginal«Bemerkungcn zu ma<
chen. eine Lieblingsneigung Metter«
n i ch's war, daher denn auch sämmtliche
publicistische Werke seiner reichen Biblio«
thek zur Stunde noch auf daS Verschwen»
derischste damit versehen sind. ^Wenig«
stens las dieser Staatsmann doch noch Bücher, aber die Staatsmanner— Einige
ausgenommen — von heute, was lesen
denn die?) Schließlich sei noch bemerkt,
daß der im Jahre 1887 bei Cotta in
Stuttgart erschienene „Briefwechsel zwi-
schen Fr. Gentz und Adam Heinrich
Mül ler" , der gewiß eine Bereicherung
der historischen Literatur ist, von P i la t
herausgegeben worden ist. In Friedrich
Raßmann's „Pantheon deutscher jetzt
lebender Dichter u. s. w." (Helmstadt
1823. Flcckeisen. 8".) erscheint P. mit den
Taufnamen Rudolph Joseph, während
Joseph Anton die richtigen smd.
Adelstands»Diplom ää.o. 20. Juli 1831.
— Der Bazar (Münchener Witzblatt. 8")
1830, Nr. <3l, S. 546: „Wie der „östenei'
chische Beobachter" den Redacteur des Ba.
zars für einen Griechen hält". — Bohemia
(Präger polit. und bellelr. Blatt, 4«) 1865.
Nr 106 u. 107. in der Rubrik.- „Mosaik".—
Fremd en'Blatt . Herausg. von Gustav
Heine (Wien. 4«.) 1865, Nr. 126: „Noch
eine Anekdote vom Regierungsrathe Pilat".—
(Hoffinger. Ios. Ritter u.) Oestrrreichische
Ehrenhalle (Wien. Ant. Schweiger, gr. 8".)
I I I . Band (l86S). S. 33. — Neue freie
Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 243:
„Pilat"; Nr. 233.» „Testament"; — dieselbe
1867, Nr. 9?9. im Feuilleton: „Gentz und
Pilat" l^ aus dem Nachlasse Friedrich's von
Genh. Erster Band: Brief, kleinere Aufsähe,
Aufzeichnungen (Wien 1867. Gerold'sSohn)).
— OesterreichischeNational'Encyklo-
pädie von Gräffer und Czikann (Wien
1838, 80.) Bd. IV, S. 222. — Oesterei«
chi scher Volks» und Wirthschaft ö-Ka«
lender (Wien, Prandl. gr. 8°) Jahrg. 1867,
in der von I . Mter v. Hoffinger dearbei»
teten „Ehrenhalle". — Pester Lloyd (polit.
Blatt, gr. Fol.) 1865. Nr. l03. im Feuille»
ton.— Pietznigg, Mittheilungen aus Wien
(s°.) Jahrg. 1333, I I . Heft. S. 76: „Ge.
schichte der Entstehung des „Beobachters". —
Presse (Wiener polit. Blatt. Fol.) 1865.
Nr. l2l n. 122, in der „Kleinen Chronik";
Nr. 124: „Negierungsrath von Pilat und die
Napoleoniden". — Vehse (Eduard Oi-.),
Geschichte des österreichischen Hofs und Adels
und der österreichischen Diplomatie (Hainburg.
Hossmann u. Campe. kl. 8") Bd. X, S. 56.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon