Seite - 11 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Band 23
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Podnmniyky Podmamyky
Ferdinand erhob und Bürgerkrieg das
herrliche Ungarn verwüstete, durch ihre Raub»
wirthschaft sich gefürchtet machten. Diese her.
renlose traurige Zeit benutzend, bemächtigten
sie sich des ganzen oberen Waagthales und
bildeten daraus eine eigene Gespanschaft,
welche sie die Szilleiner Gespanschaft nann-
ten und in welcher ihnen die Pässe Mährens
und Schlesiens offen standen. Allen könig,
lichen Abmahnungsbriefen trotzend, verübten
sie die gräulichsten Ausschweifungen und Er»
Pressungen, bis endlich der König genöthigt
ward, im Jahre «342 gegen sie die Achts-
erklärung auszusprechen. Erst der Bruder»
zwist, der zwischen Beiden, durch die Liebe
veranlaßt, ausbrach, machte ihren Gräuel-,
thaten ein Ende. Raphael Podmanin
unternahm im Spätherbste des Jahres 4343
einen Raubzug nach Schlesien und überfiel
auf einem derselben den reichen und ange»
sehenen schlesischen Edelherrn Girpik uon
Lassinkowitz, den er beinahe erschlug,
während er seine schöne Tochter Hedmig
als Beute in die Burg Vistricz heimführte.
Er verliebte sich in das schone Mädchen, des«
sen Reize und Widerstand, sich ihm zu erge»
ben, ihn so fesselten, daß er der schönen Ge»'
fangenen sogar seine Hand anbot. Da kehrte
sein Bruder Hans uon einem Raubzuge aus
Mähren zurück, erinnerte den verliebten Bru>
der Naphael an die zwischen ihnen bedun»
gene Gemeinschaft der Güter und der Beute
und verlangte den Zutritt zu der Gesänge»
nen, Raphael verweigerte ihm denselben,
darüber entspann sich der bitterste Bruder«
zwist. Beide geriethen während der Mahlzeit
thätlich aneinander und mußten von ihren
Zechgenossen auseinander gebracht werden.
Endlich beschlossen Beide, ihr Los in die
Hände des Mädchens zu legen, Hebmig
aber verabscheute den einen wie den andern
Bruder, worauf Beide beschlossen, das Los
entscheiden zu lassen, welchem uon ihnen sie
als Beute angehören sollte. Das LoS entschied
fürHans. Raphael fügte sich scheinbar die
fer Entscheidung und beschloß im Stillen durch
List dem Bruder die Beute abzujagen, Ai
dem Tage, an welchem Hans das Mädchen
gewaltsam zum Altare führen wollte, erschien
ein Bote mit der Nachricht, daß die verhaßten
und beneideten Nachbarn Georg und Io
hann uon Szuniogh, dem Rufe ihres
Könige folgend, ihre Burg Budetin verlassen
haben. Der Zeitpunct eines Ueberfalles wär
günstig, und demnach zogen beide Brüder zuir Ueberfalle der Vurg aus; auf dem Wege dahin
heuchelte Rllphael einen so plötzlichen Krank»
heitsnnfllll, daß ihm sogar derVruder Hans
rieth, sich sofort auf seine Vurg zurückbringen
zu lassen. Bruder Hans aber wollte den
günstigen Augenblick nicht unbenutzt lassen
und setzte seinen Raubzug gegen die Burg
Bud'etin fort. Raphael, nachdem er in das
Schloß Bistricz zurückgekehrt, wollte Hedwig
zwingen, sich ihm zu ergeben und mit ihm
zu fliehen. Nachdem
sie sich dessen, noch immer
auf Rettung hoffend, entschieden weigerte,
beschloß er, sie zu vergiften. In dem Augen«
blicke aber, als er ihr den Giftkelch reichen
wollte, erscholl wildes Geschrei und Waffen»
gekliri in der Burg. Als Raphael von der
Ursache sich überzeugen wollte, fand er feine
wenigen Knechte bereits übermannt, die Burg
erstiegen und in den Händen des jungen Las»
sinkoWitz, des Bruders der armen Hed>
win, Raphael Podmanin hatte kaum
Zeit gefunden, sich durch ein Hinterpförtlein
in's Freie zu retten Der junge Lassinko»
witz hatte nämlich seit Wochen bereits alle
Anstalten dahin getroffen, seine arme Schwe»
ster zu befreien und sich in Wäldern und
Einöden der Burg Bistricz mit seinen Mannen
auf Kundschaft gelegt. Der Zeitpunct, als die
beiden Brüder gegen Budetin auszogen, schien
ihm der geeignete, und in der That hatte er,
wie oben erzählt, den Ueberfall glücklich aus»
geführt und seine Schwester gerettet, in die
Burg Bistricz warf er aber Feuer, daß sie
in Trümmer zusammenbrannte. Hans von
Podmanin hatte indessen auch Budetin
glücklich erstürmt und aus dem Munde des
zu ihm zurückgekehrten Bruder Raphael
erfahren, welches Los ihre eigene Burg «e<
troffen. Neide Brüder kehrten nun in Eile
zurück, um ihre Burg zu retten, fanden aber
nur mehr.rauchende Trümmer. Dieser Unfall
und der Zwiespalt unter ihnen erschütterte
ihren wilden Muth, und Beide beschlossen,
sich ihrem rechtmäßigen Könige F er d inandl .
zu unterwerfen. In Folge dessen wurde die
über sie verhängte Acht durch den 4?. Artikel
des Landtages uon 1348 wieder getilgt und
sie in des Königs Gnnden an, und aufgenom»
men. Hans Podmaniczky starb unner»
malt in kurzer Zeit; sein Bruder Raphael
überlebte und beerbte ihn; er focht noch mit
großer Tapferkeit in den damaligen Türken»
kriegen, so daß, als er 1358 starb, sein Anden«
ken durch ein großsprecherisches Epitaph auf
dem Marmordenkmal in der Bistriczer St.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon