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und Grüfte in und um die Kirchen ab»
gestellt und allmalig beseitigt, neue
Friedhöfe angelegt, die Todtenbeschau
am 21. Februar 1783 beffer geregelt
und die Chirurgie zur freien Kunst er»
hoben wurde. I.In ermüdet in seinen Ne«
formen schritt er nun. 1784. zur Errich-
jung eines Findelhauses, einer Siechen»
ulld Irrenanstalt vor und erwirkte, daß
die medicinisch-chirurgische Anstalt als
eine öffentliche angesehen nerde und
rechtsgültige Diplome für Wundärzte
und Hebammen ausfertigen konnte. Im
Jahre 178Z wurden die Armen-Iüstitute
in Inuerösterreich eingeführt und die
chirurgischen Gerechtsame geregelt. Mit
26. Mai 1786 erhielten nicht nur daö
Oubernium, sondern auch der Protoine-
dicuS einen erweiterten Wirkungskreis,
letzterer besonders bei ansteckenden Krank«
heiten, bei Errichtung von Apotheken,
Anstellungen von Aerzten und Wund«
ärzten, Besetzung der öffentlichen Sani-
tatöbeamtcnsiellen u. s. w. Die medici»
nisch'chirurgischen Studien wurden am
28. Juni 1786 auf einen zweijährigen
Curs ausgedehnt, dem jeweiligen Pro»
fefsor der Anatomie. Chirurgie auch noch
der Hebammenunterricht übertragen
(3. December 1786) und, um das Stu«
dium zu erleichtern, wurden aus dem
Landesfonde mehrere Stipendien zu
300 fi. per Jahr angewiesen. Durch die
Kriege mit Frankreich wurde die weitere
Entwicklung der medicinisch<chirurgischen
Studienanstalt etwas gehemmt; allein
die neuen Friedhöfe mit den Todtenem«
setzkammern fanden auf dem Lande, in
Städten und Markten eine immer größere
Verbreitung (1797 und 1801). Der 3am.
brechter Hof in der Paulusthorgasse zu
Orah wurde nach der temporären Auf»
Hebung des Stiftes St. Lamprecht (1786)
auf Befehl Kaiser Joseph'S N. mit der Aufschrift: 8al.utl ot solatio ^
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im Jahre 1788 zu einem allgemeinen
Krankenhause umgewandelt und mit dem
gegenüberstehenden Gebär» und Tollhaus
vereinigt. Auch wurde aufP.'s Vorschlag
im Jahre 1801 und 1803 don Nohitscher
Quellen eine größere Aufmerksamkeit zu«
gewmdet und ein eigener k. k. Physiker
daselbst angestellt. Am 48.October 1302
erfolgte von Seite des GuberniumS der
erste Auftrag, die Kuhpockenimpfung mit
allem Ernste öffentlich einzuführen. Am
4. Jänner 1804 wurde daS allgemeine
Krankenhaus bezuglich seiner Eintheilung
und arztlichen Wirksamkeit der verschie»
denen Aerzte neu regnlirt, auch erfloß
über P.'s gutachtliche Aeußerungen am
l7. ^ind 21. Februar 1804 ein neuer
Studienplan für die medicinisch-chirurgi«
schen Studien, welcher allmalig in Aus»
führung gebracht wurde. In Anerken«
nung der vorerwähnten Verdienste wurde
P. im Jahre 1784 in den Reichsritter,
stand erhoben. Sowohl als vielbeschäf'
tigter praktischer Arzt, wie als oberster
Sanitätsbeamter der Provinz Steiermark
'und Mensch hochgeachtet und geliebt, uer»
schied er im 6l. Lebensjahre auf dem, da«
mals den Grafen von Katzianer gehö»
rigen Schlosse Spielfeld, eine Stunde von
Ehrenhausen an der Mur entfernt. Auf
dem tznedhose daselbst befindet
sich
das
ihm von seinen Kindern gesetzte Denk»
mal. Ueber seinen Familienstand ver-
gleiche die Stammtafel auf S. 400.
Ritterstands«T>iplom däc>. 5. Juli 1784.
— Medicinisch'chirurgiscbe Zei tung,
herauss. von Di». Erhart (Salzburg lL03,
8«.) Bd. I, S. 2?2. — Rosas (Anton Edler
von). Kurzgefaßte Geschichte der Wiener Hoch»
schule im Allgemeinen und besonders der me«
dicinischen Facultät (im Novemberhefr deS
Jahrganges l84? der „Mdicinischen Jahr«
bücher des k. k. österr. Staates"). — Machers
(Mathias Dr.), Handbuch der k k. SanitätS»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon