Seite - 43 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Band 23
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Hwkorny 43 Pokorny
1884, l2°.) S. 166. — Porträt. Unterschrift.
Facsimile des Namenszuges: Dr. A, Pokorny.
Eduard Kaiser, nach einer Photographie
(lith,). Gedr. bei Ios. Stouf« in Wien (8°).
PokoNly,Franz(Theaterdirector
in Wien, geb. in Böhmen, Geburtsjahr
unbekannt, gest. zu Meidl ing bei Wien
7. August 4830). Ueber sein Vorleben
ist wenig bekannt, er war früher Director
des
städtischen
Theaters zu Preßburg, wo
er sich jedenfalls schon 1828 aufhielt,
später in Baden, dann in Oedenburg, in
welch letzterer Stadt P. ein neues Thea>
ter erbaut hat. Das Josephstädter Theater
zu Wien, von jeher unter schwankender
Leitung, drohte, ganz zu untergehen, als
P. dasselbe übernahm und im September
1837 wieder eröffnete. Obgleich er nur
über wenig bekannte Kräfte verfügen
konnte, kam ihm doch das Publicum,
welches dieseö Haus liebgewonnen hatte,
mit Wohlwollen entgegen und er strebte
nun vollends dasselbe anzuziehen und
festzuhalten. Dieß gelang ihm Hauptfach»
lich durch sogenannte Ausstattungsstücke,
wie „Die Liebeleien in Linz", die
„Schlimmen Frauen im Serail", „Wa-
stel" und „Der Zauberschleier", dieses
letztere, ein wahres Cassastück, daS im
Ganzen über dreihundert Mal gegeben
wurde. Es waren dieß Stücke ohne
jeglichen inneren Werth, errangen aber
diese beispiellose Beliebtheit durch die
vollkommenste Entfaltung alles dessen,
was 8as Ballet, die Ausstattung und
die Deioiationen überhaupt leisten
konnten, worin auch P. keine Kosten
scheute. Tr kaufte dann im Jahre 184ü
das Theater an der Wien und richtete
nun auf dieses sein besonderes Augen<
merk. Das Theater an der Wien, zu
dieser Zeit das größte und schönste
Schauspielhaus der Hauptstadt und be-
rühmt durch die erste Aufführung von Mozart'S, „Zauberflöte". durch Carl
und Nestroy, war von Car l dazu be»
nützt worden, es so fruchtbringend als
möglich zu machen und brachte außer
den Arbeiten Nestroy's und Friedrich
Kaiser'S keine Novitäten, die irgend
einen dramatischen Werth hatten. Die
Beliebtheit deS Theaters rührte mehr
von dem guten Spiele als von dem
Gehalt der Stücke her. Pokorny ließ
nun daS Theater nach dem Ankaufe
nicht nur, wie es nothwendig war, durch»
aus restauriren, sondern manches ganz
neu herstellen und führte, stets
nach Neuem
haschend, in dieses Haus die Oper ein.
Der Erfolg war günstig, wie es sich
gleich bei der Aufführung von Flotow's
„Alefsandro Stradella" zeigte, doch man»
gelte es außer Staüdig l . Mar ia und
Tr effz an Kräften, um in dieser Hinsicht
Großes zu leisten. Pokorny aber suchte
dem dadurch zu begegnen, daß er allent»
halben Gäste heranzog, unter denen
Pischek und die berühmte Lind vor
Allen zu nennen sind. Hiebei kam auch
Meyerbeer's „Vielka" zur Aufführung,
deren Einstudirung und Leitung der be»
rühmte Tonsetzer ftlber übernommen hatte.
Was daü Schauspiel anbelangt, so hatte
es zwar ansehnliche Gäste, wie Birch>
Pfeiffer, Clara Stich, Dessoir und
Baumeister, und es errang wohl vie>
len Beifall, aber wenig Besuch. Das Thea»
ter an der Wien, ein Stück Alt-Wien,
war das letzte, welches P. umgestaltet,
renovirt und restaurirt hat, und worin
sein ewig nach Neuerungen strebender
GeiftNahrung fand. — WasdenDirector
Pokoiny besonders auszeichnet, ist der
Wohlthätigkeitssinn, den er in seiner
Bühnenleitung bethätigte. Er warf un>
geheuere Summen in die Cafsen aller
Armenanstalten,Wiens, er forderte
nicht zum Almosengeben auf, er gab
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon