Seite - 370 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
Bild der Seite - 370 -
Text der Seite - 370 -
Pitr 370 Pitsch
Pitr, siehe: Piter, Joseph (Bonaven-
tura)fS. 36i^.
Pitrof, siehe: Pittroff. Franz Chri«
stian ^S. 373^.
Pitfch, Karl Franz (Tonsetzer,
gcb. zu Patzdorf in Böhmen 8.Februar
1786. gest. zu Prag 42. Juni 4838).
Sein Vater war Schullehrer in Patzdorf,
der seinen Sohn frühzeitig in der Musik,
besonders aber im Orgelspiele, unterrich«
tete. Im Alter von acht Jahren versuchte
P. bereits zu componiren. Dann schickte
der Vater seinen Sohn nach Glah in
Schlesien, damit er bei dem Organisten
Otto den Contrapunct erlerne und sich
im praktischen Orgel« und Clavierspiele
vollkommen ausbilde. P. spielte bereits
damals die Orgel so ausgezeichnet, daß
die Bauern der Umgebung „den kleinen
Orgel-Hexenmelfter", so nannte man den
Knaben, allgemein bewunderten.' Neben
der Musik wurde aber auch der andere
Unterricht nicht vernachlässigt, welchen er
zuerst in einer Landschule, spater in Prag
erhielt, immer aber blieb Musik seine
Lieblingsbeschäftigung, durch welche er
sich auch seinen Lebensunterhalt erwarb,
da dem Vater die Mittel fehlten, ihn zu
unterstützen. I m Jahre 4818 trat er als
Erzieher in der Familie des Ritter von
Mann er zu Bohdalitz in Mähren ein.
in welcher Stellung er zehnthalb Jahre
verblieb und sie nach Lösung seiner Auf«
gäbe mit einer namhaften lebenslang«
lichen Pension verließ. I n diese Zeit fällt
sein Besuch in Wien. wo er mehrere
musikalische.Größen, unter diesen den
Meister Simon Sechter, kennen lernte,
mit dem er auch bis zu seinem Tode
freundschaftlichen Verkehr unterhielt.
Nachdem er im Jahre 4823 sein Grzie»
Heramt niedergelegt, begab er sich nach
Prag zurück, wo er sich vornehmlich mit Orgelspielen, Componiren und muslkali«
schen Studien beschäftigte. I m Jahre
1832 nahm er die Stelle als Organist
an der Pfarrkirche zu St. Nikolaus in
Prag an und erlangte bald ebenso als
trefflicher Orgelspieler, wie als wissen«
fchaftlich gebildeter Contrapunctist einen
ausgezeichnten Ruf, so daß, als der be«
rühmte Compositeur und Chorregent Ro>
berr Führer den Posten des Leiters und
ersten Lehrers an der Prager Orgelfchule
niederlegte. P.im I.1840 auf diese Stelle
berufen wurde. Durch 48 Jahre bis an
seinen Tod versah P. dieses Amt und ent-
faltete eine in der Erinnerung aller Zeit«
genossen einzig dastehende segensreiche
pädagogische Wirksamkeit; unter seiner
Leitung erfreute sich die Prager Orgel«
schule ihrer Blüthezeit; sie genoß ent«
schiedene Anerkennung in ganz Deutsch«
land und auS aller Herren Lander ström«
ten die Schüler herbei, um sich von P.
in der edlen Kunst deS Orgelspiels heran«
bilden zu lassen. Seine namentlich in
Rußland und Polen zerstreuten Schüler
verkündeten weit und breit seinen Ruhm
als eines tüchtigen Meisters echter Kir-
chenmusik. Später wurde P. als Orga«
nist an die Hofcapelle nach Wien berufen,
aber seines vorgerückten Alters wegen
lehnte er diese ehrenvolle Stelle ab. Wie
P. ein Meister auf der Orgel, so war er
auch ein ausgezeichneter Pianist, groß
war seine Technik im Spiele, bewunde«
rungswürdig die Gleichheit seiner Finger-
Ausbildung. Er besaß eine gründliche
Kenntniß der Componisten der älteren
und neueren Zeit aller Nationen, die er
mit Scharfsinn und feinem Gefühle be«
urtheilte. Er selbst war auch Componist
und schrieb verschiedene Kirchenstücke.
Präludien. Fugen u. dgl. m. für die
Orgel. Nur ein verhältnißmäßig geringer
Theil von seinen Arbeiten erschien iin
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon