Seite - 18 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Band 23
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früheren Studiengenoffen, der in Fern»
koin'S Atelier arbeitete, war für das
fernere Geschick des jungen Künstlers
entscheidend. Dieser lud ihn ein, ihn im
Atelier seines Meisters zu besuchen und
wohl gar selbst dort einzutreten, da er
Arbeit genug finden würde. P. folgte
dieser Einladung. Feinkorn hatte eben
feinen „Georg", der jetzt im Montenuovo-
Palais steht, vollendet, diese und noch
manche andere Arbeit, die er dort sah,
gefielen P.so sehr und Feinkorn selbst
zeigte ein so theilnehmendes Wohlwollen
für den jungen Künstler, daß dieser an
ihn die Bitte stellte, in seinem Atelier
arbeiten zu dürfen, die auch freundlichst
gewahrt wurde. Hier war P. am rechten
Platze; eS ist bekannt, daß inF e rnko rn'S
Atelier musterhaft gearbeitet wurde', auch
kamen häufige Besuche namhafter Wiener
Künstler, mit denen Ansicht und Meinung
über manche Arbeit ausgetauscht, manche
Aenderung angeregt, kurz, der eben in
der Arbeit befindliche Gegenstand von
verschiedenen Gefichtspuncten und künst»
lerisch beleuchtet wurde. Unter »solchen
Verhältnissen arbeitete P. mit Leib und
Seele, aber längere Zeit unentgeltlich
und mußte seinen Lebensunterhalt in
den Nachtstunden erwerben', jedoch auch
der Meister gewann den Schüler immer
lieber. Erst nach einigen Jahren be-
zog er von Feinkorn ein nach und
nach
steigendes mäßiges Einkommen. Als
im Atelier die Arbeit an dem HilfSmodell
zur Erzherzog Karl-Statue begonnen
wurde, war P. bereits an derselben,
sowie an den meisten der späteren Werke
seines Meisters thätig. I n dem Maße,
als Fernkorn'S durch Krankheit er«
schütterteS Arbeitsvermögen abnahm, was
ziemlich rasch geschah, wurde auch P.'g
Wirkungskreis bei ihm ausgedehnter, er
selbst unabhängiger und allmälig schwand Feinkorn'S Einfluß auf ihn und seine
Arbeit gänzlich. Dieß war besonders dei
Fall, als P. im Jahre 1858 von dem
Besuche der großen Ausstellung in Mün.
chen und der dortigen Ateliers, von den
daselbst empfangenen Eindrücken fast ein>
geschüchtert, zurückkehrte' noch mehr aber
nach dem Besuche der großartigen Lon»
doner Ausstellung im Jahre 1862, nach.
dem er auf der Reise dahin die Ateliers
der Dresdener Meister, Berlin mit seinen
Museen und eine Reihe von Künstlern
ersten RangeS, wieDrake, Schievel»
bein, Wol f , Bläser und BegaS
kennen gelernt hatte. Er blieb längere
Zeit sowohl in Dresden als in Berlin,
studirte die besondere Weise dieser Kunst»
ler und verkehrte viel mit den meisten
von ihnen. Die vorzüglichen Arbeiten,
die er dahier kennen gelernt hatte, wichen
stark von der ihm bis dahin einzig be>
kannten Richtung ab und zeigten die
herrliche Entwickelung einer Kunst, von der
er vorher kaum eine Ahnung hatte. Mit
erweitertem Gesichtskreis und von dem
Streben beseelt, in seinen eigenen Wer.
ken diesen hervorragenden Meistern nach»
zueifern, kehrle er nach Wien zurück.
Kaum jedoch verging ein Jahr, so be>
suchte er wieder Dresden oder München,
oft beide Städte zugleich und suchte nun
in seinen Arbeiten den neugewonnenen
Anschauungen unbeirrt durch manche Cin>
rede gerecht zu werden. So entstanden,
wählend Fernkorn'S Kränklichkeit wuchS
und seine Thätigkeit im Atelier lange
schon fast aufgehört hatte, die Skizze
zum Denkmal des Priilzen Eugen, von
Feinkorn kaum mehr beeinflußt; eine
andere zum Ie l laö i 6. Denkmal, welche
beide ausgeführt wurden und allgemein
als Fernkorn'sche Arbeiten gelten. Die
auch in jener Zeit entstandene Skizze zu
einem Kaiser Joseph »Denkmal für
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon