Seite - 380 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
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Pins 380 Piris
— Porträt. Mit seinem Bruder Johann
Peter gemeinschaftlich nach H. Schröder
gestochen von Sintzenich (Berlin, gr. Fol.,
Braundruck).
xis, Theodor (Viol in-Vir tuos
und Componis t , geb. zu P r a g
45. April 1331. gest. 4. August 1836).
Sohn des Vorigen aus dessen Ehe mit
Wilhelmine Senft, einer gebornen
Pragerin; erhielt in früher Jugend Un
terricht in der Musik, welche er aber erst
im Jahre 1842, nach dem Tode seines
Vaters, da er eilf Jahre alt war, zum
bleibenden Berufe erwählte. Wie dieses
geschehen, erzählt 3. Bisch off im Feuil-
leton der „Kölnischen Zeitung" in der
in den Quellen bezeichneten Nummer.
Nun trat Theodor als Schüler in das
Conservatorium zu Prag. das er nach
Vollendung einer dreijährigen Lehrzeit
mit den glänzendsten Zeugnissen verließ.
Nun ließ ihn sein Oheim Johann Pe-
ter, der damals in Baden sich befand,
dahin kommen und nahm ihn von da
mit nach Paris. Daselbst vermittelte er
das Auftreten deS jugendlichen Künstlers
in einem öffentlichen Concerte des Con-
servatoire. Im folgenden Jahre reiste
er nach Cannstadt, wo sich
auch Vieux.
tempS befand, dessen Unterrick)t P. durch
mehrere Monate genoß. Von dieser Zeit
her schreibt sich auch die Vorliebe Theo-
dor's für die Compositionen dieses
Meisters, welche er, besonders auch die
großen Concerte desselben, ganz ausge»
zeichnet vortrug. Nun besuchte er die
Rhemlande, feierte in Mannheim, Darm-
stadt. Karlsruhe glanzende Erfolge, auch
erhielt er auf dieser Reise von der Groß.
Herzogin Karol ine von Mecklenburg.
Schwerin ein Schreiben an ihre Tochter,
die Herzogin Helene von Orleans in
Paris. So betrat P. mit erhöhten Hoff.
nungen zum zweiten Male Paris. Dort fand er bei der Herzogin Helene die
huldvollste Aufnahme und sollte durch
ihre Vermittlung in acht Tagen vor dem
Könige spielen. Am 18. Februar 1848
erhielt P. dieses beglückende Versprechen,
sechs Tage später waren alle Hoffnungen
des jungen Künstlers unter dem Throne
Ludwig Phikipp's begraben. Die
Tage der Republik waren der Kunst in
PariS wenig gedeihlich. P. kehrte sonach
zu seinem Oheim nach Baden zurück und
machte in den nächsten Jahren mehrere
Kunstreisen, u. a. nach Frankfurt, Cöln,
Hannover, Berlin u. s. w. Im Herbste
1830 erhielt er den Ruf nach Cöln als
Lehrer des Violinspieles an der rheini»
schen Musikschule und Mitglied deS Or-
chesters; nach F. Hartmann'S Tode
trat er in dessen Stelle als Concert»
meifter. Von Cöln aus machte er in den'
Herbst» und Weihnachtsferien öfter Kunst,
ausflüge in's Ausland, unter denen seine
Kunstreise durch Holland im Jahre 1883
und sein Auftreten in Paris im Jahre
1833 besonders hervorzuheben sind.
Aber kurz war'die Lebensdauer dieses
hoffnungsvollen Künstlers bemessen, schon
im nächsten Jahre riß ihn aus der
Blüthe der Jahre und des Wirkens und
des Ruhmes der Tod dahin. Im Alter
von erst 26 Jahren erlag P. nach nur
kurzen Leiden einem Gehirnschlage. AlS
Violinspieler zahlt er zu den ersten seiner
Kunst; im Vortrage der Compositionen
von Beethoven und VieuxtempS
war er groß. Ein gewiegter Musikkritiker,
3. Bisch off. schreibt über ihn: ,Rich-
tige Auffassung des Ganzen, voller und
gediegener Ton, Reinheit und staumnö«
werthe Sicherheit in Doppelgriffen aller
Intervalle, bewußter Adel im Tragen
der ernsten Melodie, Zartheit und Zier«
lichkeit in der Ausführung des Anmuthj«
gen und Lieblichen und jeder Art von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon