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Hwtocki 162
Dieses ungeheure Werk sollte mit dem
Zugedeö Dar iuS nach Szythien beginnen
und mit dem zehnten Jahrhunderte nach
, Christ! Geburt abschließen und dieser Zeit«
räum von etwa 1» Jahrhunderten in L9Vü>
chern behandelt werden. Als erster Band
dieses umfangreichen Sammelwerkes erschienen
im Iah« 1793 die „0kla2iy.ue2, msmoirsn
et reowroKes« stie Titel seiner Schriften
f°l«en weiter unten). In der Ausführung
diese« Gedankens wurde jedoch der Graf
durch neue Reisen unterbrochen, die freilich
wieder auch zur Aufsuchung von Materialien
für sein Geschichtswerk nöthig wurden, wenn«
gleich ihn auf denselben vielfache Gegenstände
von ihm wichtigen Interesse immer wieder
abzogen. So begab er sich denn im Jahre
1792 von Neuem auf Reisen, und zwar nach
Deutschland, wo ei mehrere Jahre hindurch
theils bei dem Prinzen Heinrich von Pieu«
ßen, der ihn hochschätzte, theils in Wien,
theils auf gelehrten Ausflügen in verschiede.
nen deutschen Städten verlebte. Auf denselben
uerweilie er auch einige Zeit, im Jahre 17Y4,
in Niedersachsen, dann in Mecklenburg, in
den Umgebungen von Hamburg und Lübeck,
überall nach den Spuren und Resten des
SlaUenthums, die dort sich vorfanden, for>
schend. Im Jahre 178? wendete Graf Io>
hann sein Augenmerk anderen Objecten zu.
Cr war nunmehr russischer Unterthan ge>
worden und wollte die entfernten Gebiete
dieses großen Reiches kennen lernen; um die
Uebellieferungen Herodot's und anderer
alter Schriftsteller an Ort und Stelle zu
prüfen, unternahm er im Jahre 1798 eine
wissenschaftliche Reise nuch dem Kaukasus,
wo er ein ganzes Jahr, mit ethnographischen
Forschungen beschäftigt, verlebte. Nach seiner
Rückkehr begab er sich nach St, Petersburg,
um die Ergebnisse seiner Forschungen nieder«
zuschreiben und ihren Druck zu überwachen.
Kaiser Alexander I. , dem Forscher in be>
sondeier Huld zugethan, ernannte ihn zu
seinem geheimen Rathe und wies ihn dem
Departement der auswärtigen Nngelegenhei»
ten zu, während zahlreiche gelehrte Akademien
des Auslandes ihm ihre Diplome übersandten.
Im Jahre 1803 unternahm er — und dieses
Mal zunächst zur Stärkung seiner durch viele
Strapazen hart angegriffenen Gesundheit —
eine Reise nach Italien, wo er fast das ganze
Jahr verweilte. Nach seiner Rückkehr nach
Petersburg wurde er in der Eigenschaft eines
Obmannes der gelehrten Section, der großen Hwtocki
russischen Gesandtschaft zugewiesen, welche
unter Führung des Grafen Golowk in
nach China bestimmt war, um mit dem
himmlischen Reiche neue Handelsuerbindun>
gen zu eröffnen. Aber feindselige Einflüsse
vereitelten dieses große Vorhaben und Po.
toct i mußte, wie die übrigen Mitglieder der
Gesandtschaft, in Kiachta Halt machen. Die
folgenden Jahr« 1«08 und 1809 brachte P.
auf seinen Gütern in Volhynien, vornehm»
lich in Tulczyn, den Winter aber in Krze>
mieniec zu, wo er in der dortigen Lnceal«
Bibliothek, .die ihm manche Bereicherung
verdankt, fleißig arbeitete. Im Jahre 18IN
kehrte er nach Petersburg zurück und beschaf»
tigte sich theils mit historischen Arbeiten,
theils mit der Redaction der dort erscheinen»
den französischen Zeitung: „I^o Non8«i>v»tüur
Iiupörwi", welche viele Artikel aus seiner
Feder enthält. Nach dem Kriege des Jahres
1812 zog er sich aber ganz auf seine Güter
zurück und lebte auf denselben in Podolien,
Volhynicn und der Ukraine, in den letzten
Lebensjahren eine Neute tiefst« Schwermuch,
von welcher umnachttt, er nuch, erst l!i Inh^
alt, sein Leben endete. Groß ist die Zahl
seiner Schriften, deren größerer Theil dir
Erforschung der Geschichte slavischer Volker
gewidmet ist. Jene, welche dir Chronologie
und die alle Geographie dersolbm brhandeln,
fanden in dcr gelehrten Welt. selbst im Aus»
lande, unbedinnte Anerkennung, Wie schon
bemerkt worden, schrieb er Allee in franzüsi»
s»cher Sprache und ließ, in besonderer Eigen»
thümlichkcit, von seinrn uerschiednmi Werke»
nicht größere Auflagen als von i«ü Eremftlaren
machen, weschalb dieselben so seilen sind, daß
sie selbst in größeren Bibliotheken nicht vor>
gefunden werden. Die Titel leiner Schriften
sind- „VoynF« an 'ä'unMu, «n
lait «n 1784« (VVaruelmu 17««, N°.);
eättion, 2>>» rüvuo, «nrr!ti<,,u nt außm
6o voMßü on IlollkNäiü lait iwnäant I»
!-6v,)IuUoi^ 1787« (Warschau !7«i>, K".), eine
polnische Uebersehung der zwritm Ausgabe
erschien ebenda im Jahre 17«9 und dann
in Krakau im Jahre 184U; — „Nksai
Luv 1'KI«to!r<z uulvor8«1Iu ot rucküroko»
nur LLlIa clo In, 8krinu.ti«" (Vreslau I?8s,
4°.; auch in 2 Bänden Warschau 1?«!', 8°.);
— „Ns«»l ü'apilorismos uur 1», lidsrtö"
(Warschau I?9l, 4«.); — «Va^sso a»u«
1'üinM'« clo blzro« ln.lt on 1'lmuöo 1791.
Luivi üu vo^l^FN <I« Ilalu», rü«!t oi'iontlli"
(ebd. 1732, 8«.)! — „«In'nniyna«, Nümol-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon