Seite - 124 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Band 23
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Dampftraft in diesem Industriezweige
nutzbringend verwendete. Smichou ist
jetzt eine der größten Cattundruckfabriken
Oesterreichs. 1841 besuchte Se. Majestät
Kaiser Ferdinand die Fabrik in
Smichow und gab P. seine Allerhöchste
Zufriedenheit zu erkennen. Als ihm nun
von hochgestellter Seite bekannt gegeben
wurde, der Monarch wolle P. seiner
Verdienste um die Industrie und seiner
Wohlthätigkeit wegen auszeichnen und
es stehe ihm die Wahl zwischen dem
Adel oder, einem Orden offen, erklärte
P., es könne auf keinem Falle sein
Wunsch sein, so lange er als Jude die
bürgerlichen Rechte deS letzten seiner
Arbeiter entbehren müsse, durch eine
Standeserhöhung ausgezeichnet zu wer»
den. Man möge, wenn schon nicht
allen Juden die bürgerliche Gleich»
berechtigung gewährt werden solle, doch
wenigstens jenen Israleliten, die man
auszuzeichnen gedenke, den vollen unge-
schmälerten Genuß aller bürgerlichen
Rechte zugestehen und eine solche Aus»
zeichnung würde er jeder Standeserhe«
bung vorziehen. Obgleich der dama>
lige Oberstburggraf von Böhmen Graf
Ehotek für diese Idee sehr einge»
nommen war, stieß sie doch bei den
Wiener Hofstellen auf Widerstand. Die
Brüder Moses und Leopold (Iuda)
P. wurden aber mit Diplom vom
8. Juni 1841 in den österreichischen
Adelstand erhoben. Als im Jahre 1866
Se. Majestät der Kaiser F ra nz I o sep h
Böhmen bereiste, beehrte auch Er die
die Fabrik zu Smichov mit einem Be>
suche und M oses P. konnte darauf hin»
weisen, daß er bereits dem dritten
Monarchen im Etablissement als Führer
zu dienen die Ehre habe. Kurze Zeit
darauf wurde ihm das Ritterkreuz deö
Franz Ioseph.Ordens zu Theil. Aber nicht nur als I n d u s t r i e l l e r und
Kaufmann erwarb sich Moses P. einen
geachteten und gekannten Namen, son»
dem auch als Humanist wird er den
armen Bewohnern der Stadt Prag, durch
seine Stiftung, die Iosephstädter Klein»
kindeibewahrcmftalt, deren Director er
bis an sein Lebensende war, unvergeßlich
bleiben. Es ist dies eine Anstalt, in
welcher 120 Kinder, ohne Unterschied
der Confession, nicht nur nach der be-
wähltesten pädagogischen Methode be.
aufsichtigt und unterrichtet, sondern auch
unentgeltlich den größten Theil des
Jahres hindurch beköstigt werden. Im
Jahre 1883 war P. Mitglied der Zoll-
Conferenz in Wien. Für das öffentliche
Leben bewahrte er bis in sein höchstes
Greisenalter stets das regste Interesse
und bekannte sich offen und unerschrocken
zur liberalen deutschen Verfassungspartei.
Als Moses P. am 16. October 1868
seine goldeneHockzeit feierte, spendetendie
Gnkel desselben den Betrag von 1800 ss.,
der von ihm gegründeten Iosephstädter
Kleinkinderbewahranstalt in Prag, mit
der Bestimmung, daß jährlich am
16. October zum Andenken an diese
Feier ihrer Großeltern drei Kinder voll'
ständig bekleidet und für 172 Kinder ein
Festessen bereitet werde. Fünf Jahre
überlebte Moseö P. noch dieses Fest, er
starb im 89. Lebensjahre. — Sein
Bruder Ueopold betrieb zuerst einen
kleinen Liqueurhandel, ehe er sich, wie
oben erwähnt, mit seinem Bruder
Moses geschäftlich verband. 1840
gründete er im Vereine mit Moses
eine Porzellanfabrik zu Ehodau be! Ell»
bogen, deren Betrieb hauptsächlich er
leitete und welche es bereits im Jahre
1883 dahin gebracht hatte, daß sie sich
auf der damaligen Pariser Ausstellung,
mit Ausnahme der allerersten Häuser,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon