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PiÜwein 303 Pillwein
rungen des Jahres 1809 und als Salz-
burg im Jahre 1810 in Bayerns Besitz
überging, diente P. unter der bayerischen
Regierung als Ingrossist. spater als
Offmal fort und wurde als solcher am
4. Mai 1816 von der österreichischen
Regierung, als Salzburg wieder an
Oesterreich gekommen war, übernommen.
Eine in Pi l lwein 's 3eben tief eingrei«
fende Veränderung trat ein, als mit
3andesregiemngs»Decret vom 4. Sep«
temder 1816 die Versteigerung der Salz«
burger Zeitung angeordnet und Pil l»
weins höchstes Anbot mit 300 st. zu>
rückgewiesen wurde, „weil nach der beste«
henden Allerh. Vorschrift vom 1. Februar
1304 sich Beamte weder mit Pachtungen
befaffen, noch bürgerliche Gewerbe trei»
ben dürfen". So verlor P.. nachdem er
durch zehn Jahre in einer wechselvollen
und bedrängten Zeit die Salzburger Zei-
tung sammt dem Intelligenzblatt —
unter der kön. bayerischen Regierung als
kön. bayerisches Salzach-Kreisblatt —
redigirt hatte, mit einem Male, wenn eben
keine sehr große, doch immerhin für einen
Familienvater — denn er war seit 1808
verheirathet — nicht unbedeutende
Subsistenzquelle ohne sein Verschulden.
Er verlegte sich. um diesen Ausfall zu
decken und um den Censurfatalitäten
so viel wie möglich auszuweichen, auf
die Abfassung von Gebet», Andacht« und
Volksbüchern, auf welchem Gebiete der
tüchtige Mann zum Schaden anderer
Fächer, in denen er Nützliches hätte lei«
ften können, eine fast rührende Frucht»
barkeit entwickelte. Im April 1817 wurde
P. zum provisorischen Adjuncten bei dem
k. k. salzburgischen Pfleggerichte Neu»
markt mit dem Gehalte von 600 st.
ernannt. Er übersiedelte nun an den
neuen Bestimmungsort, wo er auch seine
literarischen Arbeiten fortsehte. I n die
v.Wurzb ach. biogr. Lexikon. XXII. Periode seines Neumarkter Aufenthaltes
fallt die große Feuersbrunst in Salz»
bürg. welche am 30. April 1318 einen
großen Theil der Stadt einäscherte, für
welche nun P i l lwe in , der seine bei
dem Buchhändler Zaunrieth aufge«
stellte — an 2000 Bande starke —
Bibliothek gleichfalls durch den Brand
eingebüßt hatte, sofort eine Sammlung
anstellte, die das ansehnliche Ergebniß
von Tausend Gulden im Baaren und
Tausend Gulden in Materialien ein.
brachte. Im Jahre 1819 zog sich
P. durch einen Sturz vom Pferde ein
körperliches Leiden zu, das ihn sein Leben
lang nicht verließ und ihn. ihm fast jede
Bewegung erschwerend, so zu sagen an
den Schreibtisch kettete. Nach fünfjähri«
ger Wirksamkeit in Neumarkt kam P. im
März 1822 als Ingrossist zur obderenn«
sischen Staatsbuchhaltung nach Linz, wo
er in gradueller Vorrückung es zum
Rechnungsofficial. mit dem Iahrgehalte
von 800 fl. brachte und somit in seiner
amtlichen Laufbahn die höchste Stufe
erreichte. Mit Gattin und neun Kindern
lebte P. unier obgeschilderten Umständen,
namentlich in seinem höheren Alter, in
sehr druckenden, von Kummer, Sorgen
und Entbehrungen erschwerten Verhält»
nifsen. Aber noch hatte der wackere Mann
seinen Leidenskelch nicht zur Neige ge»
trunken. Am 4. Juni 1846 schritt er
um seine Iubilirung ein und erhielt die«
selbe am 4. September g. I . Obgleich
er eine Dienfteslaufbahn von 42 Jahren,
Monaten und 3 Tagen vollstreckt
hatte, wurde er nur mit der Hälfte seines
Activitätsgehaltes (800 fi.), nämlich mit
400 st., in den Pensionsstand versetzt,
weil die beigebrachten Documente von
der Hofkammer nicht als genügend aner«
kannt wurden, um eine mehr als vierzig-
jährige zurechnungsfähige Diensteszeit
8. Sept. 1870.) 20
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon