Seite - 68 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Band 23
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sondern an seiner Schwelle im europä,.
schen Osten, die Befreiung des europai.
schen Ostens — das ist diese große Auf.
gäbe! Man muß endlich der Herrschaft
einer Nationalität über die andere ein
Ende machen, gleichviel, od diese Herr-
fchasi
sich eine türkische, magyarische oder
östttieichisch-deutsche nenne. Die Schlacht
bei Sadova hat das Schicksal des euro«
päischen Ostens entschieden. Die germa-
nische Welt hat sich von der slavischen
getrennt. Die Frage über daS Schicksal
deS Slaventhums können wir jetzt allein,
wir Slaven, entscheiden, und in diesem
Falle fällt die erste Rolle Rußland zu.
Ja, meine Herren, Rußland ist jetzt nicht
nur eine russische, sondern eine slaviscbe,
eine panslavistische Macht. Eö besitzt nicht
nur die materielle, sondern auch die
moralische Kraft. Das slavische Rußland
bedroht nicht die Civilisation, es geht
ihr entgegen, es bereitet in Europa die
Verbrüderung der slavischen Familie vor.
Der erste Schritt zu dieser großen That
ist die Lösung der orientalischen Frage.
Diese Frage betrifft die Ehre der russi-
schen Nation und die große Macht des
russischen Staates. Wtt-östlichen Slaven,
wir östlichen orthodoxen Christen, wir
Serben-hoffen, daß Rußland nicht die
Katastrophe auf dem Kofsower Felde
vergessen und bald seine große Aufgabe
lösen werde. Demnach bringe ich mit
Ihrer., Erlaubniß den Toast aus: Auf die
Lösung der slavischen Frage!" Die „Neue
freie Presse" berichtet, daß nach dieser
Rede des Dr. Pol i t „die Versammlung
in rasendem Jubel sich erhob, die Tische
wurden entfernt und — wir citiren wört»
lich — der Doctor erlebte die höchste
Ehre nach russischer Anschauung, er ward
geprellt, und zwar ohne Leintuch, was
noch viel empfindlicher ist. Dreimal
schleuderte man ihn gegen die Decke und fing ihn wieder auf, dazu tanzten die
Repräsentanten der slavischen Welt?i i .
Liaäka, den russischen Cancan; die Die»
ner brachten in großen Gläsern russischen
Punsch (Honka) und die bläulichen
Flämmchen beleuchteten das würdige
Schlußtableau des Festmals". Wie dem
immer sei, gewiß sind obiges publicistische
Erposä, sowie die darauffolgende Tisch,
rede Emanationen eines bekannten Par>
teiführers seines Volksstammes, der ne>
benbei noch die Eigenschaft eines öste»
reichischen Staatsbürgers befitzt und beide
Schriftstücke nur zu deutliche Belege ba>
für, weffen Oesterreich sich zu versehen
hat, wenn es die Aufrechlhaltung seiner
Machtstellung auf diese immer wieder
ausposaunte sogenannte „angestammte"
Treue (!) uncivilisirter Horden, die von
gewissenlosen und selbstsüchtigen Parte!»
gangem aufgehetzt werden, zu stutzen
glaubt. Außerdem hat Dr. P. folgende
politische Libelle veröffentlicht:
NliüM M il>tt ütnntimchtlilhe
(Wien 1862, Leo, gr. 8«.); — „ M um».
tn!i«chr Fr<M mb ihn uMiuzche WZnng"
(ebd. 1862).
Fiemdrn 'V la l l , Vm, Gust, Hei»c lWicn,
4°,) 186!. Nr, N7. — Nru t freie Presse
(Wiener polit. Nlnlt) i!.«7, Nr. ««!».
Plllitztt, Adam (Docent der Ohren.
Heilkunde an der Wiener Hochschule und
Fachschriftsteller, geb. zu Alber t !
in Ungarn im Jahre W88). Sohn eines
deutschen, in Ungarn ansässigen Kauf»
manns, beendete er die medicinischen
Studien an der Wiener Universität und
widmete sich nach erlangtem Doctorgrade
(1889) dem Studium der Ohrenheilkunde.
Im Laboratorium deS Physiologen Lud»
wig führte er eine Reihe, auf Elper!»
Mentaluntersuchungen an Menschen und
Thieren gestützte Arbeiten über die Physio<
logie des GehörorganeS aus, welche der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon