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Prandstätier 194 Prandstätter
Säur au den Vorsitz führte. Prand
statter wurde natürlich auch schuldig
befunden und wessen, erfährt.man aus
seimm Urtheil, worin es unter anderen
heißt, daß er. „statt... das Glück
einer sanften Regierung zu erkennen, sich
vielmehr zn Menschen gesellte, welche bos
hafte Pläne zum Umstürze der gegen
wärtigen Staatsverfaffung entwerfen
zu dem Ende geheime Verbinduügszeichen
in Vorschlag brachten, aufrührerische
Schriften verfaßten und in Umlauf sehten
und selbst dem Feinde des Staates eine
Kriegsmaschine in verrätherischer Absicht
überschickten I er hatte von allen diesen
bösen schändlichen Unternehmungen nicht
allein volle Wissenschaft,'sondern nahm
durch Ueberseßung und Verbreitung auf»
rührerifcher Schriften auch werkthätig
Theil daran ..." Nachdem sich derselbe"
— wie es im Urtheil ausgesprochen ist —
„einer wirklichen Theilnahme cm dem
Verbrechen des Landeöverrathes schuldig
gemacht hat. so ist folgendes gesetz»
mäßiges Urtheil über ihn gefällt worden:
Derselbe soll nach vorläufiger Ent-
"setzung uon seinem Amte und Einziehung
seines Vermögens, durch drei aufeinander
folgende Tage, jedesmal eine Stunde
lang mit einer ihm von der Brust hän>
genden und sein Verbrechen durch die
Worte: Theilnahme an Landes,
verrath anzeigenden Tafel auf der
Schandbühne öffentlich ausgestellt, so
hin durch dreißig Jahre zum lang-
wierigen schwersten Gefängnisse zweiten
Grades auf einer Festung angehalten lind
demselben dieses Urtheil öffentlich ange-
kündigt werden«. Ob P. seine Strafe
überlebt oder während Abbüßung der.
selben gestorben, ist nicht bekannt. —
Außer ihm wurden als des Complotes
theilhaftig verhaftet und verurtheilt:
Hauptmann und Professor Bl l löki>n! der Cadetenschule in Wiener »Neustadt,
bei dem man ein förmliches Archiv ge>
funden haben will; ein gewisser Gi>
loffsky, der sich im Gefängnisse selbst
erdrosselte^ Titular-Negierungsrath Franz
Oot thardy: der Lemberger Polizei»
Obercommissär Franz Xaver von Trol l ' ,
der bürgerliche Handelsmann und
Inhaber eines Glückhafens Johann
Hacket, dessen Frau Vlumauer's
Geliebte war, Heinrich Ie l l ine,Pr i>
uatlehrer, alle vier zu dreißigjähriger
Festung vsrurtheilt, Andreas Freiherr von
Riedl zu sechzigjährigem! schwersten
Gefängnisse verultheilt, und Franz uon
Heben streit, Plcch'Oberlieutenant von
Wien, an dem am 8. Jänner 1798 das
Todesurtheil durch den Strang voll»
zogen wurde. Bezüglich Prandstät.
ter's berichtet die Zeitgeschichte noch,
daß sich Graf Gaurau durcb sein
Betragen in dieser Angelegenheit ge>
schändet habe. Wenige Tage nämlich,
bevor Pra nd statte r, mit dem Graf
Saurnu von Jugend auf befreundet
war, eingezogen worden, hatte ihm eben
Graf Saurau , der von der ganzen
Sachlage mit dem Complut aki Poli-
zei-Vicepräsident. in Kenntniß war, die
Versicherung gegeben, daß P. nichts zu
fürchten habe. Schließlich sei noch eines
mit Prand statt er in Nerbindnng
stehenden sprichwörtlichen Wiener Witzes
gedacht. Als nämlich Hackel und
Prand stätter auf der Schandbühne
standen, witzelte und verfette das Iaco»
biner riechendeVolk.' „Mein lieberHackel.
daö ist ein Spektakel, mein lieber
Prandstätter, das ist ein Wetter",
welche Verse noch heutzutage bei scherz,
haften, Anreden, Begegnungen im schlech«
ten Wetter u. f. w. in Wien üblich sind
(Gr äffer, Franz), Francisceischc Curiosa ob«
ganz besondere Denkwürdigkeiten aus der Le<
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon