Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lexika
Wurzbach-Lexikon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
Seite - 285 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 285 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22

Bild der Seite - 285 -

Bild der Seite - 285 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22

Text der Seite - 285 -

Pilati 283 Pilati bringen, das Amt eines Civil- und Cri« minalrichterS bekleidete. Nach einiger Zeit begab er sich nach Göttingen, wo er eine Lehrkanzel aus den Rechtswissenschaften übernahm, die er aber aufgeben mußte, da das Klima seiner Gesundheit nicht zu> sagte. Er kehrte nun in sein Vaterland zurück und wurde dort Professor der Rechte am Lyceum zu Trient. Schon damals hatte er das schriftstellerische Ge biet betreten und auf demselben durch Vorschlage auf Abschaffung von Miß brauchen und Einführung naturgemäßer Reformen Bahnen eingeschlagen, die neu waren und die Aufmerksamkeit der Fach manner auf den jungen und scharfsinni gen Denker richteten. Um sein Wissen zu erweitern, gab er sein Lehramt auf und machte eine längere Reise nach Frank» reich, Holland. Deutschland, in die Schweiz und Dänemark. In den ver» schiedenen Haupt» und größeren Städten hielt er sich längere Zeit auf, und da er mit Leichtigkeit in fremden Sprachen ver> kehrte, trat er mit den hervorragendsten Mannern der Wissenschaft, die dem aus» gezeichneten gebildeten Fremden mit dem freundlichsten Wohlwollen entgegenka» men, in unmittelbaren, oft engeren Ver» kehr. Ueberall wurde ihm die ehrenvollste Aufnahme zu Theil, der König von Dänemark ernannte ihn zum Ehrenkam» merherrn und versuchte es, ihn bleibend an seinen Hof zu fesseln. Friedrich der Große ließ eS ihm gegenüber auch nicht an mannigfachen Beweisen seiner Huld fehlen, und Joseph I I . , ihn mit seinem ganzen Vertrauen beehrend. unterhalt sich oft und gern mit ihm über die Re« formen, die er in den verschiedenen Ver« waltungszweigen in seinen Staaten ein« zuführen gedachte. Nachdem P. mehrere Jahre auf Reisen zugebracht, kehrte er in sein Vaterland zurück und dort auf seiner Besitzung lebte er der süßen Muße wissen» schaftlicher Forschungen, und vornehmlich waren es die Staats« und Rechtswissen» schaften, bei welchen cr nur zu oft wenig Uebereinstimmung fand zwischen der lan» desüblichen, ja der von den Lehrkanzeln herunter voroemonstrirten apologisirten Praxis und seinen geläuterten, durch reifes Denken und Erwägen berichtigten Anschauungen. Man erzahlt sich nach dieser Seite hin manche pikante Falle, in welchen er den veralteten Anschauungen der Rechtsgelehrten die Leuchte der durch die Weisheit geläuterten Wissenschaft entgegenhielt und oft durch List die hart« nackigen Vertheidiger des Abgelebten und Veralteten in der Wissenschaft zu den richtigen Anschauungen der neueren Den« ker. theils zum Bewußtsein ihrer falschen Ansichten brachte, theils völlig bekehrte. Einer der interessantesten Zwischenfälle dieser Art war es, wo er in einem Rechts- falle eine von den ausgesprochenen An« sichten seiner Collegen völlig abweichende Ansicht verfocht, ohne aber seine Gegner überzeugen zu können. Plötzlich fand sich eine kleine Dissertation von dem berühm» ten Rechtsgelehrten Homberg vor, in welcher ein dem in Frage stehenden völ» lig ähnlicher Fall ganz nach Pi lat i 's Ansicht entschieden war. Jetzt sahen auch die Collegen die Sache anders an und stimmten Homberg's wissenschaftlichen Gründen bei. Später löste sich das Räthsel zum Aerger der Ueberlisteten dahin auf, daß der Verfasser dieser Dis- sertation nicht Homberg, sondern P i- lat i sei und dieser nur zu einer List ge> griffen habe, um dem gedankenlosen Ueberlieferungsglauben in der Wissen- schaft, die ja eben durch stetes Forschen lebendig bleiben soll, den Todesstoß zu versehen. Nachdem P. mehrere Jahre in seiner Heimat unter wissenschaftlichen
zurück zum  Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Pergen-Podhradszky, Band 22
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Pergen-Podhradszky
Band
22
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1870
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
534
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich